Die Schulden international tätiger Ölkonzerne sind in den vergangenen beiden Jahren enorm angestiegen. Schätzungen von Bloomberg zufolge liegen sie derzeit insgesamt bei fast 140 Milliarden Dollar. Dies entspricht einer Verdoppelung seit 2014 und sogar einer Verzehnfachung verglichen mit dem Jahr 2008, wie oilproce.com berichtet.
Offenbar haben sich die meisten Unternehmen dazu entschieden, den seit Mitte 2014 bestehenden Ölpreis-Verfall vornehmlich mit Krediten anstatt einer Anpassung der Geschäftsabläufe zu beantworten.
Derweil verschlechterten sich die Geschäftsbedingungen auch im zweiten Quartal zwischen April und Juni weiter. Die Gewinne der meisten Firmen sanken ebenso wie Kapitalflüsse und langfristige Investitionen.
Bei Exxon Mobil brach der Gewinn um 59 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar ein. Die Ölproduktion ging um 0,6 Prozent auf 3,9 Millionen Barrel pro Tag zurück. Unternehmenschef Rex Tillerson sagte, die Geschäftszahlen spiegelten insgesamt das „schwankungsanfällige Umfeld der Branche“ wider. Beim Konkurrenten Chevron entstand ein Verlust von 1,47 Milliarden Dollar - und damit das größte Minus in einem Vierteljahr seit 2001. Noch vor Jahresfrist hatte das Unternehmen 571 Millionen Dollar Gewinn erwirtschaftet. Bei Chevron fiel die Produktion sogar um rund drei Prozent auf 2,53 Millionen Barrel pro Tag.
Das Nettoergebnis von BP ist um 45 Prozent auf 720 Millionen Dollar zurückgegangen. Der Ölriese kündigte an, nun im laufenden Jahr weniger als 17 Milliarden Dollar investieren zu wollen. Um die Kosten zu reduzieren, hatte BP im vergangenen Jahr seine Ausgaben dreimal zurückgefahren und fast zehn Prozent der 80.000 Mitarbeiter entlassen. Shell verdiente im zweiten Quartal mit einer Milliarde Dollar 70 Prozent weniger als vor einem Jahr. Der bereinigte Nettogewinn des französischen Rivalen Total fiel mit 2,2 Milliarden Dollar 30 Prozent niedriger aus. Shells Gesamtschulden liegen bei rund 75 Milliarden Dollar – Ende 2015 waren es noch 26 Milliarden Dollar.
Trotz des schwierigen Umfeldes haben die Unternehmen darauf verzichtet, die Dividenden an die Aktionäre zu kürzen. Bei Exxon seien diese gegenüber dem zweiten Quartal 2015 sogar um etwa 2,7 Prozent angehoben worden, schreibt oilprice.com.
Die Kombination wachsenden Schulden, gleichbleibenden Dividenden, sinkenden Gewinnen und Investitionen dürfte für die meisten Firmen der Branche jedoch nicht allzu lange durchzuhalten sein.