Politik

Erstmals in den Lehrplänen: Europas Kinder lernen Mandarin

Mit der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung Chinas spielt auch die chinesische Sprache in Europa eine immer größere Rolle. Bisher fand der Chinesisch-Unterricht vor allem außerhalb staatlicher Schulen statt. Nun findet Mandarin in vielen Ländern Einzug in die offiziellen Lehrpläne.
19.12.2012 00:12
Lesezeit: 2 min

Gerade hat Bundeskanzlerin Angela Merkel gefordert, die Jugend Europas müsse mehr Sprachen lernen. So könnten die Jugendlichen dort arbeiten, wo sie gebraucht würden (mehr hier). Dabei hatte sie wohl eher europäische Sprachen im Blick, doch der europäische Trend ist ein anderer: Die Kinder in ganz Europa blicken verstärkt nach China und lernen Mandarin.

Zum ersten Mal wird die Sprache aus dem Reich der Mitte ein weit verbreiteter Bestandteil der nationalen Lehrpläne. Auch in Deutschland hat die Zahl der Schulen, die Chinesisch anbieten, in den letzten fünf Jahren deutlich zugenommen, so das Kultusministerium.Während es 2008 noch 160 Schulen waren, gab es 2011 bereits 232 Schulen mit Chinesischunterricht.

Die Nachfrage nach Chinesischkursen ist so groß, dass die Eltern auch im Internet nach Lernmaterialien und TV-Sendungen suchen. Einige Eltern lassen ihre Kinder schon ab einem Alter von drei Jahren Chinesisch lernen, um ihnen den entscheidenden Vorteil auf dem globalen Arbeitsmarkt mitzugeben.

Hanban, das chinesische Nationalbüro zum Lernen von Chinesisch als Fremdsprache, bringt weltweit ein Netzwerk von Konfuzius Klassenzimmern auf den Markt, um die wachsende Nachfrage nach chinesischen Sprachkursen zu erfüllen. „Eltern denken an die langfristigen Vorteile, die ihre Kinder vom Lernen der chinesischen Sprache haben werden“, zitiert China Daily Tina Zheng, eine Lehrerin am Chinesischen Lernzentrum in London. Hier werden Chinesisch-Kurse für Kinder ab drei Jahren angeboten.

„Ich denke der Hauptgrund ist, ihnen mehr Möglichkeiten zu geben“, erklärt Zheng. Die Eltern hätten verstanden, dass ihre Kinder vielleicht nicht in einem Job landen, bei dem sie Chinesisch sprechen, aber wenigstens erhalten sie die Möglichkeit dazu. Eltern mit einer stark multinationalen Perspektive, die etwa im internationalen Recht oder im Finanzwesen arbeiteten, seien besonders interessiert daran, dass ihre Kinder früh mit Chinesisch beginnen, ergänzt Zheng. Ein 11-wöchiger Vorschulkurs mit einer Unterrichtsstunde pro Woche kostet die Eltern circa 210 Euro.

Das Lernen ist einfacher, solange man jung ist, sagt Rugang Lu von der Britisch-Chinesischen Sprachlerngesellschaft. „Kinder sind eher in der Lage, die gesprochene Sprache und die Schriftzeichen gleichzeitig aufzunehmen. Erwachsene sind analytischer.“ Sie versuchten, die Theorie dahinter zu verstehen und das könne länger dauern, erklärt Lu. Kinder nähmen das Wort einfach auf und akzeptieren es, Erwachsene wollten wissen, warum das funktioniert.

Der linguistische Vorteil der Kinder könne natürlich dadurch aufgehoben werden, dass es für Vorschulkinder schwieriger sei, sich zu konzentrieren. Am Chinesischen Lernzentrum in London sei es entscheidend, eine Balance zu finden zwischen Lehre und Unterhaltung, so Zheng. „Es ist wichtig, das Lernen angenehm zu gestalten, ihr Interesse wach zu halten und sie nicht unter Druck zu setzen.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Trumps Handelskrieg zwingt EU und China zu einer Annäherung – doch der Preis ist hoch
26.04.2025

Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China zwingt die EU zu einem Strategiewechsel. Doch der geopolitische Preis ist hoch...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB in der Zwickmühle: Zinssenkung befeuert Immobilienmarkt – Gefahr einer neuen Kreditblase?
26.04.2025

Der Druck auf die Europäische Zentralbank wächst, während die Zinsen sinken und der EURIBOR neue Tiefstände markiert. Was bedeutet das...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Funkmast auf Futterwiese: Das verdienen Landwirte mit Mobilfunkmasten
26.04.2025

Wer als Landwirt ungenutzte Flächen oder Scheunendächer für Mobilfunkanbieter öffnet, kann mit Funkmasten stabile Zusatzeinnahmen...

DWN
Panorama
Panorama Generation Z lehnt Führungspositionen ab – Unternehmen müssen umdenken
25.04.2025

Die Generation Z zeigt sich zunehmend unbeeindruckt von traditionellen Karrierewegen und Führungspositionen im mittleren Management. Eine...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Reichster Ostdeutscher: Wie ein Unternehmer einen kleinen DDR-Betrieb zum globalen Player macht
25.04.2025

Rekord-Umsatz trotz Krisen: Der Umsatz von ORAFOL betrug im Jahr 2024 betrug 883 Millionen Euro – ein Rekordjahr trotz Wirtschaftskrise....

DWN
Politik
Politik Rentenbeiträge und Krankenkasse: Sozialabgaben werden weiter steigen
25.04.2025

Gerade bei der Rente hat die kommende Merz-Regierung ambitionierte Pläne. Doch gemeinsam mit den Krankenkassenbeiträgen droht...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gold im Höhenrausch: Wenn Trump das Gold sieht, wird es gefährlich
25.04.2025

Der Goldpreis steht kurz davor, einen historischen Rekord nicht nur zu brechen, sondern ihn regelrecht zu pulverisieren. Die Feinunze Gold...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Autoindustrie unter Druck: Zollkrieg sorgt für höhere Preise und verschärften Wettbewerb
25.04.2025

Der Zollkrieg zwischen den USA und Europa könnte die Auto-Preise in den USA steigen lassen und den Wettbewerb in Europa verschärfen....