Unternehmen

Peinlich: EU-Kommission beauftragte Microsoft, sich selbst zu überwachen

Lesezeit: 1 min
06.03.2013 22:19
Heftige Blamage für die EU-Kommission: Sie musste bei der Pressekonferenz zur Millionen-Strafe gegen Microsoft eingestehen, bei der Kontrolle des Software-Riesen komplett versagt zu haben. Die Aufsicht über die Einhaltung der Auflagen hatte die Kommission nämlich keinen unabhängigen Dritten, sondern Microsoft selbst übertragen.
Peinlich: EU-Kommission beauftragte Microsoft, sich selbst zu überwachen

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Der Softwarekonzern Microsoft wurde von der EU-Kommission zu einer Strafe verurteilt. 561 Millionen Euro Strafe muss der Software-Gigant an die EU zahlen. Microsoft hatte sich nicht an seine Zusage gehalten, den europäischen Kunden eine größere Wahlfreiheit bei den Internet-Browsern anzubieten. Dies sei das erste Mal, dass „die Kommission einem Unternehmen wegen der Nichteinhaltung eines Verpflichtungsbeschlusses eine Geldbuße auferlegen muss“, hieß es in der Mitteilung der Kommission.

Die Strafe offenbarte einen geradezu abenteuerlichen Dilettantismus der EU-Kommission. Dieser war nämlich ganze zwei Jahre gar nicht aufgefallen, dass Microsoft die EU-Auflagen einfach ignorierte - und keinen anderen Browser anbot. Erst als Google und Opera den Konkurrenten Microsoft bei der EU anschwärzten, wurde diese tätig. Am Mittwoch wurder der zuständige EU-Kommissar Joaquín Almunia gefragt, wie denn das habe passieren können. Almunia druckste herum und sagte, man habe sich auf die Angaben des von der Kommission beauftragten Trustees, also eines Aufpassers, verlassen. Auf drängende Nachfragen der Journalisten, wer denn der Trustee gewesen sei, musste Alumnia schließlich eingestehen: Die EU-Kommission hatte ausgerechnet Microsoft beauftragt, Microsoft zu überwachen.

Alumia schob die Schuld auf seine Vorgängerin Neelie Kroes (die Chefin von Baron von und zu Guttenberg). Diese war zwar in der Tat verantwortlich für die Bestellung Microsofts zur Selbst-Überwachung. Almunia übernahm den Job von Kroes jedoch im Jahr 2010 - und hat also auch zwei volle Jahre geschlafen. Er sagte, die Kommission sei naiv gewesen - und gelobte Besserung. Konsequenzen für ein derart schlampiges Verhalten sind in den Maastrichter Verträgen nicht vorgesehen.

Es ist nicht das erst Mal, dass die EU gegen Microsoft generell vorgeht. Aufgrund wettbewerbswidriger Geschäftspraktiken waren bereits mehrere Kartellverfahren gegen das Software-Unternehmen durchgeführt worden. Die Strafen beliefen sich dabei auf 2,16 Milliarden Euro. Aber auch in einzelnen EU-Ländern gerät Microsoft immer mehr in den Mittelpunkt. Dänemark beispielsweise fordert von dem Unternehmen Steuernachzahlungen in Höhe von 780 Millionen Euro (hier).

 


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...

DWN
Finanzen
Finanzen Tarifverhandlungen 2024 könnten Preisanstieg befeuern - es droht Inflationsspirale
18.04.2024

Die anstehenden Tarifverhandlungen in den großen Industrien bedrohen die Preisstabilität in Deutschland: Eine IW-Studie sieht das...

DWN
Politik
Politik Festnahmen in Bayern: mutmaßliche Agenten mit Russlandverbindungen
18.04.2024

Die zwei Männer sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Fachkräftemangel bedroht Mittelstand mehr als teure Energie
18.04.2024

Ein Mangel an geeignetem Personal ist für viele Firmen in Deutschland Alltag. Im Mittelstand ist der Fachkräftemangel laut einer neuen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mercedes trotzt dem Trend: Jetzt soll sogar ein Maybach-Van die Besserverdiener locken
18.04.2024

Das Interesse an Elektro-Fahrzeugen in Deutschland ist verhalten. Während VW und Tesla das bei den Zulassungszahlen bemerken, nutzen die...

DWN
Politik
Politik Warum Kürzungen in der Flüchtlingspolitik nicht hilfreich sind
18.04.2024

Immer mehr Politiker und Wirtschaftsexperten fordern eine Neuanpassung der Asylpolitik. Aktuell finden kontroverse Maßnahmen wie...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Iran-Israel-Konflikt: Führt das Krisentreffen in Israel mit Baerbock und Cameron zur Deeskalation?
17.04.2024

Bei Gesprächen mit israelischen Politikern bemühen sich Annalena Baerbock und David Cameron, einen möglichen Vergeltungsschlag gegen den...