Deutschland

Bank of England: Deutschland trifft Mitschuld an der Krise, muss Anleihenkäufe der EZB erlauben

Deutschland und die deutschen Banken müssen den Ländern, denen sie Kredite gegeben haben, helfen, die Schulden umzustrukturieren, und selbst Verluste dabei in Kauf nehmen, fordert der Adam Posen von der Bank of England. Schließlich habe man damals die Kredite vergeben, um die eigenen Exporte zu fördern. Immerhin wäre ein Zusammenbruch der Währung alles andere als gut für Deutschland.
22.08.2012 12:05
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Ehemaliger Premier: Verlässt Griechenland den Euro, ist Italien der nächste Kandidat

Deutschland wäre „schlecht beraten“, einen Zusammenbruch der Eurozone zuzulassen, sagte Adam Posen, Mitglied des Geldpolitischen Komitees der Bank of England, in einem Interview mit der BBC. Vielmehr müsse es im wirtschaftlichen Interesse Deutschlands liegen, die Schulden der in Schwierigkeiten geratenen Länder der Eurozone umzustrukturieren, erklärte Adam Posen einer Mitschrift des Interviews zufolge, die Bloomberg vorab erhalten hatte. Die Schuldenkrise sei das Ergebnis von Entscheidungen der Deutschen, die ähnlich wie die Immobilien-Kreditgeber in den USA gehandelt hätten.

„Es waren Entscheidungen der Bundesregierung und der deutschen Banken, das Geld all diesen Ländern zu leihen, so dass diese damit deutsche Waren kaufen konnten“, so Adam Posen. Und wie überall auf der Welt könne Deutschland bei der Umstrukturierung der Schulden nicht alles auf die Kreditnehmer abwälzen, sondern müsse selbst Verluste hinnehmen.

Bei einem Zusammenbruch der Eurozone würde Adam Posen zufolge die deutsche „Währung durch das Dach schießen“, die Handelsbilanz Deutschlands würde zum Erliegen kommen. Und dann „würden die deutschen Banken auf der Bailout-Liste stehen und nicht die armen Menschen in anderen Ländern, für immer“, gibt Posen zu bedenken. Aber eine Beteiligung der Deutschlands, der deutschen Banken, an der Umschuldung hingegen würde zwar einige Verluste zur Folge haben, aber Handel und Export würden weiter gehen, da die Märkte um sie herum wachsen würden. Dies „würde zu politischer Stabilität“ führen und die „Banken würden diszipliniert werden und besser funktionieren.“

Entsprechend macht auch die öffentliche Ablehnung Deutschlands bezüglich des geplanten Ankaufs von Anleihen durch die EZB in Adam Posens Hinsicht keinen Sinn. Posen fordert in dem Interview, dass die EZB diesbezüglich nun endlich eingreifen sollte, um bei der Senkung der Zinssätze auf italienische und spanische Anleihen zu helfen. Seiner Meinung nach seien diese Renditen auch „völlig ungerechtfertigt“ mit Blick auf die beiden Wirtschaften und „höhlen so sowohl die Eurozone als auch die Weltwirtschaft aus“.

Weitere Themen

Rothschild wettet mit 200 Millionen Dollar gegen den Euro

Bundeskabinett beschließt schärfere Eigenkapitalregeln

Finanzkrise: Zahl der Selbstmorde in Italien deutlich gestiegen

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...