Politik

Falsche Steuerschätzung: Troika könnte von Griechenland weitere 1,9 Milliarden Euro Einsparungen verlangen

Durchgesickerte E-Mails des Finanzministeriums sorgen für Aufregung in Griechenland. In diesen E-Mails äußern griechische Beamte des Finanzministeriums deutliche Zweifel an den geschätzten Einnahmen aus der Bekämpfung der Steuerhinterziehung bis 2016. Die Schätzungen seien nicht zu belegen, die Einnahmen werden kleiner ausfallen und die Troika könnte aufgrund dessen weitere Einsparungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro verlangen.
02.08.2012 13:14
Lesezeit: 1 min

Griechenland steht in keiner besonders günstigen Verhandlungsposition gegenüber der Troika. Aber neuerliche Ereignisse machen es nun noch schwieriger. In einem griechischen Nachrichtenportal wurden vergangene Woche durchgesickerte E-Mails veröffentlicht. Diese beinhalten strategische Positionen des griechischen Finanzministeriums.

Vergangenen Freitag wurde daraufhin der Etat-Abteilungsleiter des Obersten Rechnungshofes des Finanzministeriums, Lambros Liosis, festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, die vertraulichen E-Mails, die auch Nachrichten vom stellvertretenden Finanzminister Christos Staikouras enthielten, weitergegeben zu haben. Während des Verfahrens am Mittwoch wurde er freigelassen. Lambros Liosis selbst und seine Anwältin beteuerten seine Unschuld. Er „würde keine Dokumente veröffentlichen, in denen sein Name auftauche“.

Ein Foto des Dokuments zeigt eine Reihe von E-Mails vom 24. und 25. Juni. Diese zeigen, dass die geschätzten Einnahmen aufgrund der Bekämpfung der Steuerhinterziehung unverhältnismäßig sind. Das Finanzministerium hatte geschätzt, zwischen 2013 und 2016 auf diese Weise 3,8 Milliarden Euro einzunehmen. In einer E-Mail beispielsweise schreibt ein Beamter, dass die Einnahmen aus dem Kampf gegen die Steuerhiterziehung im Jahr 2013 800 Millionen Euro geringer ausfallen dürften. Ein weiterer Beamte aus der Abteilung, die die fiskalischen Daten sammeln, beklagte, dass die Zielvorgabe von 3,8 Milliarden Euro nicht gerechtfertigt seien, da es noch an entsprechenden Daten für 2011 mangele und bisher noch keine Prognosen für 2014 bis 2016 verfügbar seien.

„Mit diesen Daten kann der Oberste Rechnungshof nicht während des technischen Treffens mit der Troika am Donnerstag verhandeln, selbst wenn es nur ein symbolischer Betrag für 2013 wäre“, heißt es in einer Mail von einem Beamten aus dem Finanzministerium an den griechischen Generalsekretär für Fiskalpolitik. Die Finanzlücke für 2013 würde sich um 924 Millionen Euro ausweiten und für 2014 um 651 Millionen Euro.

Die veröffentlichten E-Mails sind angesichts des heute stattfindenden Treffens des griechischen Finanzministers mit der Troika äußerst prekär. Griechische Medien schätzen, dass die Troika nach diesen Informationen zusätzliche Einsparungen in Höhe von 1,9 Milliarden Euro verlangen könnte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...