Politik

EU-Kommission überzieht Haushalt und fordert 10 Milliarden Euro von Staaten

Lesezeit: 1 min
04.10.2012 16:17
Die EU hat kein Geld mehr für Leistungen aus dem Europäischen Sozialfonds und das Studentenaustauschprogramm ERASMUS. Bis Ende Oktober müssen auch alle Forschungssubventionen eingestellt werden. Über einen Nachtragshaushalt wird bereits verhandelt. Griechenland und Spanien sind am stärksten betroffen.
EU-Kommission überzieht Haushalt und fordert 10 Milliarden Euro von Staaten

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Aktuell: Draghi lehnt EZB-Schuldenschnitt in Griechenland ab

Was lange klar war, ist nun Realität: Die EU-Kommission braucht mehr noch Geld von ihren Mitgliedsländern. Die Haushaltslücke beträgt 10 Milliarden Euro. Das Europäische Forschungs- und Rahmenprogramm wurde schon im Juni mit Hilfsbudgets aufgestockt, jedoch befürchtet der Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Europäischen Parlament Alain Lamassoure, dass bis Ende Oktober für Forschung kein Geld mehr übrig sei.

Gleiches gilt für den Europäischen Sozialfonds, der arbeitslosen Fabrikarbeitern Lohnersatzleistungen ausschüttet, sowie das Studentenprogramm ERASMUS. Genau die Bereiche Bildung, Forschung und Soziales, in die die EU verstärkt investieren wollte, gehen jetzt leer aus. Zu allem Überfluss müssen Länder, welche die entsprechenden EU-Subventionen aus eigener Kasse vorgeschossen haben, auch noch entschädigt werden.

EU-Kommissar Janusz Lewandowski spricht von einer „absurden Situation“, da besonders viele Zahlungen gleichzeitig fällig werden. Das Jahr 2012 ist das vorletzte in der Finanzperiode und viele schon vor Jahren genehmigte Projekte werden nun zum Abschluss gebracht und abgerechnet. Das sei der Grund für den Engpass, sagte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der FTD.

Dabei war eine Lücke im EU-Haushalt schon im November 2011 abzusehen. Damals sagte Lewandowski: „Es besteht die Gefahr, dass die Europäische Kommission nächstes Jahr nicht genügend Mittel zur Verfügung haben wird, um ihre Verpflichtungen gegenüber den Empfängern von EU-Geldern - europäische Regionen und Städte, Unternehmen und Wissenschaftler - in vollem Umfang erfüllen zu können." Ohne zusätzliches Geld entgehen den finanzschwachen Ländern Spanien rund 900 Millionen Euro und Griechenland rund 600 Millionen Euro an Subventionen, so EurActiv.

Nun wird bereits über die Höhe eines Nachtragshaushaltes diskutiert, der vermutlich am 23. Oktober verabschiedet wird. Für kontroverse Diskussion sorgt dann sicher auch die Debatte um den nächsten EU-Finanzhaushalt 2013 bis 2020. Die Länder wollen einer Steigerung der Auszahlung von drei Prozent zustimmen, die Kommission verlangt sechs Prozent. Die Kommission muss sich bemühen, mit ihrer Haushaltspolitik nicht die Fehler zu machen, die sie ihren krisengeschüttelten Mitgliedsländern vorwirft.

Weitere Themen:

Krise am deutschen Arbeitsmarkt: Absatzeinbruch bei Daimler

Wegen Inflation: EZB lässt Leitzins unverändert

Spekulanten greifen bei Spanien-Bonds zu


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.

DWN
Politik
Politik So wollen die Schweiz und die EU enger zusammenarbeiten
21.12.2024

Die Schweiz ist nicht in der EU, aber es gibt etliche Abkommen. Doch die sind teils veraltet. Das soll sich nun ändern. Was bedeutet das...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: Eine Erinnerung an ausreichend Risikokontrolle
21.12.2024

Die vergangene Woche brachte einen deutlichen Ausverkauf an den Aktienmärkten, der von Experten als gesunde Entwicklung gewertet wird....