Die Deutsche Bank warnt vor einer Übernahme von US-Standards bei der Regulierung von Geldhäusern in Europa, wie Reuters berichtet. „Wir in Europa sollten selbstbewusst genug sein, Regeln aufzustellen, die zu uns passen“, sagte Vorstandschef John Cryan am Dienstag bei einem Wirtschaftskongress in Berlin. Die Voraussetzung dies- und jenseits des Atlantiks seien unterschiedlich. Die US-Banken hätten sich nach der Finanzkrise auch wegen ihres starken Heimatmarktes schneller erholt. Es sei zwar richtig, dass die Politik als Lehre aus der Krise das Finanzsystem sicherer machen wollte und höhere Eigenkapital-Polster verlangt hätte, seit einiger Zeit belaste die internationale Regulierung die europäische Finanzbrachen aber überproportional.
Die verschiedenen Auflagen der Bankenaufseher erschwerten es den Instituten, Unternehmen zu finanzieren. Was in der Öffentlichkeit als Strenge gegenüber den Banken beklatscht werde, treffe am Ende die Firmenkunden und damit die Quelle für Wachstum. Er wolle die Regulierung nicht wieder zurückdrehen, sagte Cryan. Die Banken dürften in Zukunft nicht mehr auf Hilfe des Staates angewiesen sein. Jetzt brauche die Branche aber Sicherheit: „Es sollte nicht im Tempo der vergangenen Jahre weitergehen.“ Bestehenden Regeln sollten zunächst wirken.
Sorgen bereiten Cryan und anderen Bankern vor allem Pläne des Basler Ausschusses, den Einsatz interner Modelle einzuschränken. Mit diesen Modellen berechnen Geldhäuser, mit wie viel Eigenkapital sie bestimmte Geschäfte unterlegen. In Deutschland sei diese Möglichkeit wichtig, da die Ausfallquoten etwa bei Immobilienkrediten deutlich geringer seien als in den USA, sagte Cryan kürzlich bei einer Investorenkonferenz in New York. Falls deutsche Banken für diese Geschäfte wegen neuer Regeln künftig deutlich mehr Eigenkapital verhalten müssten, würde das Geschäft „in einem der sichersten Bereiche des Bankings“ nicht mehr funktionieren, warnte Cryan.