Finanzen

Geldmarktfonds wollen Verluste an Anleger weitergeben

Lesezeit: 1 min
05.09.2012 16:29
Die teilweise negativen Zinssätze für kurzfristige Anleihen von Deutschland und Frankreich reißen Löcher in die Bücher der Geldmarktfonds. Nun wollen sie die Gebühren an die Anleger abwälzen.
Geldmarktfonds wollen Verluste an Anleger weitergeben

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Beamte: EZB wird unbegrenzt Anleihen kaufen

Die europäischen Geldmarktfonds verwalten sehr viel Geld, etwa 1,1 Billionen Euro. Doch die Schuldenkrise geht auch nicht an ihnen vorbei. Diese Geldmarktfonds sind eine Anlagemöglichkeit, um Geld sicher zu verwalten, indem dieses in kurzfristige Staatsanleihen und Bankanleihen investiert wird. Doch genau diese sicheren Anleihen stellen die Fonds seit geraumer Zeit vor eine große Herausforderung.

Die kurzfristigen Anleihen Frankreichs und Deutschland verbuchen derzeit Negativ-Zinsen, da viele Anleger in den vergangenen Monaten den Weg in die vermeintlichen sicheren Häfen gesucht haben. So müssen die Geldmarktfonds, wenn sie das Geld in diese Anleihen investieren, große Verluste hinnehmen. Zusätzlich dazu sind auch bei den Bankanleihen bald höhere Verluste zu erwarten. Vergangenen Monat sagte die EZB, sie erwäge, Gebühren zu erheben, wenn Banken über Nacht Geld bei der EZB parken wollen. In diesem Fall würden auch die Bankeinlagezinsen für die Geldmarktfonds negativ ausfallen.

Vier der größten Geldmarktfonds haben nun der FT gesagt, dass sie zusammen mit dem Rest der Finanzbranche nach Möglichkeiten suchen, um die negativen Renditen an die Kunden/ Anleger weiterzugeben. „Wenn die Anleger weiterhin Geldmarktfonds nutzen wollen, wenn die Marktrenditen negativ sind, müssen sie akzeptieren, dass der Markt ihnen für das getätigte Investment etwas berechnet", sagte Jonathan Curry vom HSBC Global Asset Management der FT.

Fast die Hälfte der des Vermögens am europäischen Geldmarkt ist in Fonds angelegt, die versprechen, einen konstanten Nettoinventarwert zu halten. Um den Geldwert stabil zu halten, mussten die Fons, als die Zinssätze zurückgegangen sind, die Gebühren für diese Art der Verwaltung reduzieren, um ihrer Verpflichtung nachzukommen. Der Nettoinventarwert für die Kunden konnte also nur stabil bleiben, indem die Fonds selbst Verluste hingenommen hatten. Eine Idee ist nun, die Gebühren für die Anleger zu erhöhen, um zu verhindern, dass der Fonds Verluste macht, und um zu erreichen, dass der Nettoinventarwert trotz negativer Rendite erhalten bleibt.

Insofern würden auch die Anleger die Auswirkungen der Schuldenkrise nun deutlicher zu spüren bekommen. Auf der einen Seite beschert die Krise Staaten wie Deutschland und Frankreich so niedrige Zinsen wie noch nie, wenn sie frisches Geld über die Emission von Staatsanleihen aufnehmen. Tatsächlich müssen jedoch die Anleger wegen höherer Gebühren bei den Geldmarktfonds dafür bezahlen, dass die Staaten weiter Schulden machen.

Weitere Themen:

Bulgarien will nationale Währung behalten

Risiken für deutsche Wirtschaft bleiben erheblich

USA: Staatsschulden erreichen Rekord von über 16 Billionen Dollar


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Asylpolitik: Mehrheit der Bundesbürger gegen bisherige Flüchtlingspolitik in Deutschland - Bringt Assads Sturz einen Wendepunkt?
13.12.2024

Der Zusammenbruch des Assad-Regimes macht den Umgang mit syrischen Flüchtlingen zum entscheidenden Wahlkampfthema: Wer darf bleiben, wer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kurzarbeit im Fokus: Heil will Bezugsdauer verdoppeln
13.12.2024

Die Bezugsdauer für Kurzarbeitergeld soll von 12 auf 24 Monate verlängert werden. Warum diese Maßnahme wichtig ist und welche Folgen sie...

DWN
Immobilien
Immobilien Wahrzeichen statt Bauruine: Hamburger Unternehmer soll Elbtower fertigstellen
13.12.2024

In Hamburg sollte das dritthöchste Gebäude Deutschlands entstehen. Doch im Oktober 2023 stoppten die Arbeiten. Nun soll voraussichtlich...

DWN
Panorama
Panorama Digitalpakt 2.0: Bund und Länder verkünden Einigung
13.12.2024

Ein Durchbruch in letzter Minute: Bund und Länder einigen sich auf die Fortsetzung des Digitalpakts 2.0. Milliarden fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Umsatzeinbruch der deutschen Industrie: Hunderttausende Jobs werden abgebaut - Steht Deutschland vor einer Deindustrialisierung?
13.12.2024

Die deutsche Konjunkturschwäche hat verheerende Folgen: Deutschlands Industrieunternehmen haben binnen eines Jahres rund 50.000 Stellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Munich Re und Swiss Re erwarten mehr Gewinn - Aktien gefragt
13.12.2024

Rekordgewinne, steigende Aktienkurse und ehrgeizige Prognosen: Munich Re und Swiss Re trotzen den globalen Unsicherheiten. Beide...

DWN
Politik
Politik Bittere Wahrheiten: Europäischer Nato-Gipfel will mit Selenskyj reden
13.12.2024

Europa zerbricht sich den Kopf über einen Ausweg aus Russlands Krieg gegen die Ukraine. Ein Bombardement aus Raketen, Marschflugkörpern...

DWN
Panorama
Panorama Mehrjährige Haftstrafen im ersten Münchner Cum-Ex-Prozess
13.12.2024

Im ersten Münchener Cum-Ex-Prozess wurden zwei Fondsmanager zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Sie sind des Steuerbetrugs mit einem...