Deutschland

Deutsche Autohersteller manipulieren Absatzzahlen

Die Wachstumszahlen aus der deutschen Automobilindustrie sind nicht korrekt. Indem die Autohersteller und ihre Händler sich selbst Autos abkaufen, verschleiern sie, dass die tatsächliche Nachfrage sinkt. Ferdinand Dudenhöfer spricht von einer Täuschung der Aktionäre.
05.08.2012 22:40
Lesezeit: 1 min

Fast ein Drittel aller in Deutschland verkauften Autos gehen nicht an private Kunden sonder werden auf die Autohersteller und deren Händler angemeldet. So werden die Absatzzahlen erheblich manipuliert. Die offiziellen Verkaufszahlen für das erste Halbjahr 2012 weisen einen Anstieg der Nachfrage von 0,7 Prozent aus. Werden jene Fahrzeuge nicht gezählt, die von Autohändler angemeldet werden, ist die Nachfrage jedoch um fünf Prozent gesunken. Das zeigt eine Erhebung der Informationsdienste Dataforce und BDW. Sie berichten, diese Praxis werde von sämtlichen Autoherstellern betrieben.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres wurden etwa 500.000 Autokäufe nicht von Kunden sondern von Händlern und Herstellern getätigt. Das sind mehr Autos als beispielsweise am gesamten spanischen Markt im selben Zeitraum verkauft wurden. Die Autoindustrie ist mit 30 Prozent nach den Privatkunden (39 Prozent) die zweitgrößte Gruppe von Käufern.

Somit basiert das gesamte angebliche Wachstum im Automarkt nicht auf tatsächlicher Nachfrage sondern auf diesem Trick der Autoindustrie: „Im Grunde täuschen die Autohersteller ihre Aktionäre, weil sie es aussehen lassen, als wären die Autos tatsächlich verkauft worden“, kritisiert Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen.

Autohändler bekommen von den Herstellern Prämien, wenn sie ihre hohen Verkaufsziele auch erreichen. Diese Bonuszahlungen können bis zu vier Prozent der Kaufpreise ausmachen. Schaffen es die Händler nicht, für die gewünschten Verkaufszahlen zu sorgen, kaufen die Autohersteller auch ihre eigenen Autos, um die Statistik aufzubessern.

Die europäischen Autohersteller sind deutlich angeschlagen. Bis Ende nächsten Jahres könnten vor allem in Zulieferbetrieben bis zu 500.000 Menschen ihre Arbeit verlieren (mehr hier).

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...