Bei einer Umfrage des Manager Magazins in Zusammenarbeit mit dem GfK-Verein wurden 11.000 Anleger in neun europäischen Ländern zu ihrer Einschätzung der Geldwertentwicklung in Europa befragt. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Deutschen (72%) glaubt, dass die Inflation bis zum Jahr 2018 um mehr als zwei Prozent steigen wird.
Auch in Frankreich, Polen, Großbritannien, Spanien und Portugal glaubt nur noch ein Drittel der Bürger daran, dass die EZB ihr Maximalziel von zwei Prozent bei der Inflationsrate einhalten kann. Damit ist das Vertrauen der Europäer in ihre Zentralbank erschüttert. Allen Umfragen zum Trotz bekräftigte EZB-Chef Mario Draghi am Freitag auf dem Gipfel der G-20 in Russland, den Kurs des Euro nicht manipulieren zu wollen.
Infolge des Abwertungswettlaufes zwischen Japan und den USA nahm der Wert des Euro in den vergangenen Monaten ständig zu (mehr hier). Der französische Präsident Francois Hollande forderte daher, die EZB solle den Kurs des Euro in den Keller treiben (mehr hier). Draghi versicherte in einem Bericht des Guardian, der Euro sei nicht überbewertet, sondern die Wechselkurse befänden sich „in der Nähe des langfristigen Durchschnittswertes“.
Desweiteren glaube Draghi nicht daran, dass es nachhaltig sei, durch eine erhöhte Ausgabepolitik die Nachfrage in Europa zu steigern. Angesichts eines drohenden Währungskrieges (hier) könnte die EZB jedoch bald gezwungen werden, mit dem Gelddrucken zu beginnen, um den Export der Eurozone zu schützen.
Aber nicht nur die EZB hat Einbußen beim Vertrauen der Bürger hinzunehmen. Auch die sozialen Versicherungssysteme stehen in der Kritik bei mehr als der Hälfte der europäischen Bevölkerung. Wie sich herausstellt, zu Recht: Wieder war es Hollande, der heute bekannt geben musste, das Rentensystem Frankreichs reformieren zu wollen, um das Sparziel der EU einhalten zu können (mehr hier). Kürzungen sind daher für die Rentner in Frankreich kurzfristig nicht ausgeschlossen.
Ungebrochen ist das Vertrauen der Europäer in die selbstgenutzte Immobilie als Geldanlage. In der Schweiz bildet sich gerade die nächste Immobilienblase, da die Preise aufgrund der Kapitalzuflüsse in den Alpenstaat stetig steigen. Die Banken sehen sich bereits dazu gezwungen, ihr Eigenkapital aufzustocken, um das Schlimmste zu vermeiden (hier). Sparbücher und Lebensversicherungen werden indes als schlechte Geldanlage bewertet.
Das fehlende Vertrauen in die Finanzbranche äußert sich auch in dem Sparverhalten der Europäer: Fast ein Drittel will in Zukunft weniger sparen. Nur sechs Prozent der Bürger wollen ihre Spareinlagen aufstocken. Die Europäer glauben offenbar, die Bedrohung einer Hyperinflation (hier) könnte bald real werden. Dann gäbe es nämlich auch keinen Grund mehr, sein Geld zu sparen.