Finanzen

Italien sperrt Vatikan-Konten: Papst kann nicht mehr mit Kreditkarte zahlen

Unheilige Methoden des Vatikan haben die italienische Zentralbank zu einem drastischen Schritt veranlasst: Sie sperrte den gesamten Kreditkarten-Verkehr und alle Geldautomaten im Vatikan. Begründung: Der Kirchenstaat ignoriere die internationalen Vorschriften gegen die Geldwäscherei.
04.01.2013 17:06
Lesezeit: 1 min

Aktuell

Spanien plündert Pensionsfonds für Käufe von Staatsanleihen

Das wäre Joseph Kardinal Ratzinger in Bayern niemals passiert: Wenn er heute in seinem Staat Geld abheben möchte oder etwas per Kreditkarte bei Amazon bestellt, wird er abgewiesen. Das Oberhaupt der Katholischen Kirche bekommt kein Bargeld mehr. das liegt jedoch nicht daran, dass Benedikt XVI. sein Konto überzogen hat.

In Italien spitzt sich vielmehr ein Streit zwischen der italienischen Zentralbank und dem Vatikanstaat zu. Ohne Bargeld kann man im Vatikanstaat nicht mehr bezahlen. Grund dafür ist die Entscheidung der italienischen Zentralban, alle elektronischen Zahlungen mit Kreditkarten und sämtliche Kreditkarten im Vatikan zu sperren. Die Bank of Italy begründet ihre Entscheidung damit, dass der Vatikan nicht in vollem Umfang den internationalen Anti-Geldwäsche Vorschriften nachkomme. So wurde etwa der Einheit der Deutschen Bank, die ein Netz von Geldautomaten im Vatikan betreibt, seit Anfang des Jahres die Genehmigung für diese von der italienischen Zentralbank entzogen.

Die Bemühungen des Staates bei der Bekämpfung der Geldwäsche und des Terrorismus wurden im vergangenen Juli in einer Studie als unzureichend bewertet. Der Vatikan kam nur neun der 16 zentralen Empfehlungen der Experten des Europarates nach, zitiert die FT den  Bericht von Moneyval. Der Stadtstaat Vatikan müsse noch wichtige Punkte umsetzen, um zu demonstrieren, dass in der Praxis eine wirksame Bankenaufsicht existiere, so der Bericht. Erst dann könne der Vatikan in die weiße Liste der Europäischen Kommission aufgenommen werden. Nur, wer sich auf dieser Liste befindet, entspricht den internationalen Standards bei der Bekämpfung von Steuerbetrug und Geldwäsche.

Der Leiter des vatikanischen Pressebüros, Pater Federico Lombardi, betonte jedoch gegenüber der FT, dass bereits Gespräche mit anderen Anbietern im Gange seien. „Wir gehen davon aus, dass die Unterbrechung der Kreditkarten-Dienstleistungen kurz sein wird“, fügte er hinzu. Eine weitere nicht genannte Quelle sagte, am Montag solle ein neuer Anbieter bekannt gegeben werden.

In jedem Falle müssen auch Touristen in den kommenden Tagen ausreichend Geld mitnehmen, wenn sie in den Vatikan reisen und beispielsweise die Sixtinische Kapelle besuchen wollen. Auf der Webseite des Vatikanischen Museums wurde bereits darauf hingewiesen, dass „aus Gründen, die außerhalb der Kontrolle der Direktion des Museums liegen“, keine elektronischen Zahlungen möglich wären.

Weitere Themen

Aigner: Lebensmittel werden wieder teurer

Draghi sei Dank: Auf dem Bond-Markt wird wieder spekuliert

Griechenland: Neue Finanzlücke wegen immer mehr fauler Kredite

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Immer mehr XRP- und ETH-Inhaber wenden sich still und leise an OPTO-Miner, um 3.000 Dollar pro Tag zu verdienen

Im derzeit unberechenbaren Kryptomarkt entscheiden sich immer mehr Anleger dafür, langsamer zu werden und sich nicht mehr von...

DWN
Politik
Politik Kommt die Senkung der Stromsteuer für alle? Bundesregierung droht Dämpfer im Bundesrat
09.07.2025

An der Entscheidung der Bundesregierung, die Stromsteuer nicht – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – auch für alle Bürger und...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutsche Goldreserven: Hoher Goldpreis, explodierende Staatsschulden – sollte die Bundesbank Gold zu Geld machen?
09.07.2025

Rekordschulden, Rekordausgaben: Der Bundeshaushalt steuert unter der schwarz-roten Regierung bis 2029 auf ein 850 Milliarden Euro schweres...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft OPEC+ erhöht Förderung deutlich – Ölpreise unter Druck
09.07.2025

Die OPEC+ überrascht mit einer weit stärkeren Förderausweitung als erwartet – mit möglichen Folgen für die Weltwirtschaft,...

DWN
Technologie
Technologie Rekordfahrt auf Strom: Lucid überquert Alpen – E-Auto schafft 1205 Kilometer
09.07.2025

Ein neuer Reichweitenrekord zeigt, wie leistungsfähig moderne Elektroautos inzwischen sind: Ein Fahrzeug des US-Herstellers Lucid hat mit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft und KI: Jeder zweite Arbeitnehmer zweifelt an Deutschlands wirtschaftlicher Zukunft
09.07.2025

Eine aktuelle Umfrage zeigt: Viele Beschäftigte sind skeptisch, ob Deutschland im Zeitalter der künstlichen Intelligenz wirtschaftlich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Grünes Image unter Druck: EU plant strengere Regeln für Umweltwerbung
09.07.2025

Begriffe wie „klimaneutral“ oder „biologisch abbaubar“ begegnen Verbraucherinnen und Verbrauchern inzwischen fast überall – von...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturplan: Eine Chance für europäische Bauunternehmen?
09.07.2025

Deutschland plant das größte Infrastrukturprogramm seiner Geschichte. Doch es fehlen Bauarbeiter. Können andere europäische Firmen und...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs stabil trotzt Milliardenbewegung: Anleger bleiben dennoch vorsichtig
08.07.2025

80.000 Bitcoin aus der Satoshi-Ära wurden bewegt – doch der Bitcoin-Kurs blieb stabil. Was hinter dem Rätsel steckt, warum Investoren...