Finanzen

Rohstoff-Krise: Minenbetreiber haben Tiefpunkt noch nicht erreicht

Die Minenbetreiber weltweit stehen vor großen Herausforderungen. Viele sind überschuldet, bei vielen Rohstoffen herrscht eine Überproduktion. Die volatilen Rohstoffpreise und die anhaltende Verlangsamung des globalen Wachstums zwingen die Minenbetreiber zu weiteren Kurskorrekturen.
14.06.2016 01:25
Lesezeit: 2 min
Rohstoff-Krise: Minenbetreiber haben Tiefpunkt noch nicht erreicht
Marktkapitalisierung der Top 40 vs. bereinigter Preisindex für Rohstoffe. (Grafik: PwC) Foto: Anika Schwalbe

In der Bergbaubranche wird es auch in diesem Jahr zu Umbrüchen kommen. Die wirtschaftliche Lage der meisten Minenbetreiber hat sich eher noch verschlechtert als verbessert. Etliche kämpfen ums Überleben und haben bereits mit dem Verkauf ihrer Vermögenswerte begonnen. Das erste Mal wurde unter den Top 40 Minenbetreibern im vergangenen Jahr ein „kollektiver Nettoverlust“ in Höhe von 27 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, zeigt der aktuelle Mine Report von Pricewaterhouse Cooper (PwC).

Um 25 Prozent gingen die Rohstoffpreise im Jahresvergleich zurück. Die Marktkapitalisierung der Top 40 lag Ende 2015 bei 494 Milliarden Dollar: ein Minus von 37 Prozent bzw. 53 Milliarden Dollar gegenüber 2014. Damit wurden alle Gewinne aus den Boom-Jahren zunichte gemacht. Glencore, Vale, Freeport und AngloAmerican wurden im vergangen Jahr am stärksten getroffen. Sie mussten insgesamt eine Wertminderung um 36 Milliarden Dollar hinnehmen.

Die größten Verluste verbuchten die Preise für Nickel im vergangenen Jahr (-41 Prozent). Die Preise für Eisenerz fielen um 40 Prozent, Gold um 14 Prozent. „Das vergangene Jahr war zweifelsohne eine Herausforderung für den Bergbau“, sagt Jason Burkitt von PwC. „Für einige ist es ein Kampf ums Überleben, der noch Schließungen und Abverkäufe zur Folge haben wird.“ Immer mehr Investoren ziehen sich bereits aus der Branche zurück, was die aktuelle Situation der Minenbetreiber noch verschärft.

Die Branche spart und spart. Immerhin ist es den Top 40 insgesamt trotz höherer Produktion und niedrigen Beschaffungspreisen gelungen, die Betriebskosten um 17 Prozent zu reduzieren, so der Mining Report. Allein in der australischen Region Mackay sind in den vergangenen Jahren 4.656 Jobs in der Bergbaubranche verloren gegangen, so die Construction, Forestry, Mining and Energy Union. Vor allem Glencore und BHP haben Stellen gestrichen.

Gerade mit Blick auf die Geschehnisse in China ist davon auszugehen, dass die Branche weitere Einsparungen vornehmen muss. Zwar ist China noch immer beispielsweise für etwa 40 Prozent der weltweiten Kupfernachfrage und für 70 Prozent der Eisenerznachfrage verantwortlich. China ist der weltgrößte Importeur von Rohstoffen. Doch Chinas Importe brachen 2015 um 14,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ein. Die Exporte gingen um 2,8 Prozent zurück.

Doch der Übergang von einer Industrienation hin zu mehr Dienstleistung wird die Nachfrage in den kommenden Jahren weiter senken. Dieser Effekt wird jedoch zeitlich verzögert die Branche erreichen. Aktuell sind immerhin 12 chinesische Unternehmen unter den Top 40 der Bergbauunternehmen. Mittlerweile sind 19 der Top 40-Unternehmen aufstrebende Firmen, die den alteingesessenen Riesen Konkurrenz machen.

2016 gingen die Einnahmen der Minenbetreiber von 678 Milliarden Dollar (2014) auf 539 Milliarden Dollar zurück. Mehr als 80 Prozent der Einnahmen generierten die Unternehmen aus dem Abbau von Kupfer, Kohle, Eisenerz und Gold. Während die Produktion von Kraftwerkskohle und Kali zurückging, stieg sie beispielsweise bei Gold um 11 Prozent und bei Eisenerz um 9 Prozent.

In dieser Woche hat Glencore angekündigt, bis 2019 seine australische Kohlemine Tahmoor zu schließen. Außerdem sollen weitere Agrar-Anteile zum Abbau von Schulden verkauft werden. BHP wird sich unterdessen aus der Mine IndoMet Coal zurückziehen und damit komplett den indonesischen Markt verlassen.

Auch viele neue Minenprojekte sind in den vergangenen zwei Jahren in Bedrängnis gekommen. Eine Analyse von Ernst & Young schätzt, dass von 108 Minenprojekten 62 Prozent das Budget überschritten haben (Ende 2014) und damit unrentabel sind.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Kapitalmarktunion im Rückstand: Banker fordern radikale Integration
12.07.2025

Europas Finanzelite schlägt Alarm: Ohne eine gemeinsame Kapitalmarktunion drohen Investitionen und Innovationen dauerhaft in die USA...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauzinsen aktuell weiterhin hoch: Worauf Häuslebauer und Immobilienkäufer jetzt achten sollten
12.07.2025

Die Zinsen auf unser Erspartes sinken – die Bauzinsen für Kredite bleiben allerdings hoch. Was für Bauherren und Immobilienkäufer...

DWN
Finanzen
Finanzen Checkliste: So vermeiden Sie unnötige Kreditkarten-Gebühren auf Reisen
12.07.2025

Ob am Strand, in der Stadt oder im Hotel – im Ausland lauern versteckte Kreditkarten-Gebühren. Mit diesen Tricks umgehen Sie...

DWN
Technologie
Technologie Elektrische Kleinwagen: Kompakte Elektroautos für die Innenstadt
12.07.2025

Elektrische Kleinwagen erobern die Straßen – effizient, kompakt und emissionsfrei. Immer mehr Modelle treten an, um Verbrenner zu...

DWN
Finanzen
Finanzen Elterngeld: Warum oft eine Steuernachzahlung droht
12.07.2025

Das Elterngeld soll junge Familien entlasten – doch am Jahresende folgt oft das böse Erwachen. Trotz Steuerfreiheit lauert ein...

DWN
Finanzen
Finanzen Krypto ersetzt Börse: Robinhood bietet Token-Anteile an OpenAI und SpaceX
12.07.2025

Die Handelsplattform Robinhood bringt tokenisierte Beteiligungen an OpenAI und SpaceX auf den Markt. Doch was wie ein Investment klingt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Meta-KI: Facebook-Mutter wirbt KI-Top-Talente von OpenAI ab – Altman schlägt Alarm
12.07.2025

Der KI-Krieg spitzt sich zu: Meta kauft sich Top-Talente, OpenAI wehrt sich mit Krisenurlaub – und Europa droht im Wettrennen um die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deindustrialisierung: Ostdeutsche Betriebsräte fordern Ende von Habecks Energiewende - Industriestandort gefährdet
11.07.2025

Nach dem Verlust von über 100.000 Industriearbeitsplätzen richten ostdeutsche Betriebsräte einen dramatischen Appell an Kanzler Merz....