Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die nächste Geldschwemme beschlossen. Das neue Programm zum Aufkauf von Anleihen bezieht sich in einem ersten Schritt auf verbriefte Hypothekenpapiere (Mortgage Backed Securities, MBS). Die Notenbank will jeden Monat für 40 Milliarden Dollar MBS vom Markt kaufen. Das Ziel ist, die Zinsen am Hypothekenmarkt zu senken. Erst zu einem späteren Zeitpunkt will die Fed Bonds der US-Regierung (Treasuries) kaufen.
Die bisherige „Operation Twist“ - der Ankauf von langfristigen Staatsanleihen und MBS zu kaufen und der Verkauf von kurzfristigen Papieren - wird ebenfalls fortgesetzt. Auch diese Maßnahme hatte bereits eine Senkung der Hypothekarzinsen bezweckt, offenkundig jedoch ohne großen Erfolg. Insgesamt will die US-Notenbank bis Ende Jahr für monatlich 85 Milliarden Dollar langfristige Papiere kaufen.
Darüber hinaus hat die Fed angekündigt, dass der Leitzins mindestens bis Mitte 2015 auf dem Niveau von 0 bis 0,25% belassen werden soll. Ursprünglich war ein Ende der Niedrigzins-Periode für Ende 2014 angekündigt worden.
Damit ist das lange erwartete dritte „Quantitative Easing“ (QE 3) Wirklichkeit geworden. Bereits zweimal hatte die Fed den Markt mit Geld geschwemmt. Finanzmathematiker fürchten das QE 3: Wegen der Exponentialfunktion kann durch diesen Schritt kann das gesamte Finanz-System außer Kontrolle geraten.
Die konjunkturelle Lage in den USA ist jedoch nach Angaben der Fed so angespannt, dass sie den Sprung trotz aller Bedenken jetzt doch gewagt hat. Die Fed gibt an, dass die Arbeitslosigkeit zu hoch sei und dass eine Besserung ohne QE 3 nicht zu erwarten sei. Die Notenbank verstrickt sich hier in einen merkwürdigen Widerspruch: Denn in ihrer kurz vor der Bekanntgabe von QE 3 veröffentlichten Konjunkturprognose heißt es plötzlich, dass die Konjunktur allen Prognosen zum Trotz schneller anspringen werde. Fed-Chef Ben Bernanke war in den vergangenen Monaten nicht müde geworden, die Konjunktur als fragil bis gefährdet hinzustellen. Bemerkenswert: Die Fed will den Ankauf von Schrottpapieren unbegrenzt durchführen – ein Novum in der US-Geldpolitik.
Die Fed fühlt sich in der Lage, die Geldschleusen erneut zu öffnen, weil sie keine hohe Inflation erwartet.
Diese Einschätzung dürfte stimmen, weil der Geldsegen kurzfristig vor allem den Banken zu Gute kommt. Die Banken können das Geld nun zur weiteren Aufblähung der Aktien- und vor allem der gefährlichen Derivate-Märkte nutzen. Es ist zu erwarten, dass die nächsten Monate den Teilnehmern am globalen Finanzkasino einige Freude bereiten werden.
Die Bürger werden davon nicht profitieren. Die Bank of England hatte kürzlich ermittelt, dass das QE in Großbritannien vor allen den Super-Reichen geholfen hat: Sie haben genug Assets und Sicherheiten, um es sich am Kasino-Tisch bequem einzurichten. Für die Banken geht damit der „moral hazard“ weiter, weil sie nach Belieben Schrottpapiere schnüren können – wissend, dass am Ende Ben Bernanke dankbar zugreifen wird.
Die geringe Inflationsgefahr hat noch eine andere Ursache: Für eine Inflation ist entscheidend, dass Geld in den realen Wirtschaftskreislauf kommt. Hier zeigt sich, dass sich der Job-Markt grundlegend geändert hat. Der Investor Marc Faber Pento hat bei King World News die Beobachtung zu Protokoll gegeben, dass Leute, die aus dem Job ausscheiden und einen neuen Job annehmen, in der Regeln seit einiger Zeit deutlich weniger verdienen als zuvor (der interessante Podcast - hier). Diese Beobachtung wird auch durch die Analyse der Arbeitslosenzahlen gestützt. Demnach werden neue Jobs vor allem im Niedriglohnsektor geschaffen. Michael Pento glaubt, dass die Geldschwemme zwangsläufig zu Stagflation und Hyperinflation führen wird (seine Analyse bei KWN – hier).
Mit freier Marktwirtschaft hat die neuerliche Geldschwemme natürlich nichts mehr zu tun: Es handelt sich um pure, ungeschminkte Manipulation. Das Dumme dabei ist, dass die Rechnung, die am Ende die Steuerzahler zu berappen haben werden, nun möglicherweise exponentiell in die Höhe schnellen könnte. Man kann also mit einigem Grund davon sprechen, dass der Offenmarktausschuss seinem Namen keine Ehre gemacht hat – vielmehr wirkt die Mitteilung der Fed (Original – hier) bei nüchterner Analyse wie ein Brief aus der geschlossenen Anstalt.