Deutschland

Niedersachsen: Staatliche Förderung für Paare mit Kinderwunsch

Lesezeit: 2 min
30.12.2012 00:55
Ab dem 1. Januar 2013 werden in Niedersachsen Paare mit unerfülltem Kinderwunsch finanzielle Förderung erhalten. Das Land arbeitet dabei mit Familienministerin Kristina Schröder zusammen. Die Auswirkungen des Millionenprogramms sind allerdings völlig unbekannt.
Niedersachsen: Staatliche Förderung für Paare mit Kinderwunsch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Niedersachsen beteilige sich an einem Bundesprogramm zur Unterstützung von Paaren mit unerfülltem Kinderwunsch, berichtet das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Ab dem 1. Januar 2013 würden der Bund und das Land Niedersachsen zusammen bis zu 50 Prozent des Eigenanteils der betroffenen Paare bereitstellen. Und da die Krankenkassen bereits seit 2004 die Hälfte der anfallenden Kosten finanzieren, müssen betroffene Paare ab 1. Januar in der Regel nur noch ein Viertel der Gesamtkosten übernehmen.

Allein das Bundesland Niedersachsen stellt für das Programm zur Kindeswunsch-Erfüllung rund 1,7 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung. Neben einer verbesserten finanziellen Förderung betroffener Paare bei reproduktionsmedizinischen Behandlungen wird es auch eine Bundesinitiative „Hilfe und Unterstützung bei ungewollter Kinderlosigkeit“ geben. Dabei gehe es einerseits um „Beratung und Begleitung“, andererseits um eine Enttabuisierung des Themas Kinderlosigkeit. Dazu habe das Bundesfamilienministerium bereits eine neue Internetseite gestartet.

„Beinahe jedes zehnte Paar zwischen 25 und 59 ist ungewollt kinderlos“, erklärte Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ihr Vorgehen. „Wir müssen uns darum kümmern, dass aus den vorhandenen Kinderwünschen auch öfter Wirklichkeit wird.“ Es sei dahingestellt, ob „wir“ uns tatsächlich um die Kinderwünsche einzelner Mitbürger kümmern müssen. Doch der staatlich geförderte Versuch der Kinderwunscherfüllung wird unbeabsichtigte Konsequenzen mit sich bringen.

Vor allem ist völlig unklar, wie der Mißbrauch bei einem solchen Programm verhindert werden soll. Tatsächlich könnte es dazu kommen, dass es in Deutschland künftig eine staatlich finanzierte Partner-Beratung geben könnte. Ob eine Förderung zurückgezahlt werden muss, wenn sich nach der Beratung der Kinderwunsch als doch nicht mehr ganz so dringend herausstellen sollte, ist nicht bekannt.

Auch die volkswirtschaftlichen Folgen sind problematisch: Denn wenn man den Preis eines Angebots senkt, wie in diesem Fall auf 25 Prozent, dann erhöht sich die Nachfrage. Es ist also damit zu rechnen, dass mehr Paare als bisher versuchen werden, sich den Kinderwunsch zu erfüllen. Denn der Versuch kostet sie jetzt weniger, und diese Konsequenz ist ja von Schröder sogar ausdrücklich erwünscht. Sie erwähnt allerdings nicht die Gefahr, dass Paare nun einen Anreiz haben, länger mit dem Kinderkriegen zu warten. Wenn es nämlich später Schwierigkeiten beim Kinderkriegen gibt, dann zahlen ja andere für ihre Unterstützung.

Eine weitere unbeabsichtigte Konsequenz von Schröders Politik besteht darin, dass eine vergrößerte Nachfrage den Preis verändern kann. Wenn also jetzt die Nachfrage nach medizinischer Hilfe beim Kinderkriegen steigt, wird auch der Preis dafür steigen. Paare werden also insgesamt deutlich mehr nur als ein Viertel der normalen Kosten zahlen müssen, die ihnen ohne Unterstützung entstehen würden.

Profiteure der neuen Gesetzeslage sind erstens die Produzenten der entsprechenden medizinischen Güter und Dienstleistungen, zweitens die betroffenen Paare und drittens die Politiker und Beamten, die sich mit den Verordnungen und Anträgen befassen und dafür bezahlt werden. Verlierer sind diejenigen, die das Programm über Steuern finanzieren müssen.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland: ZEW-Konjunkturerwartungen fallen erneut deutlich
17.09.2024

Die wirtschaftlichen Perspektiven für Deutschland haben sich im September weiter verschlechtert. Die ZEW-Konjunkturerwartungen der...

DWN
Politik
Politik Sozialabgaben und Bemessungsgrenzen steigen kräftig: Lauterbach will Beitragszahler blechen lassen
17.09.2024

Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat es angedroht: Gutverdiener müssen sich 2025 auf deutlich höhere Kosten einstellen. Neben...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ein neuer China-Schock? Wie neue Exportwellen aus China die deutsche Industrie treffen könnten
17.09.2024

Chinas Wirtschaft scheint dieser Tage unberechenbar. Nun könnte ein neuer China-Schock die Kernindustrie Europas bedrohen. Wie groß ist...

DWN
Finanzen
Finanzen DSV ist ein Börsenwunder: Gewinn von rund 76.100 Prozent
17.09.2024

Keine andere dänische Aktie kann es mit der DSV-Aktie aufnehmen, wenn es um die Rendite geht. Eine Übernehme von DB Schenker baut diese...

DWN
Politik
Politik Merz wird Kanzlerkandidat der Union
17.09.2024

CDU-Chef Merz und CSU-Chef Söder haben sich in der Kanzlerkandidatur für Merz entschieden. Für den Mittag haben sie zu einer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Intel stoppt Megaprojekt: Zweifel an Staatshilfen wachsen
17.09.2024

Der US-Chiphersteller Intel stoppt den Bau seiner Fabrik in Magdeburg, trotz zugesagter Staatshilfen im Umfang von 9,9 Milliarden Euro....

DWN
Politik
Politik Netzentgelte: Bundesnetzagentur plant vorzeitig steigende Gaspreise – bis zu 40 Prozent Erhöhung möglich
17.09.2024

Preistreiber Energiewende: Erdgasnetze werden überflüssig und sollen schrittweise bis 2045 abgebaut werden, doch die Endnutzer müssen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel: Weg frei für Fachkräfte aus Kenia – eine „Win-win-Situation“?
17.09.2024

Mit der Begründung, dass Deutschland Fachkräfte am Arbeitsmarkt fehlen, hat die Bundesregierung ein Anwerbungsabkommen mit Kenia...