Politik

Anleger verlieren Vertrauen in das britische Pfund

Lesezeit: 2 min
13.06.2016 14:16
Das britische Pfund geriet am Montag an den Börsen ebenso unter Druck wie Aktien. Die Anleger gehen wieder einmal auf Nummer Sicher und kaufen Bundesanleihen, Schweizer Franken und Gold.
Anleger verlieren Vertrauen in das britische Pfund

Aus Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen eines EU-Austritts Großbritanniens sind am Montag weitere Anleger aus den Aktienmärkten geflohen. Sie nahmen stattdessen Kurs auf "sichere Häfen" wie Gold oder Bundesanleihen. "Der Optimismus aus dem Frühjahr ist wie weggeblasen, den Börsen steht ein stürmischer Sommer bevor", warnte Jochen Stanzl, Analyst des Online-Brokers CMC Markets, der Agentur Reuters.

Offiziell werden neuen Umfragen angegeben, denen zufolge sich EU-Gegner und -Befürworter knapp zwei Wochen vor der Abstimmung in Großbritannien ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern. Dax und EuroStoxx50 verloren daraufhin jeweils rund 1,2 Prozent auf 9716 und 2876 Punkte. Börsenprofi Markus Huber vom Brokerhaus City of London bezeichnete die Kursverluste der vergangenen Tage zwar als überzogen, warnte aber dennoch vor weiteren Rückschlägen.

Tatsächlich rechnen die Buchmacher nicht mit einem EU-Austritt Großbritanniens. Allerdings schätzen sie die Chancen einer Zustimmung der Briten zur EU nicht mehr ganz so hoch ein. Diese liege bei 68,5 Prozent, teilte der Online-Wettanbieter Betfair am Montag mit. Vorige Woche wurde die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Briten beim Referendum am 23. Juni für eine fortgesetzte Mitgliedschaft in der Europäischen Union entscheiden, noch um zehn Prozentpunkte höher eingeschätzt.

Auch nüchterne Experten gehen davon aus, dass die Folgen eines EU-Austritts durchaus überschaubar sind. Aber die Diskussion über Kurse nährt sich eben aus Spekulationen - von denen viele geschürt werden, um am Ende das Gegenteil dessen zu tun, wohin man die Masse gerade getrieben hat.

Die Nervosität der Investoren trieb den Goldpreis zeitweise auf ein Vier-Wochen-Hoch von 1286,30 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Für Briten war das Edelmetall mit 909,83 Pfund sogar so teuer wie zuletzt vor rund drei Jahren. Der Hauptgrund hierfür war dem Analysten Daniel Smith vom Research-Haus Oxford Economics zufolge die Abwertung der britischen Währung.

Das Pfund Sterling fiel um rund eineinhalb US-Cent und war mit 1,4116 Dollar so billig wie zuletzt vor rund zwei Monaten. Gleichzeitig stiegen die Kosten zur Absicherung gegen Kursturbulenzen der Währung auf ein Rekordhoch. Einige Anleger schichteten ihr Geld in Schweizer Franken um. Dies drückte den Kurs des Euro auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief von 0,9630 Franken. Zur japanischen Währung markierte die Gemeinschaftswährung mit 118,97 Yen sogar den tiefsten Stand seit fast dreieinhalb Jahren. Deren Aufwertung schürt Börsianern zufolge Spekulationen auf eine nahende Intervention der Bank von Japan.

Am Anleihemarkt blieben die als sicher geltenden zehnjährigen deutschen Titel gefragt. Ihre Rendite lag mit 0,011 Prozent zweitweise gerade einmal einen Zehntel Basispunkt über ihrem Rekordtief vom Freitag. Bei den britischen Pendants griffen Investoren ebenfalls zu. Mit 1,200 Prozent rentierten diese Papiere so niedrig wie nie zuvor.

Schuldscheine südeuropäischer Krisenstaaten wie Spanien, Italien und Griechenland warfen Anleger dagegen aus ihren Depots. Bei einem Brexit steige die Gefahr eines Auseinanderbrechens der EU, sagte Peter Schaffrik, Chef-Stratege für Europa bei der Investmentbank RBC.

AKTIONÄRE WOLLEN FINANZWERTE LOS WERDEN

Am Aktienmarkt trennten sich Investoren vor allem von Finanzwerten. "Banken sind diejenigen, die am stärksten von einem Brexit betroffen wären", sagte Analyst Zeg Choudhry vom Investmenthaus Lontrad. "Wer in den nächsten zwei Wochen nicht defensiv investiert, muss ziemlich verrückt sein." Sechs der zehn größten Verlierer im EuroStoxx50 kamen aus dem Finanzsektor. Schlusslicht war die italienische Intesa Sanpaolo mit einem Minus von 3,3 Prozent. Deutsche Bank und Commerzbank verloren jeweils etwa zwei Prozent.

Daneben rückte G4S ins Rampenlicht, da der Todesschütze des Massakers von Orlando, bei dem 50 Menschen getötet wurden, ein Angestellter der weltgrößten Sicherheitsfirma war. Eine Überprüfung des 29-jährigen mutmaßlichen Einzeltäters im Jahr 2013 habe keine Auffälligkeiten zutage gefördert, betonte G4S. Die Aktien des britischen Unternehmens fielen um bis zu 8,1 Prozent auf ein Sieben-Jahres-Tief von 172,3 Pence.

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