"Die örtlichen Behörden haben den Zugang zur Basis und auch das Verlassen des Luftwaffenstützpunktes untersagt", erklärte das US-Konsulat. "Bitte vermeiden Sie den Luftwaffenstützpunkt, bis der normale Betrieb wieder hergestellt ist", hieß es weiter. Gründe für die Abriegelung des Stützpunkts durch die türkischen Behörden wurden nicht genannt. Die US-Armee setzte ihre militärische Sicherheitsstufe für die Türkei auf die höchste Position "Delta" hinauf.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums sagte auf Anfrage, das US-Militär habe in Absprache mit dem türkischen Militär die Sicherheitsmaßnahmen vorsorglich um eine Stufe angehoben. Bundeswehrsoldaten dürften sich nicht vom Luftwaffenstützpunkt entfernen.
Das US-Armeekommando für Europa ordnete an, die Sicherheitsstufe in der Türkei auf "Delta" zu setzen, wie aus Militärkreisen in Washington verlautete. Diese Stufe gilt sonst bei einem Terrorangriff oder einer drohenden terroristischen Attacke, wie die Quelle mitteilte. Es werde "jede Anstrengung unternommen, um die Sicherheit unserer Soldaten, Zivilisten, ihrer Familien und unserer Einrichtungen zu gewährleisten".
Die Angriffe gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) von Incirlik aus setzte die US-Armee aus. Aus Washington hieß es dazu, der für die Angriffe genutzte Luftraum sei geschlossen.
Die Bundeswehr ist auf der Basis Incirlik unweit der syrischen Grenze am internationalen Kampf gegen den Islamischen Staat beteiligt. Sie hat dort mehrere Tornados und rund 240 Soldaten stationiert. Die US-Armee hat etwa 1500 Soldaten und mehrere Dutzend Kampfflugzeuge und Drohnen auf dem Stützpunkt. Neben türkischen und britischen Kampfjets gibt es dort außerdem saudiarabische F-16-Kampfflugzeuge.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Samstag in Berlin, das Verteidigungsministerium stehe derzeit in engem Kontakt mit den Soldaten in Incirlik. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums sagte der "Bild am Sonntag", vor dem Haupttor des Stützpunktes seien während des Putschversuchs in der Nacht zum Samstag Schüsse gehört worden. Die Stromversorgung erfolgte demnach über Notstrom-Generatoren.
Um den Stützpunkt gibt es derzeit heftigen Streit zwischen Berlin und Ankara. Ende Juni hatte die Türkei die Erlaubnis für eine Reise von Verteidigungsstaatssekretär Ralf Brauksiepe mit einer Gruppe von Abgeordneten nach Incirlik verweigert - offenbar aus Verärgerung über die Armenien-Resolution des Bundestags. Später durfte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) den Stützpunkt besuchen, allerdings nur ohne Begleitung von Journalisten.
Nach einer dramatischen Nacht mit schweren Gefechten und mehr als 260 Toten hatte die türkische Regierung den Putschversuch am Samstagmittag für gescheitert erklärt. Der starke Mann der Türkei, Staatschef Recep Tayyip Erdogan, forderte die Bevölkerung auf, auf der Straße zu bleiben. Es müsse mit einem "Wiederaufflammen" des Aufstands gerechnet werden, warnte er im Kurzbotschaftendienst Twitter. Sicherheitskräfte nahmen landesweit mehr als 2800 Soldaten unter dem Verdacht der Beteiligung an dem Putschversuch fest.