Politik

EU rät Mitarbeitern bei Griechenland-Reise: „Fälschen Sie Ihren Lebenslauf!“

Lesezeit: 1 min
05.03.2013 00:35
Die EU-Kommission fürchtet offenbar Attacken gegen ihre Mitarbeiter in Griechenland: In einer E-Mail rät die Kommission Mitarbeitern, die nach Griechenland geschickt werden, ihre Tätigkeit zu verheimlichen und am besten einen Fake-Lebenslauf zum Besten zu geben. Die E-Mail ist mit dem Buchstaben „J“ unterschrieben. Nun wird gerätselt, wer in der Kommission den Vornamen „J“ trägt.
EU rät Mitarbeitern bei Griechenland-Reise: „Fälschen Sie Ihren Lebenslauf!“

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Die griechische Zeitung To Vima hat eine Email veröffentlicht, aus der die nackte Angst der EU-Kommission vor den griechischen Bürgern spricht. Die E-Mail, deren Echtheit von der Kommission unterdessen bestätigt wurde, rät ihren Mitarbeitern der Kommission, niemandem zu sagen, dass sie für die EU arbeiten.

In der Mail heißt es: „Der Taxifahrer, der Sie zum Hotel bringt und der Ladenbesitzer an der Ecke müssen nicht wissen, dass Sie für eine europäische Institution arbeiten. Wenn man Sie fragt, was Sie machen, sprechen Sie über Ihren früheren Job oder der Beruf Ihres besten Freundes.“ Die EU-Mitarbeiter sollten eine „uninteressante Lebensgeschichte erfinden“, sich nicht in der Nähe von Fenstern während Protesten aufzuhalten, und keine „aggressiven Reaktionen“ von Demonstranten zu „provozieren“. Die EU-Mitarbeiter sollten keine sensiblen Dokumente in Restaurants und Bars mitbringen. Schon die „mildeste Reaktion kann von den Protestierenden falsch interpretiert werden“.

Die EU-Kommission bestätigte die Ratschläge. In einer E-Mail an das WSJ schrieb ein EU-Offizieller, die Ratschläge seien nichts Besonderes, sondern „allgemeine Reise-Hinweise“. Sie seien mit der griechischen Polizei abgesprochen. Ob vergleichbare „Reise-Hinweise“ auch für andere Länder gegeben werden, vermochte der Sprecher nicht zu sagen.

Besonders strittig ist der Beginn der E-Mail, in der es heißt, dass man eine Anzahl von „X“ Toten bei kommenden Ausschreitungen in Griechenland erwarte. Die Email ist mit „J“ unterschrieben.

Diese Einleitung sei keine offizielle Position der EU. Wer „J“ sei soll, weiß man in Brüssel ebenfalls nicht. J? J? Wer in der Kommission heißt bloß „J“ mit Vornamen? EU-Kommissions-Präsident José Manuel Barroso hat sich zu dem spektakulären Dokument noch nicht geäußert.

Seine griechische Kollegin, Kommissarin Maria Damanaki, zeigte ich dagegen empört. Griechenland sei sicher, die E-Mail sei eine Beleidigung für das griechische Volk. Damanaki forderte eine Untersuchung, wer die die Mail geschrieben habe.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Finanzen
Finanzen Der komplette Guide zur Bankvollmacht: Sicherheit und Flexibilität im Finanzmanagement
03.05.2024

Eine Bankvollmacht kann entscheidend dafür sein, Sicherheit und Flexibilität in Ihren finanziellen Angelegenheiten zu gewährleisten....

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fleischersatz auf dem Vormarsch: Deutschland erlebt Produktionsboom
03.05.2024

Vegetarische und vegane Fleischersatzprodukte gewinnen in Deutschland an Beliebtheit: Produktion verdoppelt sich seit 2019. Fleischkonsum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft OWZE-Prognose 2024: Minimales Wirtschaftswachstum für Deutschland erwartet
02.05.2024

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OWZE) geht von einem minimalen Wirtschaftswachstum für Deutschland...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Investitionstief: Rückgang setzt Wirtschaft unter Druck
02.05.2024

Deutschlands Attraktivität für ausländische Investitionen schwindet weiter: 2023 markiert den niedrigsten Stand seit 2013. Manche...

DWN
Politik
Politik 1.-Mai-Demonstrationen: Gewerkschaften fordern dringend Gerechtigkeit
02.05.2024

Am Tag der Arbeit kämpfen Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. Ihre Spitzenvertreter betonten die Notwendigkeit von...

DWN
Politik
Politik Militärhistoriker Lothar Schröter im DWN-Interview: Die Folgen des Massenmords von Odessa 2014
02.05.2024

Der Militärhistoriker Lothar Schröter ordnet im DWN-Interview den Massenmord in Odessa vom 2. Mai 2014 ein. Dabei geht er auch auf die...

DWN
Politik
Politik DWN-Interview: Ukraine-Krieg - Zehn Jahre nach dem Massenmord von Odessa
02.05.2024

Am 2. Mai 2014 ist es in der ukrainischen Stadt Odessa zu einem Massenmord gekommen, bei dem fast fünfzig Menschen qualvoll ums Leben...

DWN
Technologie
Technologie Infineon vor herausforderndem Quartal: Augenmerk auf Zukunftsaussichten
02.05.2024

Der Chiphersteller Infineon sieht schwieriges Quartal voraus, mit moderaten Rückgängen und angespanntem Automobilmarkt. Wie geht es...