Berlin plant die Umgestaltung des Flughafen Tegels. 139 Millionen Euro will der Senat dafür locker machen, bis 2017 soll alles fertig sein. Ein neuer Forschungs- und Industriepark ist geplant. Doch kommt es beim Bau des Großflughafens BER zu weiteren Verzögerungen, erhöhen sich allein deshalb schon die Kosten für Tegel. Der Steuerzahler darf sich wieder in die Tasche greifen lassen.
Am Dienstag hat der Berliner Senat dem Masterplan TXL für den Flughafen Tegel beschlossen. Auf dem Flughafengelände und dem Gebiet drum herum soll der Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologie entstehen. 2017 soll der Masterplan vollständig umgesetzt sein. Für die Planung und Erschließung des heutigen Flughafens will der Senat 139 Millionen Euro locker machen.
„Urban Tech Republic“ heißt der zukünftige Forschungs- und Industriepark. Senator Michael Müller ist von dem Projekt überzeugt:
Das Ergebnis des Masterplans TXL ist ambitioniert, spannend und realistisch zugleich. Mit ‚Urban Technologies‘ werden Technologien angesprochen, die im städtischen Leben immer wichtiger werden. Es geht um Branchen mit Perspektiven, die das Portfolio der Stadt Berlin ergänzen, ohne anderen Standorten in der Region dabei Konkurrenz zu machen. Auch im internationalen Vergleich sind die Rahmenbedingungen für dieses Vorhaben auf dem Gelände hervorragend.
In das derzeitige sechseckige Terminal-Gebäude soll die Beuth Hochschule für Technologie einziehen. 800 Firmen mit bis zu 15.000 Mitarbeitern sollen zusätzlich von dem Masterplan angezogen werden. „In direkter Anbindung an den Kurt-Schumacher-Platz wird das gleichnamige Quartier mit mindestens 1.000 Wohnungen entstehen“, so der Senat. 200 Hektar Heidelandschaft bleiben als Erholungsgebiet bestehen.
Doch noch gibt es viele Unwägbarkeiten, die auch die „Urban Tech Republic“ zu einem weiteren Millionen verschlingenden Projekt machen könnten. Ganz abgesehen davon, dass das Baurecht für den neuen Park noch nicht gesichert ist, ist Tegel auch von seinem neuen Adoptivbruder BER abhängig.
Die Schließung Tegels ist schon seit längerer Zeit vorgesehen. Doch die massiven Fehlplanungen beim Großstadtflughafen BER haben dazu geführt, dass der Betrieb länger als geplant in Tegel weiterging. Solange der BER nicht tatsächlich voll nutzbar ist, müssen Tegel und Schönefeld weiter laufen. Das könnte die pünktliche Umsetzung des Masterplans TXL gefährden. Der neue BER-Chef Mehdorn hatte bereits angemerkt, Tegel notfalls zur Weiternutzung frei zu halten. Und ausgerechnet das Terminal in Tegel soll als erstes umgebaut werden. Müssen hier jedoch in den kommenden drei Jahren noch weiterhin Fluggäste empfangen und verabschiedet werden, verzögert sich alles.
Die Tatsache, dass insgesamt sechs Stadtplaner bzw. Architekturbüros an dem Masterplan beteiligt sind, macht ein solches Projekt nicht überschaubarer. Geld wird der neue Technologie-Park ohnehin erst abwerfen, wenn die Unternehmen dort ihre Standorte aufbauen. Hält jedoch die Ungewissheit bezüglich des BERs und seiner Eröffnung an, wird es kaum ein Unternehmen wagen, schon frühzeitig zu planen. Zu gegenwärtig sind noch die Probleme, mit denen Unternehmen bei der verschobenen Eröffnung des BER zu kämpfen hatten. Viele haben massiv Geld verloren, sind sogar Pleite gegangen.
Für böse Überraschungen könnte auch die gestartete Petition „Für den Erhalt des Flughafens Tegels als Hauptstadtflughafen“ sorgen. Seit Januar konnte die Petition über 4.000 Stimmen für sich gewinnen. Insgesamt werden 20.000 Unterschriften benötigt, um ein Volksbegehren einreichen zu können. 69 Tage sind noch Zeit, die Zahl der Befürworter ist seit Anfang April rasant gestiegen.