Unternehmen

Schweizer Steuern: EU-Forderungen gefährden den Mittelstand

Die EU will das Schweizer Steuersystem dem europäischen Standard unterwerfen. Damit wird vor allem der Spielraum der mittelständischen Unternehmen eingeengt.
01.02.2013 00:55
Lesezeit: 1 min

Die Pauschalbesteuerung großer, internationaler Unternehmen, die einen Firmensitz in der Schweiz haben, ist international zahlreicher Kritik ausgesetzt. Obwohl die einzelnen Kantone durch die Ansiedelung dieser Unternehmen bislang noch von sprudelnden Steuereinnahmen profitieren, müssen andere Länder zusehen, wie die Einnahmen erfolgreicher Unternehmen der eigenen Wirtschaft in die Schweiz abwandern.

Die EU will die Fiskalunion politisch vorantreiben. Die Tage der freien Gestaltung ihres Steuersystems dürfen für die Kantone gezählt sein (mehr hier). Das Steuersystem der Schweiz steht vor einem Wendepunkt. Das Bankgeheimnis wurde bereits aufgehoben, was zu Ausfällen bei den Steuereinnahmen der Kantone führt. Als nächstes will sich die EU die Steuerregimes der Schweiz mit den ausländischen Konzernen vorknüpfen. Dann sind auch für den Bund Steuereinnahmen in Höhe von 3,8 Milliarden Franken pro Jahr in Gefahr, wie der Tagesanzeiger berichtet.

Auch die Besteuerung von Privatpersonen wird sich verändern. Frankreich hat bereits angekündigt, französische Staatsbürger, die in der Schweiz leben, extra besteuern zu wollen. Dies gilt auch im Falle einer Erbschaft, die ein Schweizer seinen französischen Nachkommen hinterlässt. Die Attraktivität des Standortes Schweiz für ausländisches Kapital steht auf dem Spiel.

Aus diesem Hintergrund ergibt sich ein Dilemma für die Politik: Die Sonderregimes können nicht ersatzlos gestrichen werden, da ansonsten die Unternehmen schlagartig das Land verlassen würden und der Steuerausfall ein tiefes Loch in die Staatskasse des Bundes reißen würde. Andererseits können die Kantone die Steuersituation für ausländische Unternehmen nur attraktiv halten, wenn sie sie für alle Firmen so stark senken, dass ausländischen Firmen kein Nachteil entsteht. Auch mit dieser Maßnahme sind Steuerverluste –  diesmal für die Kantone –  verbunden.

Vermutlich werden die finanziellen Nachteile einer Reform des Schweizer Steuersystems auf das schwächste Glied der Kette umgelegt – auf den Mittelstand. Höhere Steuern und Abgaben werden folgen, vor denen kleine und mittlere Unternehmen (KMU) nicht so einfach fliehen können. Die Mehrbelastung kann durch Aufschläge bei den Studiengebühren, beim öffentlichen Verkehr, beim Gesundheitswesen, bei Schulen und bei den Sozialabgaben zum Tragen kommen. Global Player hingegen können mit der reinen Androhung einer Firmensitzverlegung bessere Steuerdeals verlangen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutschlands Brücken sind marode – reicht eine Finanzspritze aus?
20.04.2025

Deutschlands Brücken sind in einem kritischen Zustand – ein aktuelles Beispiel ist die A100-Brücke in Berlin. Die sogenannte...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...