Ein Bailout für Spanien rückt angesichts des angeschlagenen Bankensektors des Landes und der hohen Verschuldung immer näher. Nun hat die Europäische Abteilung des IWF damit begonnen, Notfallpläne für ein Bailout zu erarbeiten, berichtete eine Quelle dem WSJ und dem Sender Fox News. Dies könnte zum Tragen kommen, falls die spanische Regierung nicht in der Lage ist, die notwendigen Mittel zur Rettung der spanischen Bankia aufzutreiben. Die Bank kündigte vergangene Woche an, weitere 19 Milliarden Euro zu benötigen.
IWF-Sprecher Gerry Rice sagte hingegen am Donnerstag, dass der Fonds keine Pläne für ein spanisches Rettungspaket erarbeite und, dass Spanien noch um keine finanzielle Unterstützung durch den IWF gebeten habe. Dieses Dementi muss im Kontext mit möglichen Reaktionen der Märkte gesehen werden: Sollte Spanien tatsächlich bereits derart klamm sein, dann wäre eine Beschleunigung der Kapitalflucht (hier) die Folge - eine Entwicklung, die weder der IWF noch die Spanier im Moment brauchen können.
CNBC berichtet, dass ein IWF-Sprecher betont habe, solche Planspiele gehörten zur normalen Vorbereitung auf einen Eventualfall. Ein solcher würde eintreten, wenn beispielsweise ein Schock-Ereignis die Finanzmärkte erschüttern würde.
Spanische Regierungsmitglieder treffen in diesen Tagen sowohl mit IWF-Chefin Christine Lagarde als auch mit US-Finanzminister Timothy Geither zusammen. Beobachter halten es für zwar für unwahrscheinlich, dass eine Intervention des IWF unmittelbar bevorstehe - schon aus dem Grund, weil die Amerikaner bisher strikt gegen eine Rettung Europas aus Mitteln des IWF waren. Nach CNBC-Recherchen verfügt der IWF jedoch über eine Liquiditätsreserve von etwas mehr als 400 Milliarden Dollar. Sollte die weitere Entwicklung in Spanien den befürchteten Schock auslösen, ist es denkbar, dass deer IWF mit einem Notdarlehen für Spanien einspringt. Hier könnte auch US-Präsident Obama schwach werden - schließlich will der Präsident auf keinen Fall, dass es vor der Wahl im November zu einem großen Finanz-Crash kommt.
Zwar wollen EU und IWF ein Rettungspaket für Spanien um jeden Preis vermeiden, so die Quelle. Aber die anfängliche Planung sei im Gange, da dem Land bzw. der eigens eingerichtete Fonds zur Rettung von Bankia zehn Milliarden Euro der benötigten Gelder momentan nicht zur Verfügung habe. Allerdings seien die Einsätze für eine solche Hilfe sehr hoch, weil ein Drei-Jahres-Darlehen dieser Art insgesamt 300 Milliarden Euro umfassen könnte, fügte die Quelle hinzu. Auch, wenn die Gelder in kurzfristigen, kleineren Krediten ausgezahlt würden. „Ein besseres Bild wird nach der Veröffentlichung des IWF-Berichts zur spanischen Wirtschaft am 4. Juni erkennbar sein“, sagte eine weitere Quelle.
Trotz der Bailout-Überlegungen der Europäischen Abteilung des IWF darf auch nicht vergessen werden, dass ein solches Rettungspaket „die Ressourcen sowohl des IWF und als auch der Euro-Zone bis zum Zerreißen überdehnen könnte und deshalb ernste Fragen über den Zweck des Euro" aufwerfe, warnte die Quelle des WSJ. Nichtsdestotrotz, „Spanien braucht Hilfe für den Bankensektor und es braucht dies dringend", sagte die erste Quelle.