Politik

Italiener wollen nicht sparen: Linksruck bei Lokalwahlen

Bei den Lokalwahlen haben die Italiener den etablierten Parteien ganz klar eine Absage erteilt. Der Komiker Beppe Grillo erzielte mit seiner Protestbewegung deutliche Erfolge. Die harten Sparmaßnahmen trieben die Wähler wie in Frankreich und Griechenland in die Arme der Linken und Protestparteien.
08.05.2012 12:33
Lesezeit: 1 min

Es war der erste Test vor den nationalen Wahlen im nächsten Jahr. Neun Millionen Menschen, rund 20 Prozent der Wähler, konnten am Sonntag und Montag in den italienischen Lokalwahlen ihre Stimme abgeben. Zwar fiel die Wahlbeteiligung von 73,7 auf 66,9 Prozent, aber die Botschaft der Italiener war eindeutig. Sie haben den etablierten Parteien, die Mario Montis Regierung unterstützen, eine klare Abfuhr erteilt. Die Wut über die Sparpolitik schlug sich wie in Frankreich und vor allem Griechenland auch in Italien nieder.

Sowohl Silvio Berlusconis Popolo della Libertà (PDL) als auch ihr früherer Koalitionspartner, die Lega Nord, erlitten massive Verluste. Die Protestbewegung Cinque Stelle des Komikers Beppe Grillo, der einen Austritt Italiens aus dem Euro will, konnte hingegen starke Gewinne verbuchen. In Parma kam die Bewegung nach den ersten Hochrechnungen auf knapp 20 Prozent und verwies die PDL auf den fünften Platz. In seiner Heimatstadt Genua erreichte Beppe Grillo 15 Prozent – hier kam er auf den zweithöchsten Stimmenanteil -  und verwies auch hier die PDL auf Platz fünf. In Verona ist Beeppe Grillos Bewegung den ersten Hochrechnungen zufolge auf Platz drei.

„Wir befinden uns in einer unglaublichen Veränderung“, sagte Beppe Grillo in einer You-Tube Nachricht, als die Ergebnisse hereinkamen. „Und es ist erst der Anfang. Die Parteien sind zu einem politischen Durchfall verschmolzen.“ Maurizio Pessato, Vizepräsident des Meinungsforschungsinstituts SWG bezeichnet Beppe Grillo als „großen Gewinner“. „Grillo hat seine politische Existenz bestätigt“. Die PDL ist seiner Meinung nach wahrscheinlich der größte Verlierer dieser Wahlen.

Die Ergebnisse der Wahlen zeigen, dass auch Italien sich im nächsten Jahr auf eine zersplitterte Parteienlandschaft einstellen muss und möglicherweise keine wirklich stabile Regierung zustande bringen wird. Der massive Verlust des Wählervertrauens, den die etablierten Parteien PDL, PD und Lega Nord bei den Lokalwahlen erlitten haben, könnte es für Mario Monti noch schwieriger machen, die harten Reformen umzusetzen. Die großen Parteien werden versuchen, wieder auf ihre Wähler zuzugehen und sich möglicher Weise bald von Mario Montis Politik lossagen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Dominanz auf Rädern: Warum der Lkw das Rückgrat der europäischen Wirtschaft bleibt
23.04.2025

Während über grüne Logistik und die Renaissance der Schiene debattiert wird, bleibt der Lkw unangefochten das Rückgrat des...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zukunft unter Druck: Die Wasserstoff-Fabrik von Daimler und Volvo gerät ins Stocken
23.04.2025

Mitten in der Energiewende setzen die Lkw-Riesen Daimler und Volvo auf Wasserstoff – doch der Fortschritt ihres Gemeinschaftsunternehmens...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Apple und Meta im Visier – Brüssel greift hart durch
23.04.2025

Apple und Meta sollen zusammen 700 Millionen Euro zahlen – wegen mutmaßlicher Verstöße gegen das neue EU-Digitalgesetz. Die Kommission...

DWN
Politik
Politik Machtkampf in Washington: Will Trump Fed-Chef Powell stürzen?
23.04.2025

Trump plant möglicherweise die Entlassung von Fed-Chef Jerome Powell – ein beispielloser Schritt, der die Unabhängigkeit der...

DWN
Finanzen
Finanzen „Krise ist die neue Normalität“ – Warum kluge Investoren jetzt gegen den Strom schwimmen müssen
23.04.2025

Volatilität ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern System. Warum Investoren jetzt mit Besonnenheit, Disziplin und antizyklischer Strategie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Digitaler Produktpass: Was die EU plant und was das für Firmen bedeutet
23.04.2025

Die Europäische Union will Ressourcen schonen und Emissionen und Abfälle reduzieren. Dafür plant sie den sogenannten digitalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Bierbrauer in der Krise
23.04.2025

Eigentlich feiern die Brauer am 23. April den Tag des deutschen Bieres. Doch auch in diesem Jahr sind die Perspektiven der Branche eher...

DWN
Politik
Politik Spar- und Investitionsunion: Brüssel will die unsichtbare Zollmauer einreißen – und den Finanzsektor revolutionieren
23.04.2025

Brüssels stille Revolution: Wie Kommissarin Albuquerque den europäischen Finanzmarkt neu ordnen will – und dabei an den Grundfesten der...