Deutschland

Neues Millionen-Projekt: Steuerzahler finanziert Umbau von Berliner Flughafen Tegel

Bis 2017 soll der Masterplan für den Innstadt-Flughafen in Berlin umgesetzt werden. Insgesamt sind für das Projekt Kosten in Höhe von 139 Millionen Euro veranschlagt. Doch die Planungen sind optimistisch. Solange der neue BER-Flughafen nicht voll einsatzfähig ist, kommt auch die Umgestaltung Tegels nicht voran. Das stellt die Kosten schon jetzt infrage.
02.05.2013 01:05
Lesezeit: 2 min

Berlin plant die Umgestaltung des Flughafen Tegels. 139 Millionen Euro will der Senat dafür locker machen, bis 2017 soll alles fertig sein. Ein neuer Forschungs- und Industriepark ist geplant. Doch kommt es beim Bau des Großflughafens BER zu weiteren Verzögerungen, erhöhen sich allein deshalb schon die Kosten für Tegel. Der Steuerzahler darf sich wieder in die Tasche greifen lassen.

Am Dienstag hat der Berliner Senat dem Masterplan TXL für den Flughafen Tegel beschlossen. Auf dem Flughafengelände und dem Gebiet drum herum soll der Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologie entstehen. 2017 soll der Masterplan vollständig umgesetzt sein. Für die Planung und Erschließung des heutigen Flughafens will der Senat 139 Millionen Euro locker machen.

Urban Tech Republic“ heißt der zukünftige Forschungs- und Industriepark. Senator Michael Müller ist von dem Projekt überzeugt:

Das Ergebnis des Masterplans TXL ist ambitioniert, spannend und realistisch zugleich. Mit ‚Urban Technologies‘ werden Technologien angesprochen, die im städtischen Leben immer wichtiger werden. Es geht um Branchen mit Perspektiven, die das Portfolio der Stadt Berlin ergänzen, ohne anderen Standorten in der Region dabei Konkurrenz zu machen. Auch im internationalen Vergleich sind die Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben auf dem Gelände hervorragend.

In das derzeitige sechseckige Terminal-Gebäude soll die Beuth Hochschule für Technologie einziehen. 800 Firmen mit bis zu 15.000 Mitarbeitern sollen zusätzlich von dem Masterplan angezogen werden. „In direkter Anbindung an den Kurt-Schumacher-Platz wird das gleichnamige Quartier mit mindestens 1.000 Wohnungen entstehen“, so der Senat. 200 Hektar Heidelandschaft bleiben als Erholungsgebiet bestehen.

Doch noch gibt es viele Unwägbarkeiten, die auch die „Urban Tech Republic“ zu einem weiteren Millionen verschlingenden Projekt machen könnten. Ganz abgesehen davon, dass das Baurecht für den neuen Park noch nicht gesichert ist, ist Tegel auch von seinem neuen Adoptivbruder BER abhängig.

Die Schließung Tegels ist schon seit längerer Zeit vorgesehen. Doch die massiven Fehlplanungen beim Großstadtflughafen BER haben dazu geführt, dass der Betrieb länger als geplant in Tegel weiterging. Solange der BER nicht tatsächlich voll nutzbar ist, müssen Tegel und Schönefeld weiter laufen. Das könnte die pünktliche Umsetzung des Masterplans TXL gefährden. Der neue BER-Chef Mehdorn hatte bereits angemerkt, Tegel notfalls zur Weiternutzung frei zu halten. Und ausgerechnet das Terminal in Tegel soll als erstes umgebaut werden. Müssen hier jedoch in den kommenden drei Jahren noch weiterhin Fluggäste empfangen und verabschiedet werden, verzögert sich alles.

Die Tatsache, dass insgesamt sechs Stadtplaner bzw. Architekturbüros an dem Masterplan beteiligt sind, macht ein solches Projekt nicht überschaubarer. Geld wird der neue Technologie-Park ohnehin erst abwerfen, wenn die Unternehmen dort ihre Standorte aufbauen. Hält jedoch die Ungewissheit bezüglich des BERs und seiner Eröffnung an, wird es kaum ein Unternehmen wagen, schon frühzeitig zu planen. Zu gegenwärtig sind noch die Probleme, mit denen Unternehmen bei der verschobenen Eröffnung des BER zu kämpfen hatten. Viele haben massiv Geld verloren, sind sogar Pleite gegangen.

Für böse Überraschungen könnte auch die gestartete PetitionFür den Erhalt des Flughafens Tegels als Hauptstadtflughafen“ sorgen. Seit Januar konnte die Petition über 4.000 Stimmen für sich gewinnen. Insgesamt werden 20.000 Unterschriften benötigt, um ein Volksbegehren einreichen zu können. 69 Tage sind noch Zeit, die Zahl der Befürworter ist seit Anfang April rasant gestiegen.

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Ex-Minister Jens Spahn unter Druck: Parlament erhält teils geschwärzten Bericht zu Masken-Deals
20.06.2025

Ein vertraulicher Masken-Bericht sorgt für neuen politischen Zündstoff. Die angekündigte Offenlegung im Bundestag bleibt unvollständig...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Erhöhung Mindestlohn: Kommt 2026 eine Anhebung auf 15 Euro?
20.06.2025

Ende Juni befindet eine Kommission über eine weitere Erhöhung der Lohnuntergrenze. Eine Zahl spielte beim Wahlkampf der SPD eine große...

DWN
Panorama
Panorama Jobcenter zahlt 5000 Euro Bürgergeld für den Autokauf: "Das ist doch irre!"
20.06.2025

5000 Euro Bürgergeld für ein Auto? Das Jobcenter Dortmund sorgt mit einem Pilotprojekt für Aufsehen. Arbeitslose sollen mit Prämien in...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Israel und Iran: Der wahre Preis von Krieg, Öl und Exodus
20.06.2025

Raketenhagel, Krieg mit dem Iran, massive Auswanderung – und trotzdem explodieren Börse und Rüstungsexporte. Wie lange kann das...

DWN
Finanzen
Finanzen Ölpreis aktuell: Keine Panik, das lehrt die Geschichte
20.06.2025

Die Angriffe Israels auf iranische Energieanlagen lassen den Ölpreis aktuell klettern, Analysten warnen vor einem Flächenbrand in der...

DWN
Immobilien
Immobilien Airbnb und Co: Wann Untervermieten zur steuerlichen Pflicht wird
20.06.2025

Untervermieten kann lukrativ sein – aber auch steuerlich heikel. Welche Grenzen gelten, wann das Finanzamt mitliest und was man beachten...

DWN
Politik
Politik Diplomatie oder Krieg? Der Countdown im Nahen Osten läuft
20.06.2025

Die USA erwägen einen Angriff auf den Iran – in nur zwei Wochen könnte die Entscheidung fallen. Derweil drängen Europa und...

DWN
Technologie
Technologie Europas E-Auto-Interesse schwindet: Verbraucher unzufrieden mit Ladepreisen
20.06.2025

Trotz Klimazielen sinkt Europas Interesse an E-Autos. Hohe Preise und unzufriedene Kunden bremsen die Wende – die USA sind inzwischen...