Politik

Machtkampf in China eskaliert: Hoffnungsträger Bo Xilai suspendiert

In Peking gerät der Machkampf vor dem anstehenden Generationenwechsel immer mehr außer Kontrolle: Am Dienstag wurde der Spitzenfunktionär Bo Xilai von allen seinen Ämtern suspendiert. Sie Frau wurde gar des Mordes an einem britischen Geschäftsmann bezichtigt. Beobachter schildern die Lage in China als sehr angespannt.
10.04.2012 21:20
Lesezeit: 1 min

In der chinesischen Führung spitzt sich der Machtkampf weiter zu. Am Dienstag wurde völlig überraschend der ehemalige Chef der kommunistischen Partei von Chongqing, Bo Xilai verhaftet. Er galt als einer der Hoffnungsträger in der kommunistischen Partei. In einem dürren Statement meldeten die staatlichen chinesischen Medien, dass Bo wegen „disziplinärer Verstöße“ aus seinen Ämtern entfernt wurde. Schon von einigen Monaten hatte ihn die Parteiführung als Chef des Kommunisten in der Mega-Stadt Chongqing abgesetzt. Über seinen Verbleib gibt es nur Spekulationen, mit einer Anklage wird gerechnet.

Auch Bo’s Frau, Gu Kailai, ist im Zug der offenkundigen Säuberung ins Visier der Staatsmacht geraten: Sie und ein Bediensteter des Hauses wurden verhaftet, weil gegen sie der Verdacht geäußert wurde, sie wäre in die Ermordung des britischen Geschäftsmanns Neil Heywood verwickelt. Der bizarre Fall liegt schon einige Monate zurück. Über den Tod von Heywood hatten die Chinesen unterschiedliche Versionen in die Welt gesetzt: Zunächst hieß es, er sei an „übermäßigem Alkoholkonsum“ gestorben, danach wurde behauptet, er sei einem Herzinfarkt erlegen. Der Fall wurde nicht weiter verfolgt. Heywoods Familie in London zeigte sich von den erhobenen Anschuldigungen fassungslos. Heywood arbeitete als Wirtschaftsberater für Bo.

Bo und seine Frau sind Kinder von anerkannten Helden der Revolution in China. Bo gilt als der vielleicht charismatischste Politiker Chinas. Er hatte sich jedoch mit seiner starken Selbstdarstellung bei der Führung unbeliebt gemacht. Beim jüngsten Volkskongress kritisierte Premier Wen Jiabao Bo, weil dieser eine Art Renaissance des Mao-Kults betrieb. Er gilt als der Sprecher einer neuen Linken in der kommunistischen Partei. In Chongquing war er als einen Art eiserner Herrscher aufgefallen, der auch nach Einschätzung von Kritikern zur Einhaltung von Ruhe und Ordnung zu drastischen Mitteln greifen konnte.

Frau Gu ist Unternehmerin und gilt als Strippenzieherin im Hintergrund.

Unmittelbar nach der Meldung berief die Führung eilig Parteisitzungen ein. Über den Microblogging-Dienst Weibo schilderten Parteimitglieder die Präsenz von Polizeifahrzeugen und hektische Aktivitäten der Partei, um die Lage unter Kontrolle zu halten.

Bo hat mindestens so viele Anhänger wie Feinde. Es ist zur Stunde noch völlig unklar, ob es zu weiteren Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Gruppen kommen wird. Die Lage wird von Beobachtern als sehr angespannt beschrieben. Es ist die Rede, dass dies die schwerste Krise der Partei sei dem Aufstand am Platz des Himmlischen Friedens im Jahre 1989 sei.

Die Machtkämpfe spielen sich im Vorfeld eines historischen Generationswechsels ab: Xi Jinping soll die Parteiführung von Hu Jintao übernehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie ChatGPT-5: So verwenden Sie das neue ChatGPT-Modell
08.08.2025

Open AI erlaubt erstmals tiefe Einblicke in die Denkweise von ChatGPT. Wer die neue Erweiterung nutzt, kontrolliert nicht nur Daten –...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt "Aufstehen, hingehen, machen": Thomas Hintsche verkauft seit 30 Jahren gegrillte Würstchen auf dem Markt
08.08.2025

Seit 30 Jahren verkauft Thomas Hintsche Bratwurst, Steak, Buletten und mehr auf dem Markt. Seine Grillskills hat er perfektioniert, kennt...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis bleibt stabil: USA verhängen Zölle auf Goldimporte – Schweiz im Fokus
08.08.2025

US-Zölle auf Goldimporte versetzen den Markt in Aufruhr. Besonders die Schweiz könnte hart getroffen werden. Während der Goldpreis in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kreditprogramme für den Mittelstand: Neue KfW-Digitalförderung für KMU, Kritik an „Made for Germany“
08.08.2025

Zwei neue KfW-Kreditprogramme unterstützen KMU seit Juli gezielt bei Digitalisierung und Innovation. Unterdessen sorgt die fehlende...

DWN
Finanzen
Finanzen Munich Re-Aktie fällt: Rückversicherer spürt Preisdruck trotz Rekordgewinn
08.08.2025

Die Munich Re-Aktie erlebt nach einem Rekordgewinn überraschend Gegenwind. Trotz starker Halbjahreszahlen dämpfen sinkende Preise und...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verhandeln lernen: Mit Strategie zum Erfolg – jeder kann es mit den richtigen Methoden
08.08.2025

Erfolgreich verhandeln kann jeder – mit den richtigen Methoden. Erfahren Sie, wie Sie mit Strategie, Künstlicher Intelligenz und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bechtle-Aktie hebt ab: Starker Quartalsverlauf beflügelt Anleger
08.08.2025

Die Bechtle-Aktie überrascht Anleger im Börsenhandel am Freitag mit einem kräftigen Kurssprung. Nach Monaten der Flaute deutet vieles...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo: Auftragsmangel hemmt deutsche Wirtschaft weiterhin
08.08.2025

Das Ifo-Institut meldet: Der Auftragsmangel bleibt eine Bremse für die deutsche Wirtschaft. Trotz vereinzelter Lichtblicke in einigen...