Finanzen

Export-Rückgang im Mai: Weltwirtschaft steuert auf eine Krise zu

Lesezeit: 1 min
08.07.2016 11:50
Die Weltwirtschaft verliert offenbar weiter an Schwung. Die Exporte deutscher Firmen gingen im Mai deutlich zurück. Mittlerweile sprechen erste Beobachter von der Möglichkeit, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal sogar geschrumpft sein könnte.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die deutschen Exporte sind im Mai wegen der schwachen Weltkonjunktur gesunken. Sie gingen um 1,8 Prozent zum Vormonat zurück, teilte das Statistische Bundesamt am Freitag mit. Das ist der kräftigste Rückgang seit August 2015. Damit endete eine Serie von drei Anstiegen in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hatten einen erneuten Zuwachs von 0,25 vorhergesagt.

„Die deutschen Exporte schleppen sich träge durchs Jahr“, sagte der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. „Außerhalb der EU gibt es aufgrund weltweiter Krisen und niedriger Ölpreise kaum Wachstumspotentiale.“ Der Welthandel hat sich bereits merklich abgekühlt. Hinzu kommen die Sanktionen gegen Russland, die das schwierige Geschäfts-Umfeld für deutsche Exporteure noch verschärfen.

Die schwachen Ausfuhren signalisieren, dass Europas größte Volkswirtschaft nach dem starken Jahresauftakt im Frühling erheblich an Schwung verloren haben dürfte – zumal im Mai auch die Produktion schrumpfte und die Industrieaufträge stagnierten. „Alle Indikatoren signalisieren eine deutliche Verlangsamung“, sagte ING-Ökonom Carsten Brzeski. DekaBank-Experte Andreas Scheuerle schließt nicht aus, dass das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal sogar geschrumpft sein könnte.

Auch die Aussichten für die zweite Jahreshälfte haben sich mit dem Brexit-Votum der Briten verdüstert. Der DIHK rechnet für die nächste Zeit mit einem kräftigen Rückgang der Exporte nach Großbritannien. Einer DIHK-Umfrage zufolge planen viele der 5600 befragten Unternehmen bei Töchtern in Großbritannien nun Personalabbau und eine Kürzung der Investitionen. „In Großbritannien müssen schnellstmöglich Entscheidungen getroffen werden, um wieder Stabilität zu schaffen“, forderte der Präsident des Außenhandelsverbandes BGA, Anton Börner. „Für die deutsche Wirtschaft bedeutet jede Verzögerung und die zusätzlich lange Verhandlungszeit Unsicherheit.“

Großbritannien ist für die deutschen Exporteure der dritt-wichtigste Markt in der Welt nach den Vereinigten Staaten und Frankreich. Im vergangenen Jahr gingen Waren und Güter im Wert von knapp 90 Milliarden Euro dorthin. Viele Manager befürchten Handelshemmnisse nach einem EU-Abschied der Briten.

Etwas besser fällt die Exportbilanz im Vergleich zum Vorjahresmonat aus: Die Unternehmen setzten Waren im Wert von 97,2 Milliarden Euro im Ausland ab, das waren 1,6 Prozent mehr als im Mai 2015. Die Exporte in die EU-Länder legten dabei um 2,1 Prozent zu. Die Ausfuhren in die Staaten außerhalb der Europäischen Union - wie etwa die weltgrößten Volkswirtschaften USA und China - nahm dagegen nur um 0,9 Prozent zu. Die Importe wuchsen um 0,1 Prozent zum Vormonat. Die Exporte übertrafen die Importe Kalender- und saisonbereinigt um 22,2 Milliarden Euro.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Politik
Politik Trump will Panama-Kanal und Grönland
23.12.2024

Trump zeigt sich auf dem AmericaFest kampfbereit. In einer Rede voller provokanter Forderungen greift er zentrale Themen seiner kommenden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Industrien retten: Hubertus Heils Strategien gegen Konjunkturkrise und Arbeitsplatzverlust
23.12.2024

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) sieht in der aktuellen Konjunkturkrise eine massive Gefahr für die industrielle Basis...

DWN
Panorama
Panorama Überraschender Kulturwandel: Liebe zum Bargeld schwindet immer mehr
23.12.2024

Es gleicht einem Erdbeben. Aber auch die Deutschen scheinen die Vorzüge von Plastikkarten beim Zahlen und einlaufen zu schätzen. das...

DWN
Finanzen
Finanzen Antizyklisches Investieren: Lässt sich damit der Markt schlagen?
23.12.2024

Wer antizyklisch investiert, macht das Gegenteil dessen, was die meisten Anleger tun. Ist dabei eine höhere Rendite zu erwarten als bei...

DWN
Politik
Politik Und noch ein europäischer Alleingang: Fico zu Gesprächen mit Putin im Kreml
23.12.2024

Der slowakische Regierungschef Fico zeigt mit einem Überraschungsbesuch im Kreml, dass die EU-Front gegen Russlands Präsidenten Putin...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...