Finanzen

Schweizer Notenbanker: Bargeld ist notwendig zur Wert-Sicherung

Der frühere Chef der Schweizerischen Notenbank bricht eine Lanze für das Bargeld. Es sei ein probates Mittel zum Werterhalt. Hinter der Abschaffung dere großen Scheine stehe der Versuch, die Leute zum Konsum zu bewegen.
06.06.2016 00:14
Lesezeit: 2 min

Ende 2018 soll der 500-Euro-Schein aus dem Verkehr gezogen werden. Das bekräftigte EZB-Chef Draghi in dieser Woche noch einmal. Die Aktion der EZB hat nicht nur im Euroraum für Aufmerksamkeit gesorgt. Auch in der Schweiz und den USA setzt man sich mit diesem Plan auseinander. Tatsächlich hat der EZB-Plan dazu geführt, dass die internationale Forderung, auch den 1.000-Franken-Schein abzuschaffen, lauter geworden ist.

Als Argument der EZB und auch der Politiker wird gemeinhin angegeben, dass diese hohen Notenscheine meist nur von Kriminellen genutzt werden. Außerdem, so die Kritiker, würden die normalen Bürger von einer derartigen Maßnahme in ihrem Lebensumfeld kaum tangiert. Der ehemalige Notenbank-Chef, Jean-Pierre Roth, sieht das anders. „Es ist eine Illusion, zu glauben, dass man Kriminalität und Steuerhinterziehung durch das Abschaffen von Banknoten mit hohem Geldwert verringern kann, schreibt er in einer Analyse.

Zwar stimme es, dass die großen Banknoten bei Kriminellem beliebt seien, aber wer die Behörden umgehen will, schaffe das auch ohne diese Banknoten. Er werde andere Zahlungskanäle – wie etwa Bitcoin – finden. Und so sei es „überraschend“, dass ausgerechnet der ehemalige amerikanische Finanzminister, Larry Summers, mehr Transparenz einfordere und die SNB dahingehend unter Druck setze, so Roth. Schließlich seien es ja die USA, die ja selber das CRS-Abkommen der OECD-Länder zum automatischen Informationsaustausch nicht unterzeichnet hätten.

In der FT hatte Summers die SNB aufgefordert: „Als Erstes muss die Welt verlangen, dass die Schweiz aufhört, 1.000-Franken-Noten zu drucken.“ Wer brauche in der heutigen Welt noch Cash für eine legitime Transaktion in der Höhe von 5.000 Dollar, so Summers weiter.

Roth argumentiert weiter, dass die Abschaffung des 1000-Franken-Scheins in jedem Fall auch Auswirkungen auf die Bürger haben würde. Schließlich sei Geld ein Mittel zur Werterhaltung. Gerade bei kleinen Sparern seien diese sehr begehrt, weil „sie es als Möglichkeit erachten, ihr Vermögen zu sichern.“ Es macht die Sparer unabhängig von den Finanzsystemen. „Wollen wir ihre Bewegungsfreiheit einschränken“, fragt Roth. „Wir könnten uns auch fragen, ob nicht der wahre Grund zur Abschaffung der Banknoten mit hohem Nennwert nicht der Wunsch ist, die bereits existierende, finanzielle Repression zu verstärken“, so Roth. Die finanzielle Repression, die „die Sparer benachteiligt, indem sie sie zwingt, negative Zinsen zu ertragen.“

Die geplante Aktion der EZB wird Roth zufolge auch schon deshalb nicht den gewünschten Erfolg erzielen, weil die 500er Noten weiterhin als Zahlungsmittel genutzt werden dürfen, auch wenn neue 500er Noten nicht mehr gedruckt werden. Vielmehr werde das nämlich dazu führen, dass die großen Noten „in der Öffentlichkeit noch begehrter und akribisch gehortet werden“. Und so werde man „sie immer noch unter den Matratzen oder in den Safes finden“, schreibt Roth. In der Schweiz sind das derzeit immerhin etwa 42 Milliarden Franken.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft China-Zölle auf EU-Weinbrand kommen nun doch – das sind die Folgen
04.07.2025

China erhebt neue Zölle auf EU-Weinbrand – und das mitten im Handelsstreit mit Brüssel. Betroffen sind vor allem französische...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gaspreise steigen wieder: Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet
04.07.2025

Nach einem deutlichen Preisrückgang ziehen die europäischen Gaspreise wieder an. Was das für Verbraucher und Unternehmen bedeutet –...

DWN
Panorama
Panorama Schwerer Flixbus-Unfall auf der A19 bei Röbel: Was wir wissen und was nicht
04.07.2025

Ein Flixbus kippt mitten in der Nacht auf der A19 bei Röbel um. Dutzende Menschen sind betroffen, ein Mann kämpft ums Überleben. Noch...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Solarausbauziel in Deutschland bis 2030 zur Hälfte erfüllt
04.07.2025

Deutschland hat bereits einen großen Schritt in Richtung Solarenergie gemacht – doch der Weg ist noch weit. Trotz beachtlicher...

DWN
Politik
Politik One Big Beautiful Bill: Das steckt hinter Trumps Steuererleichterungen
04.07.2025

Am amerikanischen Unabhängigkeitstag setzt Donald Trump ein innenpolitisches Zeichen: Mit dem "One Big Beautiful Bill" will er seine...

DWN
Panorama
Panorama Waldbrand Sachsen: Gohrischheide - über 1.000 Einsatzkräfte im Einsatz
04.07.2025

Hitze, Trockenheit und starker Wind: In Sachsen und Thüringen kämpfen Einsatzkräfte gegen massive Waldbrände. Besonders die...

DWN
Politik
Politik Rentenkasse: Neue Mütterrente wohl erst ab 2028 umsetzbar
04.07.2025

Die Ausweitung der Mütterrente sorgt für Diskussionen: Einigkeit herrscht über das Ziel, Uneinigkeit über das Tempo. Millionen Mütter...

DWN
Finanzen
Finanzen Sparen für Kinder: Welche Anlagen sich wirklich lohnen
04.07.2025

Eltern wollen ihre Kinder finanziell absichern, doch viele verschenken Chancen. Statt renditestarker Anlagen dominiert Vorsicht, oft ohne...