Deutschland

EZB-Neubau verstößt gegen Frankfurter Denkmalschutz

Der neue EZB-Hauptsitz in Frankfurt ist fast fertig. In seiner Ausführung widerspricht der Milliardenbau eigentlich dem Stadtentwicklungsplan der Bankenmetropole. Nun beklagt die Nachbarschaft Ostend: Auch Denkmalschutz-Richtlinien wurden ignoriert.
06.11.2012 23:07
Lesezeit: 1 min

Die Europäische Zentralbank (EZB) baut sich in Frankfurt einen 185 Meter hohen Wolkenkratzer. Die Baukosten liegen inzwischen bei mehr als einer Milliarde Euro, sagte EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen beim Richtfest. Bis 2013 soll der Neubau fertig sein. Da er jedoch vier Kilometer von der berühmten Frankfurter Skyline entfernt ist, widersprachen die Planungen eigentlich dem Stadtentwicklungsplan der Bankenmetropole. Dieser sollte unter anderem sicherstellen, dass die Skyline nicht zerrissen wird, denn die Hochhäuser im Bankenviertel sind zum weltweiten Erkennungszeichen der Stadt geworden. Die Skyline sollte bewahrt werden.

Doch für die EZB hat man in Frankfurt eine Ausnahme gemacht. „Von einer EZB darf man nicht erwarten, dass sie allen Vorgaben der Hochhausentwicklungsplanung folgen wird“, sagte Martin Hunscher vom Frankfurter Stadtplanungsamt dem Medienprojekt Eurozone Ostend. Als Institution der europäischen Union komme der EZB eine besondere Bedeutung zu. „Deshalb haben sich Magistrat und die Stadtverordnetenversammlung der Stadt Mühe gegeben, dass die EZB auch in Frankfurt bleibt”, so Hunscher. Hinter solchen Entscheidungen stünden immer auch wirtschaftspolitische Interessen. Die Stadtverordneten hätten sich deshalb bewusst dazu entschlossen, ihre Prinzipien über Bord zu werfen.

Der EZB-Neubau falle aufgrund seiner Größe „völlig aus dem Rahmen“, sagte auch Doris Letzgus vom Nachbarschaftszentrum Ostend den Deutschen Wirtschafts Nachrichten. Die Entscheidung für den EZB-Neubau im Ostend wurde schon im Jahr 2002 getroffen. Der Stadt fehlte es an Investoren für die denkmalgeschützte Großmarkthalle. Daher verkaufte sie das Areal an die EZB für den Bau ihres neuen Hauptsitzes. Doch dabei sei der Denkmalschutz „umgangen worden“, so Doris Letzgus. Von der Großmarkthalle sei nicht viel geblieben. Die Menschen im Bezirk müssten sich seit Jahren mit steigenden Mieten arrangieren, sagte Letzgus. Es sei auch noch nicht abzusehen, wie sich die Mieten entwickeln werden, wenn das Gebäude erst einmal fertig sei. Manche Vermieter machten nichts und warteten ab, „bis die EZB kommt“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kursgewinne oder Verluste: Anleger hoffen auf drei entscheidende Auslöser für Börsenrally
18.07.2025

Zölle, Zinsen, Gewinne: Neue Daten zeigen, welche drei Faktoren jetzt über Kursgewinne oder Verluste entscheiden. Und warum viele...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wenn Kunden nicht zahlen: So sichern Sie Ihre Liquidität
18.07.2025

Alarmierende Zahlen: Offene Forderungen in Deutschland sprengen die 50-Milliarden-Euro-Marke. Entdecken Sie die Strategien, mit denen Sie...