Politik

Saatgut: Drei Konzerne bestimmen den Markt für Lebensmittel

Auf dem Lebensmittel-Markt findet ein gewaltiger Konzentrations-Prozess statt. Schon heute kontrollieren die Konzerne Monsanto, DuPont und Syngenta den Saatgut-Markt. Der Trend zu Uniformität und Abhängigkeit der Konsumenten ist kaum zu stoppen.
07.05.2013 01:57
Lesezeit: 2 min

Die neue EU-Verordnung für das Saatgut dürfte zu einer weiteren Konzentration auf einige wenige Konzerne führen. Der globale Lebensmittelmarkt wächst aufgrund des Anstiegs der Weltbevölkerung zwar kontinuierlich. Viel Raum für eine größere Anzahl an Lebensmittel- und Saatgut-Hersteller, möchte man meinen. Doch gerade das Gegenteil ist der Fall: Nur eine Handvoll globaler Saatgut-Konzerne teilt sich den Weltmarkt untereinander auf. Und die Konzentration steigt immer weiter.

Die Umsätze des globalen kommerziellen Saatgutmarktes wurden von der ETC Group für 2009 auf gut 27 Milliarden US-Dollar geschätzt. Die zehn größten Konzerne beherrschen 74 Prozent dieses weltweiten Saatgutmarktes. Der größte Saatguthersteller, Monsanto, kontrolliert allein 27 Prozent. Bei Zuckerrüben beträgt der Marktanteil der drei größten Saatgutproduzenten 90 Prozent, bei Mais 57 Prozent und bei Sojabohnen 55 Prozent.

1996 hielten die zehn größten Unternehmen der Saatgutindustrie zusammen noch einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent. Heute kontrollieren allein die drei umsatzstärksten Unternehmen – Monsanto, DuPont und Syngenta – 53 Prozent des Marktes. Und zu dieser horizontalen Konzentration (mehr Marktanteile für immer weniger Firmen) kommt auch noch die vertikale Konzentration dazu: Die Konzerne wollen zunehmend auch die vor- und nachgelagerten Bereich kontrollieren. Dabei geht es um die Kontrolle der Wertschöpfungskette und den Zugriff auf billige Rohstoffe.

Wie rasant die Monopolisierung voranschreitet, zeigt am besten das Beispiel Monsanto: Heute Weltmarktführer, war der Konzern bis Mitte der 1980er Jahre überhaupt nicht im Biotechnologie-Markt tätig. Seitdem verfolgt das Unternehmen eine rigorose Aufkaufpolitik unter den Mitbewerbern. Und auch die Patentierung von immer mehr Lebensmitteln trägt zur Allmacht der Konzerne entscheidend bei.

Das internationale Netzwerk „No Patents on Seeds“ berichtet, dass in der EU allein im Jahr 2010 etwa 250 Patente auf gentechnisch veränderte Pflanzen sowie weitere 100 Patente auf gentechnikfreie Pflanzen angemeldet wurden. Der Anteil von Patenten auf Pflanzen aus konventioneller Züchtung nimmt dabei insbesondere bei den Unternehmen Monsanto, Syngenta und Dupont zu und beträgt bei diesen Konzernen inzwischen etwa 20 bis 30 Prozent. Die Produktpalette umfasst viele Arten konventionell gezüchteten Gemüses wie Gurken, Tomaten, Paprika, Kürbisse und Melonen.

Nicht nur die Anzahl, sondern auch der Umfang der Patente ist äußerst problematisch: Viele Patentanträge erstrecken sich über die gesamte Lebensmittelproduktion, vom Futtermittel über das Tier bis hin zu Fleisch, Milch und Eiern. 2010 hat Monsanto beispielsweise Schutzrechte für Kekse und Margarine angemeldet, in denen seine gentechnisch veränderte Soja verarbeitet werden soll.

Nicht einmal vor der Patentierung von Tierarten und den entsprechenden Lebensmitteln macht die Entwicklung halt. Im Jahr 2010 wurden in diesem Bereich 25 Patente angemeldet. So vergab das Europäische Patentamt zum Beispiel schon Zertifikate für Fische, die mit Wachtumshormonen behandelt werden.

Die wachsende Bedeutung geistigen Eigentums verändert auch das Erkenntnisinteresse der Forschung. Die Patentierbarkeit eines Verfahrens oder Produktes wird oft wichtiger als sein allgemeiner Nutzen. Problemlösungen sind nur dann interessant, wenn sie sich als Produkte vermarkten lassen.

Diese Tendenzen werden dazu führen, dass die Herstellung der wichtigsten Lebensmittel von einigen wenigen, international tätigen Konzernen kontrolliert wird. Die Wahlfreiheit der Konsumenten wird eingeschränkt, die Abhängigkeit wird steigen. 

Vor dem Hintergrund der Zahlen der vergangenen Jahrzehnte erscheint es unwahrscheinlich, dass dieser Trend aufzuhalten ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Kommt sie doch die Pkw-Maut? CSU-Juristen wollen Abgabe für alle
08.03.2025

Das Scheitern der Maut für Autofahrer auf deutschen Autobahnen hat mehr als 240 Millionen Euro gekostet. Nun formiert sich pünktlich zur...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trump-Zölle: Welche Auswirkungen die umstrittene Zollpolitik auf Deutschland und die Welt hat
08.03.2025

Der US-Präsident setzt seine umstrittene Zollpolitik um, doch weltweit regt sich Widerstand gegen die Maßnahmen. Zunächst hatte Donald...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Leica Camera AG: Hidden Champion der Fotografie – zwischen Mythos und Moderne
07.03.2025

Sie gelten als der Porsche unter den Fotoapparaten – Kameras des Wetzlarer Herstellers Leica. Wie die Traditionsmarke mit deutscher...

DWN
Politik
Politik Trumps Feldzug gegen die Wissenschaft wird zur Chance Deutschlands
07.03.2025

In der US-Hauptstadt Washington marschieren heute Wissenschaftler aus ganz Amerika zum Kongress, um gegen Entlassungen und Einsparungen der...

DWN
Finanzen
Finanzen Euro-Dollar-Kurs: Ist der Euro die Währung der Stunde?
07.03.2025

Noch vor ein paar Wochen galt der Dollar als Währung der Stunde, der Euro schwächelte dagegen. Nun scheint das Verhältnis umgedreht. Der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Warnstreiks: Verdi legt Flughäfen lahm - halbe Millionen Passagiere bleiben am Boden
07.03.2025

Fluggäste müssen sich am Montag (10. März) auf erhebliche Einschränkungen einstellen: Die Gewerkschaft Verdi ruft zu einem ganztägigen...

DWN
Politik
Politik Schwarz-rotes Finanzpaket: AfD will Sondersitzungen mit Gang vors Verfassungsgericht sprengen - auch Linke erwägt Klage
07.03.2025

Die AfD fordert die Absage der geplanten Sondersitzungen des alten Bundestags zur Lockerung der Schuldenbremse und droht mit einer Klage...

DWN
Politik
Politik Olaf Scholz: Afghanistan-Flüge könnten juristisches Nachspiel für den Kanzler haben
07.03.2025

Hat der jüngste Charter-Flug von Afghanistan nach Deutschland rechtliche Konsequenzen für Kanzler Scholz? Für eine Anwaltskanzlei aus...