Deutschland

Wohnung gesucht: Deutsche Mieten explodieren nicht

Seit fünf Jahren liest man in Deutschland regelmäßig von horrenden Mieten und knappem Wohnraum. Doch die Mieten sind vielerorts gar nicht so stark explodiert. Ein Blick die Entwicklung der Löhne zeichnet ein anderes Bild. Und die teuerste Stadt ist dann nicht München oder Hamburg, sondern Trier.
20.10.2016 13:37
Lesezeit: 2 min
Wohnung gesucht: Deutsche Mieten explodieren nicht
Größe einer bezahlbaren Mietwohnung bei durchschnittlichen Einkommen. (Grafik: iwkoeln) Foto: Anika Schwalbe

Wohnraummangel, Mietwucher, Immobilienhaie – die Mietpreise haben sich einigen Statistiken zufolge in vielen Orten Deutschlands sich gerade im Zuge der Finanzkrise deutlich erhöht. Sicher sind die Mieten gestiegen, doch die Einkommen der Deutschen darf man hierbei nicht außer Acht lassen. Tatsächlich sind die Mieten in vielen Städten dann nämlich gar nicht so immens gestiegen.

Deutschlandweit haben sich beispielsweise die Mieten im Geschosswohnungsbau seit 2010 um etwa 10,2 Prozent erhöht. Das verfügbare Einkommen der Haushalte ist jedoch stärker gewachsen: um 11,5 Prozent. Das Verhältnis zwischen den Ausgaben für das Wohnen und dem verfügbaren Einkommen bietet einen sehr guten Anhaltspunkt für die Betrachtung der steigenden Mieten. „Darüber hinaus lässt sich aus dem Verhältnis der Mieten und der Kaufkraft ableiten, wie viel Quadratmeter Wohnungsfläche sich ein Durchschnittshaushalt vor Ort leisten kann“, heißt es in einer aktuellen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln:

„So kann sich ein Haushalt mit durchschnittlichem Einkommen im Landkreis Dingolfing-Landau (Bayern) am meisten Mietwohnungsfläche in Deutschland leisten. Hier bekommt dieser bei 25-prozentiger Mietbelastung eine Wohnung mit 126 Quadratmetern“

In dieser Betrachtungsweise sind dann eben auch nicht Städte wie München und Hamburg die teuersten Städte. Tatsächlich sind es die Universitätsstädte Trier, Freiburg, Heidelberg und Würzburg. Hier erhält man mit einer 25-prozentigen Mietbelastung gerade einmal etwa 60 Quadratmeter. Dort müssen die vielen Studenten mit kleiner Kaufkraft verhältnismäßig hohe Mieten für ihren Wohnraum zahlen. In Berlin beispielsweise sind es immer noch 68 Quadratmeter, in München 70 und in Hamburg 68 Quadratmeter. „Im Mittel kann sich ein privater Haushalt heute 94 Quadratmeter an Wohnfläche leisten, wenn er 25 Prozent seines Nettoeinkommens hierfür einsetzt. Das sind 2 Quadratmeter mehr als noch vor sechs Jahren. Nur in 24 Prozent der Kreise kann sich ein Durchschnittshaushalt heute weniger leisten.“

So sind die Mieten in vielen deutschen Regionen zwar gestiegen, aber nicht überall sind die Auswirkungen gleich. Hintergrund der gestiegenen Mieten ist neben der Suche nach Sicherheit bei den Investoren infolge der Krisenjahre auch die demografische Entwicklung in Deutschland. Der Trend ging fünf bis sechs Jahre lang hin zum Leben in der Stadt. Berlins Bevölkerung ist zwischen 2010 und 2016 um 240.000 Einwohner gewachsen, Münchens Bevölkerung um 140.000. Die Nachfrage nach Wohnraum hat die Mieten steigen lassen. „Die niedrigen Zinsen führen darüber hinaus zu einem generellen Anstieg der Nachfrage nach Immobilien“, so die Studie:

„Die Politik muss daher keine neuen Programme initiieren oder die Wohnungsmärkte stärker regulieren. Die Wohnungsmärkte funktionieren, die Bautätigkeit zieht als Reaktion auf die gestiegenen Mieten spürbar an, wenn auch verzögert. (…) Die soziale Wohnungsraumförderung sollte nur gezielt an Standorten eingesetzt werden, wo ein erheblicher Anteil der privaten Haushalte Zugangsschwierigkeiten am allgemeinen Wohnungsmarkt hat.“

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