Zum ersten Mal überhaupt hat Deutschland am Mittwoch eine zehnjährige Bundesanleihe mit negativer Rendite ausgegeben. Abnehmer des Papiers bekommen nach Ablauf der zehn Jahre weniger Geld zurück, als sie bezahlt haben – im Durchschnitt 0,05 Prozent. Für Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) bedeutet dies, dass er extrem günstig an frisches Geld kommt. Am Ende muss er weniger zurückzahlen, als er sich geliehen hat. Der Renditeverfall ist Folge der ultraexpansiven Geldpolitik der EZB, die monatlich Staatsanleihen im Umfang von rund 80 Milliarden Euro auf den Märkten aufkauft.
Hintergrund der Entwicklung sind Sorgen an den Finanzmärkten, etwa über die Folgen des Brexit-Votums in Großbritannien und Probleme des italienischen Bankensektors. Deutsche Staatsanleihen gelten als sichere Zuflucht – so sicher, dass Anleger sogar bereit sind draufzuzahlen, um ihr Geld hier parken zu können.
Auf dem sogenannten Sekundärmarkt werden zehnjährige Bundesanleihen bereits seit mehreren Wochen mit negativen Renditen gehandelt. Zudem werden Anleihen mit kürzerer Laufzeit, etwa zwei oder fünf Jahren, seit Längerem mit Negativzins ausgegeben. Am Mittwoch stellte die zuständige Finanzagentur zehnjährige Bundesanleihen mit einem Gesamtvolumen von fünf Milliarden Euro zu null Prozent Zinsen zur Verfügung. 29 Banken gaben dafür Gebote in Höhe von insgesamt 4,783 Milliarden Euro ab. Letztlich erhielten sie Anleihen im Wert von insgesamt 4,038 Milliarden Euro, wie die Finanzagentur mitteilte. Die Durchschnittsrendite lag bei minus 0,05 Prozent.
Mittlerweile sind die Renditen zahlreicher Anleihen in den negativen Bereich gerutscht – vor allem bei zweijährigen oder fünfjährigen Papieren der meisten Eurozonen-Länder, wie aus einer Aufstellung auf pigbonds.info ersichtlich wird. Drei Staaten geben aktuell negative zehnjährigen Anleihen heraus – neben Deutschland auch die Schweiz und Japan.