Politik

Angst vor der Verantwortung in der Krise: Italienische Parteien buckeln vor Monti

Die italienischen Politiker verstecken sich immer lieber hinter Monti: Er versteht sich prima mit der Finanzindustrie. Dass er keine echten Reformen eingeleitet hat, ist den Parteien sehr recht. Nun treten vermehrt Pressure-Groups auf, die sich für einen Verbleib des Goldman-Bankers in der Politik starkmachen.
23.11.2012 23:52
Lesezeit: 1 min

In Italien will keiner mehr politische Verantwortung übernehmen. Die Probleme sind zu komplex geworden, die meisten Politiker warten in der zweite Reihe ab und kassieren ihre Diäten lieber im Stillen.

Daher finden sie immer mehr Gefallen an der Idee, Mario Monti weiterzuverpflichten: Er kennt die Finanzindustrie und hat es verstanden, Italien in den vergangenen Monaten aus den Schlagzeilen zu bringen. Daher buckeln die italienischen Politiker jetzt regelrecht vor dem in der Bevölkerung sehr unbeliebten Monti (verheerende Umfragewerte - hier). Denn die Politiker hoffen, im Windschatten Montis eine ruhige Diäten-Kugel auch in der Krise schieben zu können. Im italienischen Fernsehen und bei seinem Staatsbesuch in Frankreich sagte etwa der italienische Präsident Napolitano, dass Monti sich nicht selbst zur Wiederwahl stellen brauche. Er sei ja bereits „Senator auf Lebenszeit" und müsse deshalb nicht für einen Platz kandidieren. Außerdem stünde Mario Monti jedem nach der Wahl zur Verfügung, der eine "Stellungnahme, einen Beitrag von ihm wolle oder ihn verpflichten" möchte, fuhr Napolitano fort. Die Finanzindustrie Italiens würde Monti auch nach der Wahl in einer zweiten Amtszeit sehen (hier). Monti selbst hatte mehrmals bekräftigt sein Amt weiter zu erfüllen, wenn keine arbeitsfähige Regierung gebildet werden kann.

Nun forderte die Partito Democratico, Monti solle den derzeitigen Präsidenten Napolitano nach dessen Amtsende im Mai kommenden Jahres beerben. Zuvor hatte Pier Luigi Bersani, Vorsitzender der Demokratischen Partei, Monti empfohlen, nicht für ein weitere Amtszeit zu kandidieren, um seiner überparteilichen Position nicht zu schaden, berichtet Reuters. In den aktuellen Umfragewerten liegt die Partito Democratico vorn.

Weitere Themen

Schlechte Geschäfte im Inland: Umsatzsteuer-Einnahmen brechen weg

Neue EU-Schwerpunkte: Mehr Geld für Bauern und Bürokraten

Finanzexperte sieht Frankreich im Epizentrum einer neuen Euro-Krise

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...

DWN
Politik
Politik China investiert Milliarden – Trump isoliert die USA
18.07.2025

China bricht alle Investitionsrekorde – und gewinnt Freunde in aller Welt. Trump setzt derweil auf Isolation durch Zölle. Wer dominiert...

DWN
Finanzen
Finanzen Energie wird unbezahlbar: Hohe Strom- und Gaskosten überfordern deutsche Haushalte
18.07.2025

Trotz sinkender Großhandelspreise für Energie bleiben die Kosten für Menschen in Deutschland hoch: Strom, Gas und Benzin reißen tiefe...

DWN
Finanzen
Finanzen Finanzen: Deutsche haben Angst um finanzielle Zukunft - Leben in Deutschland immer teurer
18.07.2025

Die Sorgen um die eigenen Finanzen sind einer Umfrage zufolge im europäischen Vergleich in Deutschland besonders hoch: Acht von zehn...