Finanzen

Umfrage: Europäer fürchten um ihre Renten

Weniger als ein Drittel aller Europäer trauen der EZB die erfolgreiche Steuerung der Geldpolitik zu. Die Menschen erwarten einen stärkeren Anstieg der Inflation. Eine ähnlich pessimistische Einschätzung haben die Europäer in Bezug auf ihre Renten.
15.02.2013 15:29
Lesezeit: 2 min

Bei einer Umfrage des Manager Magazins in Zusammenarbeit mit dem GfK-Verein wurden 11.000 Anleger in neun europäischen Ländern zu ihrer Einschätzung der Geldwertentwicklung in Europa befragt. Das Ergebnis: Mehr als zwei Drittel der Deutschen (72%) glaubt, dass die Inflation bis zum Jahr 2018 um mehr als zwei Prozent steigen wird.

Auch in Frankreich, Polen, Großbritannien, Spanien und Portugal glaubt nur noch ein Drittel der Bürger daran, dass die EZB ihr Maximalziel von zwei Prozent bei der Inflationsrate einhalten kann. Damit ist das Vertrauen der Europäer in ihre Zentralbank erschüttert. Allen Umfragen zum Trotz bekräftigte EZB-Chef Mario Draghi am Freitag auf dem Gipfel der G-20 in Russland, den Kurs des Euro nicht manipulieren zu wollen.

Infolge des Abwertungswettlaufes zwischen Japan und den USA nahm der Wert des Euro in den vergangenen Monaten ständig zu (mehr hier). Der französische Präsident Francois Hollande forderte daher, die EZB solle den Kurs des Euro in den Keller treiben (mehr hier). Draghi versicherte in einem Bericht des Guardian, der Euro sei nicht überbewertet, sondern die Wechselkurse befänden sich „in der Nähe des langfristigen Durchschnittswertes“.

Desweiteren glaube Draghi nicht daran, dass es nachhaltig sei, durch eine erhöhte Ausgabepolitik die Nachfrage in Europa zu steigern. Angesichts eines drohenden Währungskrieges (hier) könnte die EZB jedoch bald gezwungen werden, mit dem Gelddrucken zu beginnen, um den Export der Eurozone zu schützen.

Aber nicht nur die EZB hat Einbußen beim Vertrauen der Bürger hinzunehmen. Auch die sozialen Versicherungssysteme stehen in der Kritik bei mehr als der Hälfte der europäischen Bevölkerung. Wie sich herausstellt, zu Recht: Wieder war es Hollande, der heute bekannt geben musste, das Rentensystem Frankreichs reformieren zu wollen, um das Sparziel der EU einhalten zu können (mehr hier). Kürzungen sind daher für die Rentner in Frankreich kurzfristig nicht ausgeschlossen.

Ungebrochen ist das Vertrauen der Europäer in die selbstgenutzte Immobilie als Geldanlage. In der Schweiz bildet sich gerade die nächste Immobilienblase, da die Preise aufgrund der Kapitalzuflüsse in den Alpenstaat stetig steigen. Die Banken sehen sich bereits dazu gezwungen, ihr Eigenkapital aufzustocken, um das Schlimmste zu vermeiden (hier). Sparbücher und Lebensversicherungen werden indes als schlechte Geldanlage bewertet.

Das fehlende Vertrauen in die Finanzbranche äußert sich auch in dem Sparverhalten der Europäer: Fast ein Drittel will in Zukunft weniger sparen. Nur sechs Prozent der Bürger wollen ihre Spareinlagen aufstocken. Die Europäer glauben offenbar, die Bedrohung einer Hyperinflation (hier) könnte bald real werden. Dann gäbe es nämlich auch keinen Grund mehr, sein Geld zu sparen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...