Politik

Österreich: Hohe Staats-Quote hemmt freie Wirtschaft

Lesezeit: 1 min
01.03.2013 01:54
Die Wirtschaft Österreichs ist zwar stärker als der europäische Durchschnitt, aber dennoch reformbedürftig. Wifo-Chef Aiginger unterbreitet Reformvorschläge und fordert eine Wirtschaftsstrategie bis 2025.
Österreich: Hohe Staats-Quote hemmt freie Wirtschaft

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Neuesten Daten des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) zufolge sind die hohe Steuerquote, das unterfinanzierte Bildungssystem und die finanzielle Instabilität der Stadtverwaltungen die größten Schwachstellen der Wirtschaft. Reformen sollten zuerst an diesen Stellen ansetzen.

Für WIFO-Chef Karl Aiginger ist die Staatsquote Österreichs viel zu hoch. Die Ausgaben des Staates übersteigen derzeit 50 Prozent des BIP, heißt es einem Bericht von Friedl News zufolge.  Zum Vergleich: Die Staatsquote Deutschlands ist mit 45 Prozent wesentlich geringer. Auch die Verwaltung in Österreich sei viel zu teuer. Spekulationen von Ländern und Gemeinden mit öffentlichen Geldern sollten verboten werden.

Das Steuersystem sei „unfair und kompliziert. Die Lohnnebenkosten müssten gesenkt werden. Von der Einführung einer Steuer auf Eigentum müsse abgesehen werden. Probleme gibt es auch im Bildungssystem: Jeder vierte Schüler könne Texte nicht vernünftig lesen und verstehen, beklagt Aiginger.

Für das laufende Jahr erwartet das WIFO-Institut ein Wachstum von einem Prozent. Eine Korrektur der Prognose hält Aiginger für unwahrscheinlich. Trotz der oben genannten Schwächen liegt die Leistung der österreichischen Wirtschaft seit über 12 Jahren über dem EU-Durchschnitt – für Aiginger „ganz ungewöhnlich“. Im letzten Quartal des vergangenen Jahres ist die Wirtschaft nämlich um 0,2 Prozent geschrumpft.

Um das Wachstum auch in Zukunft nachhaltig und kräftig zu halten, fordert Aiginger eine langfristige Wirtschaftsstrategie bis 2025. Forschung und Entwicklung müsse mehr unterstützt werden. Im Energie- und Umweltsektor müsse Österreich eine Führungsrolle übernehmen.

Für den Arbeitsmarkt sollen Facharbeiter aus Spanien, Portugal und Griechenland angeworben werden. Nach einer Frist von fünf Jahren sollen diese Gastarbeiter das Land wieder verlassen, ausgestattet mit neuen Kenntnissen und einem kleinen Startkredit. Das würde beiden Seiten nutzen.

Um Steuerhinterziehung zu vermeiden, solle das Bankgeheimnis aufgehoben werden. Die Löhne müssten sich in den nächsten Jahren moderat entwickeln, damit ein höherer Anreiz bestehe, länger zu arbeiten. Mittel- bis langfristig müsse auch das Pensionsalter angehoben werden, mit hohen Abschlägen bei vorzeitigem Renteneintritt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...