Erst am Freitag kündigte das chinesische Unternehmen Weichai Power an, mit 25 Prozent beim Gabelstaplerhersteller Kion einzusteigen. Insgesamt will das chinesische Unternehmen 738 Millionen Euro in das deutsche Unternehmen investieren (mehr hier). Doch Weichai Powers ist kein Einzelfall. Einer Umfrage von Ernst & Young zufolge betrachtet jeder vierte chinesische Manager Deutschland als einen der drei attraktivsten Standorte für Investitionen weltweit. 61 Prozent sehen China bevorzugt, 29 Prozent die USA. Bezüglich der Beliebtheit europäischer Standorte nannten 63 Prozent der Befragten Deutschland, gefolgt von Frankreich mit nur 13 Prozent. Besonders beliebt waren der deutsche Maschinenbau (57 Prozent) und die Automobilindustrie. China war 2011 der größte ausländische Investor in Deutschland war, wie Germany Trade Invest im März berichtete.
Beispiele für chinesische Investitionen finden sich leicht. Beispielsweise der chinesische Baumaschinenkonzern Sany Group Co Ltd in Bedburg. Am 20. Juni 2011 eröffnete Sany ein Werk in Bedburg und investierte rund 100 Millionen Euro – Damals die größte Direktinvestition von einem chinesischen Unternehmen in Europa. Eine zweite Produktionshalle wird gerade geschaffen. 2012 erwarb Sany dann eine 90-prozentige Beteiligung an dem deutschen Betonpumpen-Hersteller Putzmeister für 324 Millionen Euro. Putzmeister wäre ein zu großer Konkurrent für Sany gewesen.
Besonders der deutsche Mittelstand, der 70 Prozent der deutschen Arbeitnehmer beschäftigt, hat es den chinesischen Unternehmen angetan. Und die Schuldenkrise tut ihr übriges, um den Appetit zu schüren. „Die chinesischen Investoren sehen die Euro-Zonen-Krise als Chance, um in strategische Vermögenswerte zu investieren", bestätigt auch Yi-Sun von Ernst & Young dem WSJ. Er erhalte jede Woche Anrufe von interessierten chinesischen Investoren. Einige suchen wie bei Sany nach Green Fields Investments, also eine Neuerrichtung einer Produktionsstätte meist im Ausland, andere wiederum nach Beteiligungen. Die Xuzhou Construction Machinery Group holte sich beispielsweise im April eine Mehrheitsbeteiligung an der Schwing-Gruppe, ebenfalls ein Hersteller von Betonpumpen. Deutsche, mittelständische Unternehmen spezialisiert auf Bauwesen und Automobil-Komponenten-Hersteller sind die interessantesten für chinesische Unternehmen, gefolgt von Luxus- und Sportartikel-Hersteller, bestätigt auch Johann von Wersebe von Morgan Stanley.
Besonders das Know-How ist bei den chinesischen Unternehmen gefragt. So dass Angela Merkels Versuche, bei ihrem Besuch in China vergangene Woche, Premier Wen Jiabao zum Kauf von Staatsanleihen zu bewegen, auf unfruchtbaren Boden stoßen mussten.