Überraschung in Rom: Goldman Sachs Berater Mario Monti macht sein Job offensichtlich großen Spaß. Hatte der nicht gewählte Technokrat noch bis vor kurzem ausgeschlossen, als Regierungschef weitermachen zu wollen, verkündete Monti am Donnerstag bei einer Veranstaltung des Council on Foreign Affairs am Rande der UN-Vollversammlung in New York, dass er sich vorstellen könne weiterzumachen. Monti sagte: "Wenn es die Umstände erfordern, dass die Parteien es für hilfreich halten, dass ich nach den Wahlen der Regierung diene, werde ich da sein."
Dies ist durchaus denkbar: Denn aktuellen Meinungsumfragen zufolge gibt es keine klaren Mehrheiten für das Parlament in Rom, welches im April 2013 neu besetzt wird. Monti, der bisher kaum zählbare Reformen vorzuweisen hat, kann jedoch Marketingerfolge vor allem in der Finanzbranche verbuchen. So sagten auch Finanzleute der FT, dass eine Kandidatur Montis "Musik in den Ohren" der Banken sei.
Monti will sich jedoch keinesfalls einem Wahlkampf stellen, obowhl er derzeit gute Werte bei der Bevölkerung erzielt. Er befindet sich in der komfortablen Situation, auch nicht wieder kandidieren zu müssen: Nur wenige Tage vor seinem Amtsantritt wurde Monti zum Senator auf Lebenszeit bestellt. Damit ist er automatisch im nächsten italienischen Parlament mit einem Sitz vertreten. Anders als bei der Lufthansa hat der italienische Staat den Status "Senator" auf Lebenszeit noch nicht aus Spargründen abgeschafft.