Politik

Russische Oligarchen: Über Zypern-Haircut können wir nur lachen

Lesezeit: 2 min
24.03.2013 13:10
Die meisten russischen Oligarchen sehen dem Kahlschlag in Zypern gelassen entgegen: Sie haben ihre Gelder längst außer Landes gebracht – oft über andere Firmen in Steueroasen wie den British Virgin Islands.
Russische Oligarchen: Über Zypern-Haircut können wir nur lachen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die meisten russischen Oligarchen haben beim Zypern-Haircut nichts zu befürchten: Sie haben ihr Geld schon längst außer Landes gebracht: Als Igor Zyuzin, der Inhaber des an der New Yorker Börse gelisteten Kohl- und Stahlriesen Mechel von Reuters gefragt wurde, ob ihm Verluste drohen, lachte der Oligarch dem Reporter ins Gesicht: „Sie müssen verrückt sein!“ - er habe sein Geld natürlich schon längst rausgeholt!

Mikhail Fridman, die Nummer 50 unter den reichsten Männern der Welt, verkaufte am Freitag seinen Anteil an der Ölfirma TNK-BP an den russischen Staatskonzern Rosneft und kassierte dafür 5,1 Milliarden Dollar.

Ein Teil seiner Investment-Firma Alfa Group hat seinen Sitz auf Zypern. Auf der Website des Unternehmens steht, dass die Firma gegenwärtig und zukünftig in keiner Weise von der Zwangs-Abgabe betroffen sein wird.

Als in den vergangenen Wochen die Brachial-Maßnahmen durchsickerten, haben die meisten Russen umgehend gehandelt: Sie haben die Vermögen, die in Zypern lagern, auf Tochterunternehmen in anderen Steuer-Oasen transferiert. Viele dürften auch die Eigentumsverhältnisse an den Firmen dahingehend geändert haben, dass die Firmen in Zypern, wenn die EU zugreifen will, nur noch leere Hüllen sind.

Alisher Usmanov, der reichste Mann Russlands und einer der ersten Investoren in Facebook, besitzt beispielsweise die USM Steel & Mining Group Limited in Zypern. Zugleich gibt es die USM Holding auf den Bristish Virgin Islands. Es ist für ihn eine Leichtigkeit, das Firmen-Vermögen von der Tochter auf die Holding zu transferieren. Dadurch entsteht nämlich ein Rechtsanspruch von der Mutter an die Tochter, der in einer Zeit, in der der Staat aufs Bargeld zugreift, kurioserweise mehr wert ist als das Bargeld.

Solche Konstruktionen sind innerhalb weniger Stunden erledigt. Die Firmen der russischen Oligarchen sind auf diese Art von Transaktionen spezialisiert. Sie beschäftigen nur die besten Londoner Anwaltskanzleien. Dass der am Samstag verstorbene Oligarch Boris Bereswoski 100 Millionen Pfund an Anwaltsrechnungen hatte, ist kein ungewöhnlicher Fall (hier).

Die Russen sind auch Meister im Aufbau von verschachtelten Firmen-Konstruktionen: Diese Woche wurde bekannt, dass der 19jährige Sohn des Chelsea-Eigentümers Roman Abramovich einen Anteil an einem sibirischen Ölfeld für 46 Millionen Dollar gekauft hat. Der Deal läuft über eine komplizierte Firmenkonstruktion, bei der Arkadiy Abramovich einen 45prozentigen Minderheits-Anteil an einer Treuhand-Gesellschaft hält. Auch Abramovich selbst ist mit dem Stahlriesen Evraz ebenfalls in Zypern engagiert. Die Tochtergesellschaft dort dürfte jedoch vornehmlich den Zweck gehabt haben, Abramovichs Yacht steuertechnisch günstig zu parken. Das Schiff Eclipse ist die größte Yacht der Welt.

Die Russen sorgen sich dennoch wegen Zypern: Sie haben, so sagte die Ökonomin Fiona Mullen Reuters, Zypern als Back-Office für ihre russischen Geschäfte verwendet. Hier ging es auch um Sparen: In Moskau müsse für jeden Behördengang Schmiergeld gezahlt werden, das sei teuer und in Limassol viel schneller machbar.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kommunikation im Wandel – Was es für Unternehmen in Zukunft bedeutet
25.04.2024

In einer Ära schneller Veränderungen wird die Analyse von Trends in der Unternehmenskommunikation immer entscheidender. Die Akademische...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lieferdienste in Deutschland: Bei Flink, Wolt und anderen Lieferando-Konkurrenten geht es um alles oder nichts
25.04.2024

Getir, Lieferando, Wolt, UberEats - es fällt schwer, in deutschen Großstädten beim Angebot der Essenskuriere den Überblick zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Familienunternehmer in Sorge: Land verliert an Wettbewerbsfähigkeit
25.04.2024

In einer Umfrage kritisieren zahlreiche Familienunternehmer die Politik aufgrund von übermäßiger Bürokratie und Regulierung. Besonders...

DWN
Finanzen
Finanzen So wählt Warren Buffett seine Investments aus
25.04.2024

Warren Buffett, auch als „Orakel von Omaha“ bekannt, ist eine Ikone der Investment-Welt. Doch worauf basiert seine Investmentstrategie,...

DWN
Technologie
Technologie KI-Chips trotz Exportbeschränkungen: China sichert sich US-Technologie durch die Hintertür
25.04.2024

Trotz der US-Exportbeschränkungen für Hochleistungsprozessoren scheint China einen Weg gefunden zu haben, sich dennoch mit den neuesten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Russlands Kriegswirtschaft: Putin geht das Geld nicht aus
25.04.2024

Russlands Wirtschaft wächst weiterhin, ist aber stark von der der Kriegsproduktion abhängig. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius...

DWN
Technologie
Technologie Petrochemie: Rettungsleine der Ölindustrie - und Dorn im Auge von Umweltschützern
24.04.2024

Auf den ersten Blick sieht die Zukunft des Erdölmarktes nicht rosig aus, angesichts der Abkehr von fossilen Treibstoffen wie Benzin und...

DWN
Politik
Politik Sunaks Antrittsbesuch bei Kanzler Scholz - strategische Partnerschaft in Krisenzeiten
24.04.2024

Rishi Sunak besucht erstmals Berlin. Bundeskanzler Scholz empfängt den britischen Premierminister mit militärischen Ehren. Im Fokus...