Politik

Größenwahn Fußball-WM: Schwere Ausschreitungen in Brasilien

Lesezeit: 1 min
18.06.2013 01:48
Bei einer Protestaktion in der Nähe von Rio de Janeiro gegen horrende Kosten der neuen Stadien für die nächste Fußballweltmeisterschaft kam es zu Ausschreitungen. Die Bürger protestieren aber vor allem gegen ein Wirtschaftssystem, in dem die Preise dramatisch stiegen und die Steuergelder für Prestige-Projekte verschleudert werden.
Größenwahn Fußball-WM: Schwere Ausschreitungen in Brasilien

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die enormen Staatsausgaben für Stadienbauten im Vorfeld der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft stehen in einem ungleichen Verhältnis zu den geringen Sozialleistungen der Bevölkerung. Hunderte Demonstranten haben ihrem Ärger darüber bei einer Protest-Aktion gegen den Confederations Cup in Rio de Janeiro am Sonntag Luft gemacht.

Schließlich kam es in der Nähe des Stadions zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte Tränengas und Gummi-Geschosse ein (siehe Video). Fans, die aus dem Stadion kamen, wurden in den Protest verwickelt.

Ein vergleichbares Szenario fand vor dem Eröffnung-Spiel am Samstag statt. Wie die BBC berichtet, wurden dabei 39 Menschen verletzt. „Wir brauchen die Weltmeisterschaft nicht, wir brauchen Geld für Krankenhäuser und Bildung“, heißt es auf den Plakaten der Demonstranten.

Politiker genehmigen sich 15 Monatsgehälter, Lehrer müssen mit einem Hungerlohn auskommen. Der Zustand des Gesundheitssystems ist desolat. Gleichzeitig baut die brasilianische Regierung die teuersten Stadien der Welt. Etwa 15 Milliarden Dollar werden für die Weltmeisterschaft in Bauprojekte investiert, nach Angaben von Bloomberg.

Auch in Sao Paolo kam es zu Auseinandersetzungen, nachdem eine Menschenmenge gegen zu hohe Buspreise demonstriert hat. Die Demonstranten rüsten sich mit Essig aus, ein gutes Mittel, um die Wirkung von Tränengas zu minimieren.

Diese Preise sind jedoch nur die Spitze des Eisbergs.

Der Blog Inside Favella sieht in der Entwicklung das Platzen einer gigantischen Blase und berichtet:

Sogenannte Billigkredite ohne Anzahlung liessen den Immobilienmarkt und die Verkäufe von Autos und Elektroartikeln anwachsen. Die Preise stiegen ins Unendliche, doch die Regierung heizt den Konsum weiter an. Das Lohnniveau kann schon lange nicht mehr mit der Preisschraube mithalten. Überschuldung, Zahlungsverzug und Pleiten sind die Folge. Anstatt in Infrastruktur, Bildung und Sozialwesen zu investieren, wurden in den letzten Jahren Fussballstadien gebaut. Wie alle vom Staat verwalteten Investitionen kosteten sie das Doppelte vom anfangs veranschlagten Investitiomnsvolumen. Die Zahlen kommen jetzt mit dem Beginn der Probe-WM ans Tageslicht und das Volk kotzt es einfach nur an, dass es die Rechnung bezahlen muss, sei es in Form von höheren Bustarifen oder einfach nur für einen vollen Teller Reis und Bohnen.

Weitere Demonstrationen gegen die Weltmeisterschaft sind geplant. Die brasilianischen Medien berichten nur am Rande von den Ausschreitungen. In Video-Botschaften auf Youtube versuchen Aktivisten, für die soziale Situation in Brasilien bei der Weltöffentlichkeit Aufmerksamkeit zu erregen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Panorama
Panorama Fahrraddiebe nehmen vermehrt teure E-Bikes und Rennräder ins Visier
24.04.2024

Teure E-Bikes und Rennräder sind seit Jahren immer häufiger auf den Straßen zu sehen - die Anzahl von Diebstählen und die...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank-Chef sieht Zinssenkungspfad unklar und plädiert für digitalen Euro
24.04.2024

Spannende Aussagen von Bundesbank-Präsident Joachim Nagel: Ihm zufolge wird die EZB nach einer ersten Zinssenkung nicht unbedingt weitere...

DWN
Technologie
Technologie Boom bei Gründungen von KI-Startups in Deutschland
24.04.2024

Obwohl die Finanzierung von Jungfirmen allgemein ins Stocken geraten ist, entstehen in Deutschland gerade unzählige KI-Startups. Im...

DWN
Politik
Politik USA kündigen massive Waffenlieferungen in die Ukraine an - Selenskyj äußert Dank
24.04.2024

Der US-Kongress hat die milliardenschweren Ukraine-Hilfen gebilligt. Jetzt könnte es laut Pentagon bei der ersten Lieferung sehr schnell...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Preiskrieg in China: Volkswagen im harten Wettbewerb der Elektroauto-Branche
24.04.2024

Volkswagen, lange Zeit der unangefochtene Marktführer in China, sieht sich nun einem intensiven Wettbewerb um den Elektroautomarkt...

DWN
Finanzen
Finanzen Silber im Aufschwung: Das Gold des kleinen Mannes holt auf
24.04.2024

Silber hinkt traditionell dem großen Bruder Gold etwas hinterher. In den letzten Wochen hat der Silberpreis massiv zugelegt. Was sind die...

DWN
Technologie
Technologie Habeck sieht großes Potenzial in umstrittener CO2-Einlagerung
24.04.2024

Die Technologie "Carbon Capture and Storage" (CO2-Abscheidung und -Speicherung) ist in Deutschland ein umstrittenes Thema. Inzwischen gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Frauen in Tech-Berufen: Deutliches Ungleichgewicht trotz wachsender Nachfrage
24.04.2024

Der Frauenanteil in Berufen in den Bereichen Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ist laut einer Studie niedrig....