Politik

EU bremst Staaten aus: Börsensteuer soll Klima-Wandel finanzieren

Einnahmen in Höhe von etwa 35 Milliarden Euro soll die Finanztransaktionssteuer im Jahr bringen. Geld, das die nationalen Regierungen schon teilweise in ihre Budgets eingeplant hatten. Doch die EU-Kommission will die Gelder selbst verwalten: Im Kampf gegen Armut und den Klimawandel.
28.02.2013 17:16
Lesezeit: 1 min

Elf europäische Länder haben sich entschieden, eine Finanztransaktionssteuer einzuführen. Eine Steuer, deren Einnahmen diese gern nutzen würden, um ihre eigenen Finanzen aufzubessern (für Deutschland wären das etwa zwei Milliarden Euro jährlich – hier). Immerhin geht die EU davon aus, das damit jährlich zwischen 30 und 35 Milliarden Euro eingenommen werden können.

Aber die EU-Kommission verplant die Einnahmen durch diese neue Steuer schon anderweitig. Die Finanztransaktionssteuer soll demnach für den Kampf gegen Armut und den Klimawandel eingesetzt werden. „Ich wünsche mir, dass die Mitgliedsländer das wirklich ernst nehmen“, sagte der EU-Kommissar für Entwicklung, Andris Piebalgs, am Mittwoch in Brüssel. Die Steuer sei eine neue Finanzquelle und „sollte auf jeden Fall genutzt werden, um unseren unerfüllten Versprechungen nachzukommen und nicht zur Schließung irgendwelcher Lücken“, zitiert der EUObserver den EU-Kommissar.

So hinken Deutschland und Italien beispielsweise mit ihren Versprechungen hinterher, 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens (BNE) bis 2015 in den Kampf gegen die Armut zu investieren. Die Anti-Armuts-Kampagne Call macht sogar darauf aufmerksam, dass Deutschland tatsächlich nur 0,39 Prozent des BNE dafür ausgebe. Frankreich und Spanien sind auch noch nicht ihren Zusagen nachgekommen. Schweden Dänemark, die Niederlande und Luxemburg hingegen haben bereits mehr als notwendig investiert. 2005 wurden die BNE-Zusagen der EU-Länder festgelegt. In der EU insgesamt sollten dementsprechend Investitionen gegen Armut und Klimawandel in Höhe von 0,56 Prozent für das Jahr 2010 investiert eingesetzt werden. Es waren aber aufgrund der nicht gehaltenen Zusagen nur 0,43 Prozent – 18 Milliarden Euro weniger als geplant.

1,3 Milliarden Menschen weltweit leben in bitterster Armut, etwa 670 Millionen junge Menschen sind arbeitslos, haben keine Ausbildung und wenig Aussicht auf Verbesserung ihrer Situation. Das und der allgemeine Rückgang an fruchtbarem Land sowie sauberen Wasser führt dem EU-Kommissar Piebalg zufolge zu einer globalen Instabilität. Ein Beispiel wie sich Aspekte innerhalb der EU auf die Armut auswirken ist die Rolle der EU bezüglich des Drogenhandels. Die Nachfrage nach Drogen in der EU hat vor allem in Afrika deutliche Spuren zu hinterlassen, so Pierre Lapaque, der regionale Zuständige der UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime) für West- und Zentralafrika. Kolumbianische Drogenkartelle würden vermehrt afrikanische Länder als Transitrouten in die EU nutzen und dort ein kriminelles Netzwerk, eine korrupte politische Klasse und eine ganze Generation von Drogensüchtigen hinterlassen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Steuerpauschalen - diese 10 Pauschalen sollten Sie kennen
23.05.2025

Sie müssen nicht alle Kosten in Ihrer Steuererklärung konkret angeben, denn es gibt für viele Fälle Steuerpauschbeträge. Wir stellen...

DWN
Technologie
Technologie Heizungsgesetz-Reform sorgt für hitzige Diskussionen im Bundestag
23.05.2025

Die Heizungsgesetz-Reform bleibt auch nach dem Regierungswechsel ein Reizthema. Wie entwickelt sich die Gesetzgebung weiter?

DWN
Politik
Politik Merz bei Brigade in Litauen: Jeder Zentimeter Nato-Gebiet wird verteidigt
23.05.2025

Die Stationierung der Brigade Litauen markiert eine sicherheitspolitische Wende für Deutschland und Europa. Ist das die Antwort auf...

DWN
Technologie
Technologie Elon Musk digitalisiert die US-Regierung – und entlässt dabei zehntausende Mitarbeiter per Algorithmus
23.05.2025

Was als Effizienzprogramm begann, entwickelt sich zur Machtprobe zwischen Technologie, Datenschutz und Demokratie. Wie KI das Herz der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trotz anhaltender Konjunkturschwäche: Deutsche Wirtschaft legt stärker zu als erwartet
23.05.2025

Die deutsche Wirtschaft überrascht mit einem Wachstum über den Erwartungen – trotz weltweiter Unsicherheiten. Doch reicht das für eine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wifo-Szenario "Zollkrieg mit den USA": Welche Folgen das hätte und welche Industrien besonders betroffen wären
23.05.2025

Ein möglicher Zollkrieg mit den USA bedroht Deutschlands Schlüsselbranchen. Wie gravierend wären die Folgen tatsächlich – und welche...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoinkurs aktuell: Nach Rekordhoch bei 112.000 US-Dollar bleibt Bitcoin stabil
23.05.2025

Nach dem Bitcoin-Rekordhoch am Donnerstag hält sich der Bitcoinkurs aktuell weiter auf hohem Niveau. Die Kursrally bei der wichtigsten...

DWN
Politik
Politik Pufferzone: Ukraine stellt sich entschieden gegen Putins Forderungen
23.05.2025

Putins Idee einer Ukraine-Pufferzone sorgt international für Empörung. Doch wie reagiert Kiew wirklich? Und was bedeutet das für die...