Politik

Kreislauf des Todes: Das große Geschäft mit dem Hunger

Lesezeit: 1 min
21.01.2013 02:36
Die Deutsche Bank hält an Spekulationen mit Nahrungsmitteln fest, die ihrer Ansicht nach nicht für die massiven Preisanstiege der letzten Jahre verantwortlich sind. Verbraucherschützer warnen vor Hungerskatastrophen, die durch die fortgesetze Spekulation ausgelöst werden können. Auch das fortgesetzte Gelddrucken durch die Zentralbanken treibt die Nahrungspreise.
Kreislauf des Todes: Das große Geschäft mit dem Hunger

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Deutsche Bank wird an der Spekulation mit Nahrungsmitteln festhalten, sagte Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen im Rahmen der Lebensmittelmesse „Grüne Woche“ in Berlin. Verbraucherschützer hatten wiederholt die Spekulation mit der von den großen Zentralbanken zur Verfügung gestellten Liquidität für die massiv steigenden Lebensmittelpreise verantwortlich gemacht. Dies veranlasste die Deutsche Bank 2012 dazu, einen Ausstieg aus ihren entsprechenden Geschäften zu prüfen.

Doch entsprechende Untersuchungen hätten keinen Zusammenhang zwischen der Spekulation mit Lebensmitteln und dem Hunger in der Welt ergeben, erklärte Fitschen die Position der Deutschen Bank. Das Gegenteil sei der Fall. Agrar-Derivate hätten eine wichtige Funktion im weltweiten Handel. Sie böten etwa Nahrungsmittelproduzenten die Möglichkeit, sich gegen fallende Preise abzusichern. Deshalb habe sein Institut entschieden, „im Interesse der Kunden“ weiterhin Finanzinstrumente auf Agrarprodukte anzubieten, so Fitschen.

Auch Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe sieht in der Spekulation nicht die Ursache für steigende Preise, sondern in einer verfehlten Politik etwa beim Biosprit (mehr hier). Er räumte jedoch ein, dass Spekulationen zu höherer Volatilität führen könnten, die es aber ohnehin gebe. Denn vor allem realwirtschaftliche Faktoren wie Dürren und Kriege sind für die Preisschwankungen verantwortlich. Und der langfristige Preisanstieg bei den Nahrungsmitteln hat seine Ursache einerseits im fortgesetzten Gelddrucken der großen Zentralbanken (mehr hier) und andererseits in den Agrar-Subventionen der westlichen Länder (mehr hier).

Die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch versucht seit langem, die Deutsche Bank zu einem Rückzug aus den Spekulationen mit Nahrungsmitteln zu bewegen. Unter dem Slogan „Hände weg vom Acker, Mann!“ hatte sie eine Unterschriftenaktion gegen Josef Ackermann, den damaligen Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank gestartet (mehr hier).

Die Entscheidung des Instituts, an der Lebensmittel-Spekulation festzuhalten, bezeichnete Foodwatch-Gründer Thilo Bode als „in hohem Maße unverantwortlich“, zitiert ihn Reuters. Die von der Deutschen Bank vertriebenen Finanzprodukte führten „zu spekulativen Preisblasen“ und könnten somit auch weiterhin „Hungerkatastrophen auslösen“, so Bode. Auch der Investor Jeremy Grantham warnte im letzten Jahr vor zunehmendem Hunger auf der Welt, da die Düngemittel und die zur Verfügung stehende Ackerfläche an ihre Grenze gelangt seien (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschlands Exporte: Rückgang auf wichtigen Weltmärkten
13.12.2024

Der deutsche Export verliert an Schwung: Im Oktober schrumpften die Ausfuhren deutlich, vor allem in die USA und China. Hohe Energiekosten,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Institut: Ausbildungsmarkt in Deutschland stagniert
13.12.2024

Der Ausbildungsmarkt steht still: Trotz wachsender Bewerberzahlen stagniert die Zahl der neuen Ausbildungsverträge. Unternehmen und...

DWN
Politik
Politik Polen: keine Soldaten in die Ukraine
13.12.2024

Polens Premier Donald Tusk stellt sich gegen die Idee, Soldaten in die Ukraine zu schicken. Zu groß seien die Belastungen durch den Krieg...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trump und die deutschen Exporte: Auswirkungen hoher Zölle auf die Automobilindustrie
13.12.2024

Trump wird wieder Präsident und kündigt an, die europäischen Waren mit Zöllen zu belegen - ein weiterer Horror für die deutsche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Gelingt im VW-Tarifstreit eine Einigung vor Weihnachten?
12.12.2024

Im Tarifstreit bei VW liegen die Positionen noch weit auseinander. Bringt ein Verhandlungsmarathon kommende Woche nun den Durchbruch?

DWN
Unternehmen
Unternehmen ifo-Umfrage: Keine Trendwende für Selbstständige in Sicht - Wirtschaftskrise und Auftragsmangel bedrohen Existenz
12.12.2024

Viele Soloselbstständige und Kleinstunternehmen starten mit finanziellen Sorgen ins neue Jahr. Mehr als ein Drittel plant, die...

DWN
Finanzen
Finanzen Mezzanine-Blase: Wie fragwürdige Immobilien-Finanzierungen für Pensionskassen und Versorgungswerke zur Gefahr werden
12.12.2024

Wenn Apotheker, Anwälte und Ärzte ihre Altersvorsorge organisieren, fließen regelmäßig Milliarden in fragwürdige Immobilienprojekte....

DWN
Finanzen
Finanzen Europas schwächelnde Konjunktur: EZB senkt Zinsen erneut
12.12.2024

Die Sorgen um die Wirtschaft im Euroraum haben zugenommen. Niedrigere Zinsen könnten die Konjunktur ankurbeln. Volkswirte gehen davon aus,...