Deutschland

Piraten: Staats-Trojaner ist Verschwendung von Steuergeld

Lesezeit: 1 min
26.03.2013 00:40
Die Piraten haben das BKA beim Bundesrechnungshof angezeigt. Es sei Geldverschwendung, eine Spionage-Software zu kaufen, die man aus verfassungsrechtlichen Gründen gar nicht verwenden darf.
Piraten: Staats-Trojaner ist Verschwendung von Steuergeld

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am Montag hat die Piratenpartei Deutschland das Bundeskriminalamt (BKA) wegen Misswirtschaft beim Bundesrechnungshof angezeigt. Streitpunkt ist der Einkauf einer Trojaner-Software namens FinFisher durch das BKA, von dem die Seite netzpolitik.org aus einem geheimen Dokument des Innenministeriums erfuhr. Diese verfüge der Piratenpartei zufolge „nach ersten Informationen über ähnliche technische Möglichkeiten wie der Staatstrojaner »O‘zapft is«“, heißt es in der Mitteilung der Piratenpartei.

Bei der damaligen Software „O’zapft is“ kam die Bundesanwaltschaft 2010 in einem Gutachten zu dem Ergebnis, dass „die heimliche Infiltration eines informationstechnischen Systems mit einer forensischen Software einen Grundrechtseingriff von besonders hohem Gewicht“ darstelle.

Des Weiteren wies die Bundesanwaltschaft darauf hin, dass es für den Einsatz von Staatstrojanern keine Rechtsgrundlage gebe. Das Bundesverfassungsgericht setzte bereits in einem Urteil von 2008 einen engen rechtlichen Rahmen für den Einsatz einer solchen Software. Diese dürfe nur Telefongespräche überwachen. Eine Durchsuchung von Computern und die Übertragung anderer Inhalte seien jedoch nicht möglich. Die neue vom BKA gekaufte Software FinFisher kann jedoch unter anderem auch Tastatureingaben protokollieren, Festplatten durchsuchen oder den Wohnraum mittels Webcams und Mikrofone überwachen.

Aus diesem Grund sei der Kauf der Software FinFisher Misswirtschaft, da diese nach der Einschränkung des Bundesverfassungsgerichts von 2008 nicht eingesetzt werden dürfte, so die Piraten. Außerdem handele es sich dabei um eine Software, die in Ägypten und Syrien gegen die demokratische Opposition verwendet wird.

Bei der Piratenpartei heißt es:

Die Bundesregierung und das BKA verschwenden Millionen an Steuergeldern für Kauf und Erprobung verfassungswidriger Software. Sie begeben sich damit in schlechte Gesellschaft: Diktaturen auf der ganzen Welt nutzen FinFisher, um Demokratiebewegungen zu unterdrücken. Das BKA sollte seine Gelder lieber in die Ausbildung seiner Computerforensiker stecken und so einen tatsächlichen Sicherheitsvorteil schaffen, statt sie für verfassungswidrige Software auszugeben.

Und weiter:

Entweder ist der Einkauf des Trojaners ein Zeichen dafür, dass im Bundesministerium des Inneren mehrere Jahre alte Urteile des BVerfG nicht bekannt sind, oder – was wohl am schlimmsten wäre – man dort plant, wider besseren Wissens verfassungsrechtlich nicht gedeckte Methoden anzuwenden. Dies muss aus unserer Sicht dringend aufgeklärt werden, und wir hoffen, dass eine Prüfung durch den Bundesrechnungshof dazu beiträgt.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Automesse China 2024: Deutsche Autohersteller im Preiskrieg mit BYD, Xiaomi und Co.
25.04.2024

Bei der Automesse in China steht der eskalierende Preiskrieg bei Elektroautos im Vordergrund. Mit hohen Rabatten kämpfen die Hersteller...