Politik

Familien Porsche und Piëch: Streit um VW-Dividende vom Tisch

Vor dem Aktionärstreffen bei Volkswagen in der nächsten Woche wurde der Streit um eine mögliche Null-Dividende nun rechtzeitig entschärft. Eine Null-Dividende hätte für große Konflikte bei VW sorgen können. Dabei wäre es vor allem um die starke Stellung des Landes Niedersachsen beim Autobauer gegangen.
17.06.2016 09:59
Lesezeit: 1 min

Kurz vor der Hauptversammlung bei Volkswagen haben die Familien Porsche und Piëch als Großaktionäre einen Streit über die Zahlung einer Dividende für die Aktionäre für beendet erklärt. Demnach streben sie keine Null-Dividende bei dem Autobauer an, wie die Bild-Zeitung (Freitag) berichtete.

Die beiden VW-Aufsichtsräte Hans Michel Piëch und Wolfgang Porsche sagten der Zeitung: „VW sollte aktuell möglichst viel Geld im Unternehmen belassen, um die Dieselthematik zu bewältigen und gleichzeitig die notwendigen Zukunftsinvestitionen finanzieren zu können. Folgerichtig haben wir uns auch für eine geringstmögliche Dividendenzahlung ausgesprochen.“ Die beiden sagten weiter: „Dabei ging es uns ausschließlich um die Zukunft von VW, das heißt, um grundlegende Weichenstellungen. Diese werden nun mit der Strategie 2025 eingeleitet, insofern ist das Thema vom Tisch.“ VW-Chef Matthias Müller hatte am Donnerstag eine neue Konzernstrategie vorgelegt.

Zuvor hatte es Spekulationen geben, die Familien wollten auf der Hauptversammlung von VW am kommenden Mittwoch (22.) durchsetzen, dass keine Dividende gezahlt wird. Es habe darüber „Diskussionen“ gegeben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Konzernkreisen.

Eine Regelung bei VW besagt, dass die bisher stimmrechtslosen Vorzugsaktien stimmberechtigt werden, wenn der Autobauer zwei Jahre hintereinander keine Dividende zahlt. Dies hätte bedeuten können, dass der Einfluss des Landes Niedersachsen bei VW erheblich sinkt. Das Land ist einer der Großaktionäre und hat ein Vetorecht bei allen wichtigen Entscheidungen. Die Familien Porsche und Piëch sind über die Porsche SE Großaktionäre bei Volkswagen.

Vor einigen Wochen hatten im VW-Aufsichtsrat die Vertreter der Familien Porsche und Piëch sowie zwei Vertreter Katars dafür gestimmt, dass für 2015 keine Dividende bezahlt wird. Dies war der Deutschen Presse-Agentur in Konzernkreisen bestätigt worden. VW hatte wegen des Abgas-Skandals den größten Verlust der Firmengeschichte gemacht.

Der Grund sei aber keine geplante Entmachtung Niedersachsens gewesen, hieß es. Vielmehr hätten die Familien das Geld in der VW-Kasse behalten wollen.

Weil im Aufsichtsrat die zwei Vertreter Niedersachsens und zehn der Arbeitnehmer die Familien überstimmten, will VW nun eine Mini-Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 zahlen - in Höhe von 0,17 Euro für jede stimmrechtslose Vorzugsaktie und von 0,11 Euro je stimmberechtigter Stammaktie.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...