Finanzen

Think Tank: EU-Länder mit 913 Milliarden Euro in spanischer Wirtschaft engagiert

Die Entwicklung im spanischen Bankensektor ist von enormer Bedeutung für die EU. Sind doch die EU-Länder mit rund 913 Milliarden Euro in die spanische Wirtschaft engagiert, schätzt der Think Tank Open Europe. Die Rezession und die sinkenden Immobilienpreise kündigen schon jetzt einen höheren Finanzierungsbedarf der Banken an.
25.06.2012 22:34
Lesezeit: 1 min

Spanien ist definitiv too big too fail – ganz abgesehen von den Konsequenzen, die ein Bailout des ganzen Landes für Italien hätte. Doch die offizielle Beantragung eines Banken-Bailouts durch den spanischen Wirtschaftsminister (mehr hier) wird vermutlich nicht ausreichen. „Die Finanzierung des spanischen Bankensektors ist eine unglaublich vages Ziel und könnte weit über 100 Milliarden Euro benötigen, wenn sich die Situation in der spanischen Wirtschaft und in der Wirtschaft der Eurozone allgemein weiter verschlechtert“, erklärt Raoul Ruparel, der Leiter der Wirtschaftlichen Studien beim Think Tank Open Europe.

Allein unter der Berücksichtigung, dass die spanischen Immobilienpreise um weitere 35 Prozent sinken könnten, würde das Bankensystem des Landes eine sofortige Geldspritze in Höhe von 110 Milliarden Euro benötigen, um mögliche Verluste auszugleichen, schätzt der Think Tank. Und ohne eine erhebliche Bankenreform und einen Aufschwung der spanischen Wirtschaft könnte sich dieser Betrag sogar weiter erhöhen.

Zudem warnt Raul Ruparel davor, dass die Bedingungen für das Banken-Bailout nicht ausreichend sein könnten, Verluste bei den Banken und bei den Anleihegläubigern der Banken müssten in Kauf genommen werden. Besonders, da das Bailout auch den spanischen Haushalt belaste. Open Europe geht davon aus, dass das derzeitige Bailout zusammen mit höheren Refinanzierungskosten das spanische Defizit von 94 Prozent des BIP im Jahr 2013 auf 112 Prozent des BIP im Jahr 2015 ansteigen lassen könnte. Das würde „ein Rettungspaket für ganz Spanien erzwingen“, gibt Raoul Ruparel zu bedenken. Aber mit Spaniens „Refinanzierungskosten in Höhe von 548 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahren, sind die Rettungsfonds der Eurozone derzeit nicht ausgerüstet, um ein spanisches Bailout zu ermöglichen“.

Entsprechend wichtig seien die richtigen Bedingungen für das Banken-Bailout, die vermutlich am 9. Juli beim nächsten Eurogruppen-Treffen festgelegt werden. Zumal eine Staatspleite in Spanien erhebliche Folgen für die Eurozone und die EU hätte. Allein in der spanischen Wirtschaft sind die EU-Länder mit 913 Milliarden Euro engagiert.

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