Finanzen

Brexit als Startschuss für Spekulationen gegen das britische Pfund

Die Helaba geht von einer deutlichen Abwertung des britischen Pfund aus. Die Entwicklung wird den Briten zwar bei den Exporten helfen, ist jedoch auch eine Einladung für Spekulanten. Schon einmal hatte George Soros das Pfund in die Knie gezwungen.
06.07.2016 01:10
Lesezeit: 1 min

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

In einer interessanten Analyse befasst sich die Helaba mit der Wechselkursentwicklung des britischen Pfund:

Die Wähler haben gesprochen, und am meisten überrascht zeigen sich offensichtlich die Befürworter eines Brexit. Nach dem Rücktritt von Premierminister Cameron erklären sich erst mit einiger Verzögerung einige bereit, für die Nachfolge im September zu kandidieren. Innenministerin Theresa May gilt als wichtigste Anwärterin aus dem Lager der EU-Befürworter. Nach dem überraschenden Verzicht des ehemaligen Londoner Bürgermeister Johnson haben auch die Chancen für Justizminister Gove gelitten. Die Abgeordnete Andrea Leadsom gilt derzeit als aussichtsreichste Kandidatin der Brexit-Anhänger. Wer auch immer gewinnt, erst dieser neue Premier soll den Antrag auf den EU-Austritt stellen.

Laut EU-Kommission sollen die Verhandlungen nach einem britischen Antrag beginnen, der wohl frühestens im September eingereicht wird. Die politischen Unsicherheiten könnten selbst ohne potentielle Streitigkeiten zwischen EU und Großbritannien kaum größer sein. Bei der britischen Opposition sieht es kaum besser aus: Die Fraktion der Labour-Partei sprach ihrem Vorsitzenden Corbyn das Misstrauen aus, der weigert sich aber zurückzutreten. Die schottischen Nationalisten erwägen ein neues Unabhängigkeitsreferendum. Derweil gibt es auch Spekulationen, ob der Brexit noch abgewendet werden kann.

Rechtlich bindend ist das Referendum zwar nicht. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dass die Regierung bzw. das Parlament den Volkswillen ignoriert, zumal die politischen Folgen in Form von Parteispaltungen, Verlust von Regierungsmehrheiten etc. noch heftiger ausfallen könnten.

Die Finanzmärkte stabilisierten sich nach dem ersten Schock wieder etwas. Allerdings ist davon auszugehen, dass sich nach der jüngsten Aufhellung die Konjunkturdaten in Großbritannien in den nächsten Monaten erheblich eintrüben – der schwache Einkaufsmanagerindex für den Bausektorgab ein erstes Anzeichen – werden, selbst wenn eine klare Rezession wohl vermieden werden kann.

Die Bank of England wird vermutlich expansive Maßnahmen ergreifen, wie ihr Chef Carney nun andeutete. So sollte eine Zinssenkung nicht überraschen. Schwaches Wachstum, rückläufige Zinsen und eine politische Unsicherheit, die sich zumindest für Großbritannien nicht so schnell wieder auflösen wird, sprechen für eine weitere Pfund-Abwertung. Zudem benötigt das Land aufgrund seines deutlichen Leistungsbilanzdefizits Kapital aus dem Ausland. Langfristige Bewertungsindikatoren signalisieren noch keine Extremwerte, so dass zusätzliches Verlustpotenzial besteht.

Daher wird das Pfund in den nächsten Monaten wohl weiter abwerten. Aufgrund der ebenfalls vorhandenen Unsicherheiten in der Währungsunion wird die britische Währung vermutlich stärker gegenüber dem US-Dollar verlieren als gegenüber dem Euro. Dennoch dürfte der Euro-Pfund-Kurs bis auf 0,90 ansteigen. Ein Pfund könnte von derzeit 1,31 in Richtung 1,10 US-Dollar fallen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Landtagswahlen Baden-Württemberg 2026: AfD liegt vor den Grünen – eine Partei gewinnt noch mehr
09.05.2025

Die AfD überholt erstmals laut Insa-Umfrage die grüne Partei in Baden-Württemberg, die seit 13 Jahren regiert und die größte...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Kunstmarkt: Familienangelegenheiten im Auktionshaus Lempertz - und was Unternehmer davon lernen können
09.05.2025

Lempertz in Köln ist das älteste Auktionshaus der Welt in Familienbesitz. Isabel Apiarius-Hanstein leitet es in sechster Generation. Erst...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnquartiere als soziale Brennpunkte: Armut, Migration und Überalterung – Ghettobildung nimmt zu
09.05.2025

Armut, Migration, Wohnungsmangel, Überalterung und Einsamkeit: Immer mehr Wohnquartiere in Deutschland sind überfordert. Eine neue Studie...

DWN
Finanzen
Finanzen Commerzbank-Aktie auf Rekordkurs nach starkem Quartalsgewinn – und nun?
09.05.2025

Die Commerzbank-Aktie hat zum Start in den Börsenhandel am Freitag zugelegt – und im Handelsverlauf ein neues Jahreshoch erreicht. Das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft EU schlägt zurück: Diese US-Produkte stehen nun im Visier von Brüssel
09.05.2025

Die Europäische Kommission hat eine umfassende Liste von US-Produkten veröffentlicht, auf die im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Daimler-Sparprogramm: Was plant Daimler Truck in Deutschland?
09.05.2025

Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck strebt an, seine Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu erhöhen und hat sich mit dem...

DWN
Panorama
Panorama Endlos-Hitze droht im Sommer: Wetterextreme betreffen jüngere Generationen erheblich stärker
09.05.2025

Endlos-Hitze droht im Sommer - diese Schlagzeile geistert an diesem Freitag durch die Medien. Klar ist, dass die Folgen der globalen...

DWN
Technologie
Technologie Datenfalle USA: Warum viele Unternehmen in Gefahr sind - ohne es zu merken
09.05.2025

Viele Unternehmen übertragen täglich Daten in die USA – und merken nicht, dass sie damit in eine rechtliche Falle tappen könnten. Das...