Der europakritische Kurs Großbritanniens belastet inzwischen auch seine diplomatischen Beziehungen zu einzelnen Eurostaaten außerhalb der Eurozone. Nachdem sich aufgrund mangelnder Kooperationsbereitschaft in wirtschafts- und geldpolitischen Fragen Deutschland und Frankreich von Großbritannien abgewandt haben, distanziert sich nun auch Polen von der britischen Politik.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski kritisierte in einer Rede in der Nähe von Oxford die unentschlossene Haltung der britischen Regierung der EU gegenüber. Sikorski machte dabei deutlich, dass Polen die Eurozone klar unterstützen werde. Polen würde dabei auch aus einem historischen Verständnis handeln und alles für eine weitere Einigung Europas tun: „Unterschätzen Sie nicht unsere Entschlossenheit nicht mehr zu der Politik des 20. Jahrhunderts zurückzukehren. Sie waren nicht besetzt. Die meisten auf dem Kontinent waren das. Wir werden fast alles unternehmen, um zu verhindern, dass so etwas wieder passiert“, sagte er einem Bericht der Financial Times zufolge.
Von Großbritannien erwartet sich die polnische Regierung offenbar mehr Engagement für die Lösung der Eurokrise – auch weil den Briten andere prestigeträchtige Aufgaben angeboten würden: „Die EU ist eine Englisch sprechende Macht. Der europäische Binnenmarkt war eine britische Idee. Eine britische Kommissarin ist für unsere Diplomatie verantwortlich. Sie könnten, wenn Sie wollten, die europäische Verteidigungspolitik führen. Aber wenn Sie alles ablehnen, erwarten Sie bitte nicht von uns, Ihnen dabei zu helfen, die EU zu ruinieren oder zu lähmen“, warnte Sikorski in seiner Rede.
Die Politiker lehnen vor allem eine Bankenunion ab, weil sie befürchten, sie würde der Eurozone zu viel macht geben (mehr hier). In Großbritannien ist die Skepsis der EU gegenüber inzwischen sehr ausgeprägt. In der Bevölkerung würde sich bei einem Referendum bereits ein großer Teil für einen Austritt aus der EU entscheiden (mehr hier).