Finanzen

EU zweifelt an Defizit-Berechnungen von Spanien

Nach Aussagen von EU-Kommissar Olli Rehn ist Spaniens Haushaltsplan für 2013 viel zu optimistisch kalkuliert. Die Befürchtung nimmt zu, dass der Haushalt und der Stresstest nur Teil einer Bilanzkosmetik um die Gunst der EU sind. Der Chef der spanischen Zentralbank rät, neue Sparmaßnahmen vorzubereiten. Die Möglichkeiten für einen Bailout werden erschwert.
05.10.2012 11:59
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Angela Merkel reist am Dienstag überraschend nach Griechenland

Die Zweifel der EU an Spaniens Fähigkeit das Sparziel für 2013 zu erreichen, erschweren den Weg für Ministerpräsident Rajoy zu einem Bailout. Nach Einschätzungen von Olli Rehn basiert der Plan das Defizit des BIP nächstes Jahr um 4,5 Prozent zu senken, auf exzessiv optimistischen Annahmen, zitiert Bloomberg den EU-Kommissar mit Verweis auf zwei Quellen. Die EU hatte Spanien bei einem Treffen in Madrid für die Umsetzung der Pläne bereits mehr Zeit eingeräumt (mehr hier). „Die Befürchtung nimmt zu, dass der Haushalt für 2013 und der Stresstest Teil einer Bilanzkosmetik sind, um die Unterstützung der EU zu erhalten“, sagte Thomas Costerg von der Standard Chartered Bank in London der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Zuvor war EZB-Chef Mario Draghi Spanien mit seiner Ankündigung entgegengekommen, Staatsanleihen von finanzschwachen EU-Staaten aufkaufen zu wollen. Daraufhin hat Ministerpräsident Rajoy jedoch alle Berichte über einen bevorstehenden Bailout durch die EU zurückgewiesen. Einerseits versucht Deutschland einen Bailout-Antrag hinauszuzögern und scheint Druck auf die spanische Regierung auszuüben (hier) und andererseits verlässt sich Rajoy auf die nach der Ankündigung der EZB gefallenen Zinssätze – diese Wirkung wird allerdings bald verpuffen (hier).

Die spanische Wirtschaft darf nächstes Jahr nur um 0,5 Prozent schrumpfen, um die Planungen der spanischen Regierung zur Verringerung des Defizits nicht zu gefährden. Analysten rechnen jedoch mit einer Kontraktion von 1,3 Prozent. Auch der Zentralbank-Chef Luis Maria Linde hält die angestrebten Ziele ebenfalls für „durchaus optimistisch“. Allerdings rät er Ministerpräsident Rajoy dazu, neue Sparmaßnahmen vorzubereiten, um die Vorlagen der EU zu erreichen. Spanien braucht mindestens 100 Milliarden Euro, um das Loch im Bankensektor zu stopfen (mehr hier).

Im November wird die spanische Regierung ihre Wirtschaftsprognose für 2013 veröffentlichen. Spätestens dann wird sich zeigen, ob weitere Maßnahmen notwendig werden. Seit Rajoy das Amt des Ministerpräsidenten aufgenommen hat, gab es in Spanien bereits fünf Steuererhöhungen. Der Protest der Bevölkerung entlud sich letzte Woche erneut in Aufständen in Madrid (hier).

Weitere Themen

Frankreichs Wirtschaft stagniert

Italienische Banken fordern Verlängerung der EZB-Finanzspritzen

Beck attackiert kritischen Bürger: „Maul halten!“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...

DWN
Politik
Politik Nato-Gipfel 2025 in Den Haag: Moskau offiziell Hauptbedrohung - Europa zahlt, Trump entscheidet
25.06.2025

Donald Trump in Den Haag: Europa muss zahlen, wenn es die USA im Bündnis halten will. Während Nato-Staaten um Ausnahmen betteln, droht...

DWN
Politik
Politik Hasspostings: Bundesweite Polizeiaktion wegen rechtsradikaler Hetze im Internet
25.06.2025

Unter Federführung des Bundeskriminalamts geht die Polizei bundesweit gegen mutmaßliche Verfasser von Hass und Hetze im Internet vor. In...

DWN
Politik
Politik Nach Luftschlägen: Iran kündigt Neustart seines Atomprogramms an
25.06.2025

Die Waffen ruhen – doch im Hintergrund laufen die Zentrifugen. Trotz US- und israelischer Angriffe auf seine Atomanlagen kündigt der...

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögensmigration: Millionäre und ihr Kapital verlassen Europa
25.06.2025

Ein Report prognostiziert europäischen Ländern eine Abwanderung von Millionären – besonders betroffen ist Großbritannien, aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliarden winken: Revolut-Chef erhält „Elon-Musk“-Deal
25.06.2025

Ein Geheimvertrag mit gewaltigen Summen: Revolut-Chef Nikolaj Storonskij winken über 9 Milliarden Euro, wenn er den Börsenwert in...