Finanzen

Italien deutet erstmals Notwendigkeit von EU-Hilfen an

Lesezeit: 1 min
18.06.2012 22:08
Italien will die Euro-Gruppe dazu bringen, einen „halb-automatischen“ Rettungs-Mechanismus zu installieren. Weil die Zinsen für Italo-Bonds weiter steigen, wollen die Italiener die EZB und den ESM so in Stellung bringen, dass diese bei hohen Zinsen automatisch intervenieren.
Italien deutet erstmals Notwendigkeit von  EU-Hilfen an

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Italien deutet erstmals die Möglichkeit an, dass sich das Land aus eigenen Kräften nicht mehr refinanzieren kann und Hilfe von der EU benötigen könnte. Der italienische Europaminister Enzo Moavero Milanesi sagte in Brüssel, die Euro-Gruppe solle Möglichkeiten diskutieren, wie ein Mechanismus „halbautomatisch ausgelöst werden“ könne, wenn die Unterschiede zwischen den Zinssätzen der Euro-Staaten zu groß werden.

Ohne ins Detail zu gehen, sagte Moavero, dass in diesem Fall die Europäische Zentralbank (EZB) oder der Rettungsschirm ESM zuständig sein könnte. Natürlich wolle die Unabhängigkeit der EZB in keiner Weise in Frage stellen, aber angesichts der unaufhaltsam steigenden Zinssätze für Italo-Bonds wäre „jede Hilfe willkommen“. Damit meint Moavero, dass die EZB ihr Aufkaufprogramm von Staatsanleihen wieder aktivieren könne – ein Ansinnen, das EZB-Präsident Mario Draghi seit dem LTRO im Dezember konsequent ablehnt. Die EZB hat seit Monaten keine Staatsanleihen mehr gekauft, wie die am Montag veröffentlichen Zahlen der Bank belegen.

Von den Märkten dürfte diese Botschaft mit großem Unbehagen aufgenommen werden: Denn der ESM – von den Europäern noch immer als die Wunderwaffe gepriesen – erweist sich immer mehr als Bumerang. Denn bei Rettungsaktionen über den ESM tritt eine Subordinations-Klausel in Kraft. Demnach werden die offiziellen Gläubiger besser gestellt als die Alt-Gläubiger. Seit diese Tatsache an den Bond-Märkten ins allgemeine Bewusstsein gedrungen ist, steigen Investoren geradezu fluchtartig aus Staatsanleihen von „geretteten“ Staaten aus. Spaniens Zinsen überschritten am Montag die 7 Prozent Hürde, eine Marke, bei der die Refinanzierung als nicht mehr machbar angesehen wird (hier).

Relativ hilflos reagierte der italienische Premier Mario Monti auf die Entwicklung. Mit einem an Silvio Berlusconi gemahnenden Trotz sagte Monti, man könne der Bevölkerung keine Sparmaßnahmen zumuten, wenn trotz Sparkurses die Zinssätze für Staatsanleihen weiter steigen. Monti übersieht dabei die Kleinigkeit, dass Italien bisher keinerlei nachhaltige Maßnahmen beschlossen, geschweige denn umgesetzt hat (hier).

Mit der Idee des italienischen Europaministers reiht sich Spanien in die Riege der gefährdeten Staaten ein. Es kann angenommen werden, dass die Zinssätze für italienische Papiere in den kommenden Tagen weiter steigen werden.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Finanzen
Finanzen Ripple-XRP-Prognose 2025: Die XRP-Kursentwicklung und was Anleger jetzt wissen sollten
02.12.2024

Der Ripple-Kurs, der lange Zeit von Unsicherheiten geprägt war, hat in den vergangenen Wochen beachtliche Kursgewinne erzielt. Doch wie...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Intel-Aktie klettert kräftig: Intel-Chef Pat Gelsinger verlässt den Halbleiterkonzern
02.12.2024

Intel, einst Marktführer in der Halbleiterbranche, steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Nun sorgt der überraschende Rücktritt...

DWN
Politik
Politik U-Boote: Laut Bundesverteidigungsminister Pistorius braucht Deutschland vier neue U-Boote
02.12.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius hält den Erwerb von vier weiteren neuen U-Booten für notwendig. Das geplante Projekt, das mit mehr...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Schwarzarbeit: Schattenwirtschaft auf Höchststand - Immer mehr Schwarzarbeiter durch das Bürgergeld?
02.12.2024

Keine Sozialversicherungsbeiträge, keine Lohnsteuer – stattdessen das Geld bar auf die Hand: Wachstumsschwäche, Arbeitslosigkeit und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW-Streik: Mehr als Zehntausend VW-Mitarbeiter im Warnstreik
02.12.2024

Mit landesweiten Warnstreiks bei Volkswagen macht die IG Metall gegen die umfangreichen Sparmaßnahmen des Autobauers mobil. An nahezu...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stellantis-Aktie stürzt ab: Opel-Produktion in Rüsselsheim wird gedrosselt
02.12.2024

In dieser Woche wird im Opel-Stammwerk keine einzige Fahrzeugproduktion stattfinden. Auch danach wird die Fertigung zunächst nur in...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Baerbock in Peking: Verantwortung von China gefordert
02.12.2024

Außenministerin Annalena Baerbock hat China dazu aufgerufen, Verantwortung in internationalen Konflikten zu übernehmen und für...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Aktienindex markiert Allzeithoch - 20.000 Punkte bei DAX aktuell im Blick
02.12.2024

Nach dem jüngsten Anstieg zeigt sich der DAX aktuell weiterhin erfolgreich: Ein neues DAX-Rekordhoch am Montag – auch die 20.000...