Finanzen

Bundesregierung verdient Milliarden durch Negativ-Zinsen

Lesezeit: 1 min
01.08.2016 21:19
Die Bundesregierung gehört zu den größten Profiteuren der ultraexpansiven Geldpolitik der EZB. Im ersten Halbjahr nahm das Finanzministerium durch die Ausgabe von Anleihen mit Negativzinsen rund 1,5 Milliarden Euro ein. Für die Sparer und Banken hingegen wird die Luft immer dünner.
Bundesregierung verdient Milliarden durch Negativ-Zinsen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Bundesregierung hat einem Zeitungsbericht zufolge in der ersten Jahreshälfte wegen der Negativzinsen Geld mit neu ausgegebenen Staatsanleihen verdient. Insgesamt habe Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) 1,5 Milliarden Euro an Zinsen von den Geldgebern erhalten, berichteten Medien unter Berufung auf Zahlen des Finanzministeriums. Die Zinsausgaben des Bundes verringerten sich demnach in den ersten sechs Monaten um 27,3 Prozent. Das entspreche einem Rückgang von 9,7 Milliarden Euro auf sieben Milliarden Euro, hieß es.

Derzeit liegen die Zinsen für Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren im Minusbereich. Zuletzt hat Deutschland erstmals eine zehnjährige Staatsanleihe mit einem negativen Zins auf den Markt gebracht, Anleihen mit kürzerer Laufzeit kann der Bund bereits seit längerem zu Geld machen. Hinter der jüngsten Entwicklung steckt die Europäische Zentralbank (EZB), die in großem Stil Staatsanleihen am Markt aufkauft und so die Zinsen drückt.

Schwer getroffen von den Niedrig- und Negativzinsen der EZB werden neben den Sparern auch die Banken. Der jüngste Stresstest zeichnet ein geschöntes Bild der Lage, weil er den Einfluss des extrem niedrigen Zinsniveaus auf die Geldhäuser nicht berücksichtigt. Dies sei jedoch das eigentliche Problem des europäischen Bankenmarktes, sagt der Gründer der Berliner Denkfabrik "Prometheus", Frank Schäffler, in einem Interview mit den Deutschen Wirtschafts Nachrichten:

„Die Geldpolitik der EZB ist die Ursache für die Überschuldungskrise der Staaten und Banken. Die Vernichtung des Zinses durch die EZB und Mario Draghi pervertiert die Marktwirtschaft weil sie den Konkurs und den Marktaustritt verhindert. Korrekturen finden daher viel später statt und Krisen schaukeln sich immer stärker auf. Unser Kuratoriumsvorsitzender Thomas Mayer hat vor kurzem die These aufgestellt, dass die Krise der italienischen Banken heute die Krise der deutschen Banken morgen ist. Die Vernichtung der Zinsen entzieht den heimischen Sparkassen und Volksbanken die Geschäftsgrundlage. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie Probleme bekommen.“

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Ratgeber
Ratgeber Umweltbewusst und günstig: Hondas Leasing-Modell für die elektrifizierten Fahrzeuge von Honda

Der Managing Director der Honda Bank Volker Boehme spricht mit den DWN über die neuesten Entwicklungen im Leasinggeschäft für die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ausstieg aus dem Ausstieg: Schweden baut Kernkraftwerke
30.11.2023

Eigentlich hatten die Schweden per Referendum für das Ende der Kernenergie gestimmt. Doch nun hat das Parlament den Bau weiterer...

DWN
Politik
Politik US-Firmen: Deutschland verliert an Wettbewerbsfähigkeit
30.11.2023

In Deutschland tätige US-Unternehmen blicken mit Sorge auf die Entwicklung des Wirtschaftsstandortes.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Thailand plant neue Route im Welthandel: Welche Rolle kann die deutsche Wirtschaft spielen?
30.11.2023

Thailand will eine Handelsroute zwischen Pazifischem und Indischem Ozean bauen. Kann die deutsche Wirtschaft eine Rolle bei dem Projekt...

DWN
Politik
Politik Henry Kissinger: Zum Tode des Jahrhundertmanns
26.05.2023

Der frühere Sicherheitsberater und Außenminister der Vereinigten Staaten, Henry Kissinger, ist gestorben. Noch im Mai feierte der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Machtkampf bei Thyssenkrupp: Arbeitnehmer kritisieren Wahl neuer Vorstände scharf
30.11.2023

Die Anteilseigner von Thyssenkrupp haben eine Erweiterung des Vorstandes gegen den Willen der Arbeitnehmervertreter durchgesetzt. Diese...

DWN
Politik
Politik Russland liefert Rekordmengen Gas über TurkStream nach Europa
29.11.2023

Über TurkStream fließen derzeit Rekordmengen Gas nach Europa. Doch die militärischen Angriffe auf die Pipeline halten an. Zudem macht...

DWN
Politik
Politik EU-Kommission fordert Europäisierung der Rüstungsbeschaffung
30.11.2023

Komissionspräsidentin von der Leyen will die Rüstungspolitik der EU stärker gemeinschaftlich aufbauen. Die Forderungen finden auch vor...

DWN
Politik
Politik Rechtsgutachten prüft Berliner Sondervermögen
29.11.2023

Die deutsche Hauptstadt bekommt die Folgen der jüngsten Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nun direkt zu spüren. Jetzt prüft...