Politik

Citi: Milliarden-Zeitbombe von faulen Staatsanleihen bei den Banken

Die EU-Staaten und die USA haben die Banken gezwungen, im großen Stil Staatsanleihen zu kaufen. Diese faulen Papiere stellen nun Milliarden-Risiken bei den Banken dar. Die Aktion erklärt, warum die Politiker so massiv auf Bankenrettungen aus dem ESM drängen. Pikant: Die staatlichen Regulierer haben beide Augen zugedrückt und den Banken erlaubt, die giftigen Papiere nicht in ihre Bilanzen aufzunehmen.
01.06.2012 00:27
Lesezeit: 1 min

In einer Analyse für seine Klienten schreibt der Citi-Analyst Hans Lorenzen, dass die Staaten aus Europa sowie die USA in den vergangene n Monaten die Banken ihrer Länder gezwungen haben, massiv Staatsanleihen zu kaufen, damit die Staaten weiter Schulden machen können. Die Banken hätten die Papier zu Zinsen kaufen müssen, zu denen sie solche Papiere normalerweise sofort verkaufen würden.

Lorenzen nennt auch Summen: Allein die US-Banken haben seit 2008 Treasuries im Wert von 700 Milliarden Dollar gekauft. Dies erklärt die niedrigen Zinsen bei den US-Bonds. Italienische Banken haben im Zeitraum von November bis März Papiere für 86 Milliarden Euro gekauft, spanische Institute mussten Bonds für 90 Milliarden Euro kaufen. Sogar Großbritannien ist dieser Praxis gefolgt: Britische Banken halten nun Bonds im Wert vom 100 Milliarden Pfund.

Das Problem liegt vor allem darin, dass die Staaten den Banken erlaubt haben, diese riskanten Papiere nicht in den Bilanzen aufscheinen zu lassen. Auf diese Weise hätten die nationalen Regulierer ihre eigenen, strengen Positionen aufgeweicht - und die Banken ermutigt, die riskanten Papiere zu übernehmen. Damit aber, so Lorenzen, habe es der Markt mit einer gigantischen „explosiven Zeitbombe“ zu tun: Sollten die Staaten die Zeit nicht genutzt haben, um ihre Schuldenlast zu verringern, werde es zu einem Crash von erheblichem Ausmaß kommen. Denn die Banken werden, wenn die Schrottpapiere ans Licht kommen, existentielle Probleme mit dem Eigenkapital bekommen.

Die Aktion illustriert auch, warum die Staatschefs vor allem in Europa praktisch einstimmig darauf drängen, dass der europäische Rettungsschirm ESM auch zur Bankenrettung verwendet werden soll. Denn offenbar besteht ein Großteil der Schrottpapiere, die den Finanzsektor so massiv unter Druck gebracht haben, aus Staatsanleihen. Damit aber sind die Banken nicht bloß Täter, sondern auch Opfer einer hemmungslosen Schuldenpolitik der Regierungen – die vor allem in den USA schon eine unrühmliche Tradition haben. In diesem Zusammenhang erklärt sich auch, warum sich der Bankenverband so vehement gegen Schuldenschnitte bei den Banken wehrt (hier). Die EU-Kommission hätte darüber gerne, dass die Investoren das volle Risiko übernehmen (hier), um nicht erneut die Steuerzahler zur Kasse zu bitten.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rubio drängt Lawrow: „Beenden Sie diesen sinnlosen Krieg“ – USA forcieren neue Friedensdynamik
29.04.2025

Die USA erhöhen den Druck auf Moskau: Rubio verlangt ein schnelles Ende des Ukraine-Krieges.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsches Wachstumspaket sorgt für Jubel – im Ausland
29.04.2025

Inmitten der weltwirtschaftlichen Unsicherheiten, angefacht durch Donald Trumps aggressiven Zollkurs gegenüber China, sorgt ausgerechnet...

DWN
Panorama
Panorama Fast alle haben in Spanien und Portugal wieder Strom
29.04.2025

Ein massiver Stromausfall stürzt die Iberische Halbinsel ins Chaos. Erst nach vielen Stunden können die meisten aufatmen. Eine wichtige...

DWN
Politik
Politik Kanada-Wahl: Liberale siegen knapp – Trump mischt sich ein
29.04.2025

Auf dem Wahlzettel stand Trump in Kanada nicht – trotzdem wirbelte der US-Präsident die Parlamentswahl im Nachbarland durcheinander. Den...

DWN
Politik
Politik Trumps nächster Coup: Tiefseebergbau in internationalen Gewässern
29.04.2025

US-Präsident Donald Trump verfolgt eine neue wirtschaftspolitische Linie, die das umstrittene Thema Tiefseebergbau in den Fokus rückt....

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis aktuell: Jetzt in Gold investieren – warum Edelmetalle unbedingt ins Portfolio gehören
29.04.2025

Goldpreis aktuell? Weiterhin auf Rekordkurs! Während der US-Dollar und die Weltwirtschaft unter Druck geraten, ist das gelbe Edelmetall...

DWN
Politik
Politik Ehemaliger NATO-Generalsekretär Rasmussen warnt: Der Westen steht vor dem Kollaps – Europa muss sich von den USA emanzipieren
29.04.2025

Der frühere NATO-Generalsekretär und dänische Premierminister Anders Fogh Rasmussen warnt vor dem endgültigen Bruch der...

DWN
Technologie
Technologie AI Continent Action Plan: Wie Europa die USA und China vom KI-Thron stoßen will
28.04.2025

Die Europäische Kommission hat einen ehrgeizigen Plan vorgestellt, um Europa zur führenden Kraft im Bereich der Künstlichen Intelligenz...