Politik

Bart und der Prophet: Türkei bestraft Simpsons wegen Gotteslästerung

23.000 Euro Strafe verlangt der Oberste Rat für Hörfunk und Fernsehen in der Türkei vom TV-Sender CNB für die Ausstrahlung einer bestimmten Folge der bekannten US-Serie „Die Simpsons“. In der Episode des Anstoßes wird Gott unter dem Kommando des Teufels gezeigt.
04.12.2012 12:01
Lesezeit: 1 min

Nach Angaben des Obersten Rats für Hörfunk und Fernsehen in der Türkei (RTÜK) sei die Strafe gegen den Privatsender CNBC-E erhoben worden, weil sich in der besagten Folge über Gott lustig gemacht werde. Junge Menschen würden zu Gewalt ermutigt, da die Simpsons Folge Morde als Teil von Gottes Ordnung darstelle und obendrein dazu ermutige, am Silvesterabend Alkohol zu trinken.

„Einer der Charaktere missbraucht den Glauben eines anderen, um diesen zu Morden aufzurufen“, zitiert die türkische Zeitung Hürriyet den Bericht von RTÜK. „In einer Szene wird sogar öffentlich eine Bibel verbrannt und Gott und der Teufel werden in menschlichen Körpern gezeigt.“ In einer anderen Szene würde Gott dem Teufel einen Kaffee servieren, was durchaus als eine Beleidigung religiöser Überzeugungen angesehen werden könne. Konkret geht es um die Geschichte „Dial D for Diddly“ innerhalb der Halloween-Episode „Treehouse of Horror XXII“.

Die Simpsons sind in der Türkei nicht das einzige Opfer von staatlicher Kritik bzw. strafrechtlicher verfolgung. Erst kürzlich hatte der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan die türkische TV-Serie „Das prächtige Jahrhundert“ gerügt. Er beschuldigte die Macher, historische Tatsachen zu verzerren, und forderte sogar juristische Schritte einzuleiten. Schon mehrmals gab es Aufrufe an den Radio- und Fernsehrat (RTÜK), die Serie zu. In einem anderen Fall wurde der Rat bereits aktiv. Zwar wurde die beliebte türkische TV-Serie “1 Erkek 1 Kadın” nicht verboten oder mit einer Geldstrafe belegt, dafür mussten jedoch die auf dem Bildschirm in wilder Ehe lebenden Hauptdarsteller heiraten. Schon mehrmals hatte die RTÜK die Serie kritisiert. Die Behörde warf den Autoren vor, das Publikum zu außerehelichen Affären zu ermutigen. Außerdem wird das zusammenlebende Paar oft als sexuell aktiv dargestellt.

Erst Anfang des Jahres 2012 wurden nach Barbie die Simpsons auch aus dem Iran verbannt. Im Februar reihten sich Bart und seine Familie, die 1989 das erste Mal ausgestrahlt wurden und seither in über 100 Ländern laufen, ein in eine lange Liste von Spielzeugfiguren ein, die das Regime verboten. Alle Produkte der Serie wurden mit einem Verkaufsverbot belegt. Das Argument des staatlichen Instituts für die intellektuelle Entwicklung von Kindern: Bart, Lisa, Maggie, Homer und Marge hätten einen schlechten Einfluss auf den iranischen Nachwuchs. Auch die Filme seien nicht mehr erwünscht. „Wir wollen diesen Cartoon nicht länger durch den Import des Spielzeugs promoten”, so Ministeriumssprecher Mohammad Hossein Farjoo gegenüber der Tageszeitung “Shargh”. Seltsamerweise sind die beiden amerikanischen Superhelden Superman und Spiderman aber bisher verschont geblieben.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Berkshire Hathaway-Aktie: Warren Buffetts Abgang belastet – wie viel Substanz bleibt?
22.06.2025

Berkshire Hathaway verliert nach Buffetts Rückzug an Kurswert. Die Aktie steht unter Druck – und der Markt stellt die Zukunft des...