Bei der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern zeichnet sich eine höhere Wahlbeteiligung ab als vor fünf Jahren. Bis 14.00 Uhr hatten nach Angaben der Landeswahlleiterin 32,8 Prozent der rund 1,33 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimmen abgegeben. Bei der Landtagswahl 2011 lag die Beteiligung zum selben Zeitpunkt bei lediglich 29,8 Prozent. Nicht berücksichtigt waren dabei jeweils die Briefwähler.
Die endgültige Wahlbeteiligung lag 2011 bei 51,5 Prozent. Das war der niedrigste Wert seit 1990.
Bei regnerischem Wetter ist die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern am Sonntag eher ruhig angelaufen. Wie Landeswahlleiterin Doris Petersen-Goes in Schwerin sagte, gab es bis zum Mittag keine besonderen Vorkommnisse. Die dpa sprach zunächst von einer "verhaltenen Wahlbeteiligung" und schrieb, diese "hängt nach Einschätzung von Johannes Waeller, Kreiswahlleiter an der Mecklenburgischen Seenplatte, auch mit einer hohen Zahl an Briefwählern zusammen". So gebe es Wahlbüros, in denen bis zu ein Fünftel der Wähler per Briefwahl abgestimmt hätten, sagte Waeller in Neubrandenburg. Die Mitteilung einer angeblich niedrigen Wahlbeteiligung könnte noch den einen oder andere Stammwähler der etablierten Parteien zum Gang an die Urne bewegt haben. Eine niedrige Wahlbeteiligung nützt traditionell den kleinen Parteien.
Am Vormittag wählten die sechs Spitzenkandidaten der Parteien, denen die größten Chancen auf einen Einzug zugerechnet werden. Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) äußerte sich zuversichtlich, dass die SPD trotz vorhergesagter Verluste wieder stärkste Partei wird.
Wichtig sei, dass viele Menschen zur Wahl gingen und ihre Entscheidung nicht von bundespolitischen Themen abhängig machten. «Es geht um die Zukunft unseres Landes», sagte Sellering, der in Begleitung seiner Familie ins Wahllokal kam. Sellerings Koalitionspartner Lorenz Caffier (CDU) ging mit Frau in Neustrelitz an die Wahlurne.
AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm zeigte sich siegesgewiss. «Wir hoffen auf ein Ergebnis "gut in den 20ern"», erklärte er in Schwerin. Das Abschneiden der AfD wird mit besonderer Spannung erwartet. Sie könnte Umfragen zufolge aus dem Stand mit mehr als 20 Prozent als zweitstärkste Kraft vor der CDU in den Landtag einziehen. Ihr bislang bestes Ergebnis bei einer Landtagswahl erreichte sie im März mit 24,3 Prozent in Sachsen-Anhalt.
Gut 1,3 Millionen Menschen sind aufgerufen, das Parlament für die nächsten fünf Jahre zu wählen. Umfragen sahen die SPD zuletzt mit 28 Prozent vorn. Das wäre ein herber Verlust im Vergleich zur Wahl vor fünf Jahren. Damals siegten die Sozialdemokraten mit 35,6 Prozent.
Würden die Umfrageergebnisse bestätigt, könnten SPD und CDU ihre Koalition fortsetzen. Alternativ könnte es auch knapp für Rot-Rot-Grün reichen. In den letzten Umfragen lagen die Grünen bei 6 Prozent und die Linke zwischen 13 und 15 Prozent. Die Wahl gilt - zusammen mit der Wahl zum Abgeordnetenhaus in Berlin in zwei Wochen - bereits als Stimmungstest für die Bundestagswahl im Jahr 2017.
Nach Einschätzung des Rostocker Politikwissenschaftlers Martin Koschkar ist bisher noch keine Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern so massiv von einem bundespolitischen Thema überlagert worden. Die Themen Flüchtlinge, Zuwanderung und Integration polarisierten. Befragungen hätten gezeigt, dass sie die Wahlentscheidungen in allen Schichten beeinflussten, erklärte er.