Politik

Gefährlich für Russland: Söldner in Syrien wollen Luftabwehr-Raketen

Ein anonymer US-Regierungsvertreter hat gedroht, die islamistischen und internationalen Söldner mit Luftabwehr-Raketen auszurüsten. Das könnte für die russische und die syrische Luftwaffe gefährlich werden. Die Regierung kämpft in Aleppo weiter gegen die Söldner. Der Hisbollah-Chef sagte, das letzte Wort müsse auf dem Schlachtfeld gesprochen werden.
28.09.2016 02:23
Lesezeit: 2 min

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In Syrien setzt die Armee von Präsident Baschar al-Assad zum Sturm auf die von internationalen und islamistischen Söldnern eroberten Gebiete in der Metropole Aleppo an. Nach tagelangen Luftangriffen stießen die Soldaten in einer großangelegten Bodenoffensive auf Stellungen der Söldner an vier Orten gleichzeitig vor, teilte ein hochrangiger Vertreter der Söldner am Dienstag laut Reuters mit.

Angesichts der immer schwieriger werdenden Lage der Söldner drohte ein Vertreter der USA, die Milizen könnten mit Luftabwehr-Raketen ausgerüstet werden, schreibt Reuters.

Die Truppen bewegten sich nach Angaben eines regierungstreuen Milizenkommandeurs unter Führung einer Eliteeinheit in gepanzerten Fahrzeugen auf Rebellengebiete im Osten der Stadt zu, berichtet Reuters. Auch im Südwesten der Stadt wurden Gefechte gemeldet. Zudem griff die Regierung die Palästinenser-Siedlung Handarat im Norden der Stadt erneut an. Rebellen hatten die Soldaten erst am Wochenende wieder aus dem strategisch wichtigen Ort vertrieben. Die Regierung hatte am Montag gemeldet, die Ortschaft erobert zu haben. Offenkundig leisten die Söldner jedoch weiter Widerstand.

Ein Grund für den militärischen Erfolg Assads ist die Unterstützung durch die russische Luftwaffe. Die Söldner und Milizen selbst verfügen über keine Kampfflugzeuge. Das Scheitern der jüngsten Feuerpause könnte nach Einschätzung von US-Regierungsvertretern die Verbreitung von Luftabwehrgeschossen bei Rebellen fördern, spekuliert Reuters. Es steige die Wahrscheinlichkeit, dass Golfstaaten Aufständische mit tragbaren Raketen ausrüsteten, mit denen sie Hubschrauber und Flugzeuge abschießen könnten, sagte ein anonymer Regierungsinsider der Nachrichtenagentur. Dies hätten die USA bislang verhindert. Saudi-Arabien hatte bereits vor Monaten angekündigt, die Islamisten mit Raketen ausstatten zu wollen.

In einem bemerkenswerten Interview, das der deutsche Journalist Jürgen Todenhöfer mit dem al-Nusra-Kommandanten Abu Al Ezz für den Kölner Stadtanzeiger geführt hat, sagte der al-Nusra-Mann:

"Ja, die USA unterstützen die Opposition, aber nicht direkt. Sie unterstützen die Länder, die uns unterstützen. Aber wir sind mit dieser Unterstützung noch nicht zufrieden. Sie sollten uns mit hochentwickelten Waffen unterstützen. Wir gewannen die Kämpfe dank der „TOW“-Raketen. Wir haben durch diese Raketen ein Gleichgewicht mit dem Regime erreicht. Die Panzer haben wir aus Libyen über die Türkei bekommen. Auch die „BMs“ -Mehrfachraketenwerfer. Das Regime übertrifft uns nur mit seinen Kampfflugzeugen, Raketen und Raketenwerfern. Wir haben einen Teil ihrer Raketenwerfer erbeutet und einen großen Teil aus dem Ausland bekommen. Aber wir haben durch die amerikanischen „TOW“-Raketen die Lage in einigen Gebieten unter Kontrolle."

Die al-Nusra-Front ist ein Ableger von al-Kaida. Die UN stufen die Miliz als Terroristen ein. Im Zuge der Gespräche mit den Russen hatten sich Amerikaner zwischenzeitlich von der al-Nusra distanziert und zugesagt, auch gegen diese Terror-Gruppe kämpfen zu wollen. Laut Abu Al Ezz wird die al-Nursa neben den USA von Saudi-Arabien, Katar, Kuwait, der Türkei und Israel unterstützt.

Zwar unterstützt die US-geführte Koalition einige Milizen mit Luftangriffen. Diese beschränken sich jedoch offiziell auf extremistische Gruppen wie den Islamischen Staat (IS). Am Samstag hatte die US-Koalition unter Beteiligung von Großbritannien und Dänemark versehentlich die syrische Armee bombardiert. Unmittelbar nach dem Angriff hatte der IS einen Vorstoß auf den strategisch wichtigen Flughafen von Deir Ez Zoor gestartet.

Die mit dem syrischen Präsidenten Baschar al-Assad verbündete libanesische Hisbollah-Miliz Friedensverhandlungen ab. "Es gibt keine Aussichten für eine politische Lösung. Das letzte Wort muss auf dem Schlachtfeld gesprochen werden", sagte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah der Zeitung "Al-Akhbar".

"Ich selbst bin skeptisch, dass man im Augenblick ... sofort eine Flugverbotszone durchsetzen kann", sagte Merkel in Berlin. Wegen des brutalen Vorgehens gegen die Bevölkerung müsse man immer wieder versuchen, einen Waffenstillstand zu erreichen. Zugleich wies sie den Regierungen in Damaskus und Moskau die Verantwortung für die Kämpfe zu. "Es ist ganz eindeutig an dem Regime von Assad und auch von Russland, einen Schritt zu gehen, damit die Chancen für einen Waffenstillstand und eine humanitäre Versorgung wieder besser werden."

Die Weltgesundheitsorganisation forderte Korridore, um verletzte und kranke Menschen aus den umkämpften Gebieten in Sicherheit zu bringen. Nur noch 35 Ärzte befänden sich in den belagerten Stadtvierteln, in denen mindestens 250.000 Menschen lebten. Teil er Taktik der Söldner ist es, Zivilisten als menschliche Schutzschilde zu missbrauchen, was die militärischen Operationen der syrischen Armee ausgesprochen schwierig macht.

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