Politik

USA: 40 Prozent der Lebensmittel landen im Müll

Lesezeit: 2 min
23.08.2012 00:14
Im Durchschnitt wirft ein Amerikaner zehn Mal so viel Essen in den Müll wie ein Konsument in Südostasien. Günstige Lebensmittelpreise und der Drang der Konsumenten und der Wunsch der Verbraucher, immer eine ganze Palette an Lebensmitteln in den Geschäften vorzufinden, sind Teil des Problems. Die Bilanz in der EU sieht nicht besser aus.
USA: 40 Prozent der Lebensmittel landen im Müll

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Amerikaner werfen bis zu 40 Prozent ihrer Lebensmittel jedes Jahr in den Müll, so eine veröffentlichte Studie des Natural Resources Defense Council (NRDC). Das entspricht etwa einem Wert von mindestens 165 Milliarden Dollar. Und das in einer Zeit, in der hunderte Millionen Menschen unter chronischem Hunger leiden und die USA eine der größten Dürren der vergangenen Jahre erlebt. Die durchschnittliche, vierköpfige US-Familie wirft der Studie zufolge Lebensmittel im Wert von 2.275 Dollar pro Jahr weg. Damit werfen Amerikaner durchschnittlich zehn Mal so viele Lebensmittel weg wie ein Konsument in Südostasien. „Geld und wertvolle Ressourcen werden so den Bach herunter gespült“, sagte Dana Gunders, Wissenschaftlerin beim NDRC der Washington Post.

Der Natural Resources Defense Council gibt an, dass sowohl die noch relativ niedrigen Lebensmittelpreise aber auch die Tendenz der Verbraucher, immer gefüllte Ladentheken vor sich zu haben, zu dieser Verschwendung in den USA führt. Hinzu kommt, dass allein die Supermärkte jedes Jahr 15 Milliarden Dollar aufgrund von nicht verkauften Obst und Gemüse verlieren, schätzt die US-Regierung. Züchter würden Ernten aufgrund schlechter Marktpreise, die die Arbeits- und Transportkosten nicht decken, einfach wegwerfen. Etliche Lebensmittel landen aufgrund kleiner äußerlicher Fehler gleich im Müll, weil sie so nicht zu verkaufen sind.

Der Blick in die EU ist aber nicht besser. Die Europäische Kommission schätzt, dass jedes Jahr in der EU bis zu 140 Millionen Tonnen Essen und Pflanzen auf dem Müll landen – zwei Drittel davon wären durchaus essbar. Bis zu 50 Prozent der essbaren und gesunden Lebensmittel werden in der EU insgesamt weggeschmissen: Von Haushalten, Supermärkten, Restaurants und entlang der Nahrungsmittelkette in der EU, so die EU-Kommission. Im Gegensatz dazu lebten im Januar 2012 79 Millionen EU-Bürger unterhalb der Armutsgrenze und 16 Millionen Menschen in der EU auf Nahrungsmittelhilfe von wohltätigen Institutionen angewiesen. Die Haushalte in der EU sind für 42 Prozent der Nahrungsabfälle verantwortlich.

Allein 11 Millionen Tonnen Nahrung landen in Deutschland jedes Jahr auf dem Müll. Das entspricht in etwa 82 Kilogramm Lebensmittel pro deutschen Bürger im Jahr, wie eine von Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner im März vorgestellte Studie zeigte. 6,7 Millionen der 11 Millionen Tonnen Nahrung sind auch hier auf die privaten Haushalte zurückzuführen. Ein vierköpfiger Haushalt schmeißt in Deutschland pro Jahr Lebensmittel im Wert von 940 Euro unnötiger Weise in den Müll.

Bis 2015 will die EU-Kommission eine Halbierung der weggeworfenen Lebensmittel erreichen. Tut sich nichts, werden sich bis 2020 die weggeworfenen Lebensmittel auf 126 Millionen Tonnen im Jahr erhöhen, was einem Anstieg von 40 Prozent entsprechen würde, so die EU-Kommission.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Politik
Politik Europaparlament billigt neue EU-Schuldenregeln nach langwierigen Debatten
23.04.2024

Monatelang wurde über Europas neue Regen für Haushaltsdefizite und Staatsschulden diskutiert. Die EU-Abgeordneten sprechen sich nun für...

DWN
Immobilien
Immobilien Bauministerin: Innenstädte brauchen vielfältigere Angebote
23.04.2024

Klara Geywitz wirbt für mehr Vielfalt in den deutschen Innenstädten, um damit stabilere Immobilienmärkte zu unterstützen. Ein Mix von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Palantir: Wie Vorurteile die sinnvolle Anwendung von Polizei-Software behindern
23.04.2024

Palantir Technologies ist ein Software-Anbieter aus den USA, der entweder Gruseln und Unbehagen auslöst oder Begeisterung unter seinen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 20 Jahre EU-Osterweiterung: Wie osteuropäische Arbeitskräfte Deutschland unterstützen
23.04.2024

Zwei Jahrzehnte nach der EU-Osterweiterung haben osteuropäische Arbeitskräfte wesentlich dazu beigetragen, Engpässe im deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Der DWN-Marktreport: Spannung und Entspannung – Geopolitik sorgt für Bewegung bei Aktien und Rohstoffen
23.04.2024

Die hochexplosive Lage im Nahen Osten sorgte für reichlich Volatilität an den internationalen Finanz- und Rohstoffmärkten. Nun scheint...

DWN
Finanzen
Finanzen Staatsverschuldung auf Rekordhoch: Steuerzahlerbund schlägt Alarm!
23.04.2024

Der Bund Deutscher Steuerzahler warnt: Ohne Kehrtwende droht der fiskalische Abgrund, trotzdem schöpft die Bundesregierung das...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Zahl der Apotheken in Deutschland sinkt weiter - Verband alamiert
23.04.2024

Laut neuen Zahlen gibt es immer weniger Apotheken-Standorte. Der Apothekerverband spricht von „alarmierenden Zeichen“ und erklärt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
23.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...