Politik

Griechenland: EU-getreuer Finanzminister unter Manipulations-Verdacht

Gegen den ehemaligen griechischen Finanzminister George Papaconstantinou wurden am Freitag Vorwürfe laut, er habe die Lagarde-Liste manipuliert, um Verwandte zu schützen. Drei Personen in dem Umfeld Papaconstantinous seien auf einer geänderten Version der Steuersünder-Liste verschwunden.
28.12.2012 23:38
Lesezeit: 1 min

Immer wieder bestreitet George Papaconstantinou die Vorwürfe, er habe eine Liste mit potenziellen Steuersündern manipuliert, um ihm nahestehende Verwandte zu schützen. Anderen Angaben vor griechischen Medien zufolge sind die vermutlich von der Liste gelöschten Personen bereits anhand von zwei unterschiedlichen Versionen der Steuersünder-CD identifiziert worden. Die CD war von der damaligen französischen Finanzministerin Christine Lagarde an die Griechen übergeben worden, nachdem sie von der HSBC aus der Schweiz verbracht worden war. Danach war die CD kurzzeitig verschwunden. Vor allem die griechischen Sozialisten von der PASOK scheinen ein besonderes Interesse gehabt zu haben, dass die Namen auf der Liste nicht öffentlich werden.

Es handele sich demnach um die beiden Töchter eines Onkels des ehemaligen griechischen Finanzministers sowie einem der Ehemänner. Die griechische Tageszeitung Ta Nea berichtet von mehreren Bankkonten dieser Verwandten Papaconstantinous, auf denen sich  mindestens 1,2 Millionen Euro befinden, die nicht versteuert worden sein sollen.

Eine neue Version der vor zwei Jahren veröffentlichten Lagarde-Liste (mehr hier) erreichte die griechischen Behörden kurz vor Weihnachten. Seitdem versuchen Steuerprüfer herauszufinden, wie sich die Listen unterscheiden und wer sie manipuliert haben könnte. Die Liste enthält die Namen Bankdaten von über 2.000 Griechen.

Sollten sich die Vorwürfe gegen den ehemaligen griechischen Minister als wahr herausstellen, dann könnten die Wellen bis nach Brüssel schlagen und die Technokraten in einen Schockzustand versetzen. Papaconstantinou galt dort als „beliebt, ehrlich und fähig“, schreibt Martina Stevis vom WSJ auf Twitter.

Im Jahre 2010 hatte die EU und der IWF 110 Milliarden Euro locker gemacht, um Griechenland wieder auf die Sprünge zu helfen. Der griechische Finanzminister, der den Geldsegen in Empfang nehmen durfte, hieß George Papaconstantinou. EU Präsident Herman Van Rompuy, damals noch im Vollbesitz seines positiven Denkens, schwärmte am 2. Mai 2010: "Ich bin überzeugt, dass dieses umfangreiche und ambitionierte Programm helfen wird, seine wirtschaftliche und finanzielle Situation und seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern." Die finanzielle Situation von Papaconstantinou dürfte sich in den Jahren danach jedenfalls verbessert haben - im Gegensatz zu der des Landes, für das er verantwortlich war und welches seither in eine tiefe Depression geschlittert ist.

Weitere Themen:

USA: Konsumenten-Zuversicht bricht ein

Währungskrise: Japanischer Yen auf dem Weg zum Kollaps

US-Gericht: Porsche besiegt Hedge Fonds

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis: OPEC-Konflikt eskaliert – Saudi-Arabien warnt vor Marktchaos
11.05.2025

Ein gefährlicher Riss geht durch die mächtige Allianz der OPEC-Plus-Staaten. Statt mit geschlossener Strategie die Preise zu...

DWN
Politik
Politik Kann Deutschland Europa retten? Der neue Koalitionsvertrag offenbart alte Schwächen
11.05.2025

Zum Europatag 2025 richtet sich der Blick erneut nach Berlin. Die Erwartungen an Deutschland sind hoch – nicht nur innerhalb der Union,...

DWN
Finanzen
Finanzen Börsenkrisen: Warum Volatilität kein Risiko ist
11.05.2025

Wenn die Börsen Achterbahn fahren, zittern viele Anleger. Doch Panik ist oft der schlechteste Berater – denn was aussieht wie ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Strategien für Krisenzeiten: Wie Sie jetzt Ihre Unternehmensleistung steigern
11.05.2025

Steigende Kosten, Fachkräftemangel, Finanzierungsdruck – viele KMU kämpfen ums Überleben. Doch mit den richtigen Strategien lässt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft USA vor Energieumbruch: Strom wird zum neuen Öl – und zur nächsten geopolitischen Baustelle
11.05.2025

Ein fundamentaler Wandel zeichnet sich in der US-Wirtschaft ab: Elektrizität verdrängt Öl als Rückgrat der nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bill Gates verschenkt Vermögen – Symbol einer neuen Weltordnung oder letzter Akt der alten Eliten?
11.05.2025

Bill Gates verschenkt sein Vermögen – ein historischer Akt der Großzügigkeit oder ein strategischer Schachzug globaler Machtpolitik?...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Made in America“ wird zur Hypothek: US-Marken in Europa auf dem Rückzug
11.05.2025

Eine neue Studie der Europäischen Zentralbank legt nahe: Der Handelskrieg zwischen den USA und der EU hat tiefgreifende Spuren im...

DWN
Finanzen
Finanzen Tech-Börsengänge unter Druck: Trumps Handelskrieg lässt Startup-Träume platzen
10.05.2025

Schockwellen aus Washington stürzen IPO-Pläne weltweit ins Chaos – Klarna, StubHub und andere Unternehmen treten den Rückzug an.